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Finks Austria läuft gegen Milan taktisch inferior ins Debakel

Thorsten Fink und Franz Wohlfahrt meinten nach dem Milan-Spiel, dass man taktisch nicht viel ausrichten konnte. Dabei offenbarte die Fink-Elf eklatante Mängel im taktischen Bereich. Eine Taktik-Analyse von Momo Akhondi.

Im Nachhinein kam das 1:5 Debakel der Austria gegen den AC Mailand scheinbar für keinen so wirklich überraschend. Weder Verantwortliche noch die Medien hinterfragten das Auftreten der Wiener Austria ernsthaft. Vereinzelt war von „Naivität“ die Rede, Thorsten Fink beschrieb den Auftritt seiner Mannschaft als „nichts“. Dabei kommt der Trainer der Austria nach dem misslungenen Europa-League Auftakt bedenklich gut weg, wenn man bedenkt, dass seine Mannschaft taktisch absolut inferior agierte.

 

Hohes Pressing gegen den Ball, Spielaufbau mit dem Ball

Vorweg sei gesagt, dass die Wiener Austria nicht umsonst für ihr offensives Spiel, sowohl mit als auch ohne den Ball bekannt ist. Die Mannschaft von Thorsten Fink bestreitet bereits ihre dritte Saison mit einer klar erkenntlichen Spielanlage: hohes Pressing gegen den Ball, kontinuierlicher Spielaufbau mit dem Ball. Es ist bemerkenswert, dass man diese Prinzipien auch gegen den übermächtigen Gegner aus Italien nicht überdenken wollte.

 

Gegen einen Gegner wie den AC Milan mit Coach Montella, welcher nicht nur auf der individuellen, sondern eben auch auf der taktischen Ebene ein anderes Level vorweisen kann als die österreichische Bundesliga, fallen taktische Unzulänglichkeiten sofort schwerer ins Gewicht.

 

Auch wenn die Austria sehr gerne den Ball selber hat, so musste Fink sich im Vorfeld der Partie eingestehen, dass seine Mannschaft voraussichtlich weniger Ballbesitz haben wird als im Bundesliga-Alltag. Gegen den Ball wählte der Deutsche vielleicht auch deshalb ein neues System und ließ seine Violetten in einem Hybrid aus 4-1-2-1-2 und 4-1-2-3 (was man aber auch schlicht als 4-3-3 bezeichnen kann) auflaufen. Darin hatte vor allem der Koreaner Lee eine interessante Rolle.

Bild 1 – Austria zwischen Raute und 4-3-3

Lees Rolle war gegen den Ball irgendwo zwischen Zehner im Mittelfeld und Mittelstürmer zwischen Monschein und Pires. Interessant war das deshalb, weil die Höhe auf der Lee agierte vor allem von einer einzigen Person abhängte: Lucas Biglia. Nicht nur der junge Koreaner hatte gegen den Ball den Auftrag seinen direkten Gegenspieler konsequent mannzudecken. Kippte Biglia zu den Verteidigern ab, ging Lee mit und wurde so zum Stürmer.

Bild 2 – Lee muss Biglia verfolgen und landet an vorderster Front im Pressing – und gibt entsprechend den Rückraum frei

Wie auch auf Bild 2 zu erkennen, stehen die Stürmer Pires und Monschein ausgangs zu zweit gegen die drei Innenverteidiger der Mailänder Zapata, Bonucci und Romagnoli. Bereits die Ausgangsposition ist dadurch für die Austria schwer zu lösen, vor allem wenn man bedenkt, dass die Mannschaft von Fink in der Regel nicht in der Lage ist den Gegner in solchen Situationen mit leitenden Bewegungen zu manipulieren und sie in bestimmte Zonen zu zwingen. Wenn dann auch noch Biglia sich dazu gesellte, musste der AC Milan im Prinzip nur mehr die erste Pressinglinie des Gegners brechen, um die Hausherren ins Chaos zu stürzen. Eine Aufgabe, welche für den AC Milan alles andere als unlösbar war.

Bild 3 – Um Lee aussteigen zu lassen reicht ein einfacher Schritt zur Seite. Das Pressing der Austria ist ausgehebelt.

Durch einen simplen Schritt auf die Seite kann Biglia einerseits an Lee vorbei und schafft es gleichzeitig aufzudrehen und den Blick Richtung gegnerisches Tor zu richten. Der Argentinier spielt einen Vertikalpass auf Hakan Calhanoglou und dreht sich klug an Lee vorbei, wo er von Calhanoglou den Pass zurückgespielt bekommt. Hier kommt das große Problem der Austria gegen den Ball erst zum Vorschein: Dadurch, dass die Mannschaft von Thorsten Fink an diesem Abend extrem mannorientiert agierte, war das Pressing der Austria durch diesen extrem simplen Move von Biglia bereits komplett entkräftet.

Bild 4 – Biglia kommt an Lee vorbei, die restlichen Violetten sind mit Manndeckung beschäftigt weshalb der Argentinier einfach durchmarschieren kann.

Wie bereits erwähnt hatte Biglia keinerlei Probleme gegen seinen Manndecker und konnte daher locker an diesem vorbeikommen.

 

>>> Weiterlesen - Seite 2: Die gravierenden Probleme der Austria im Pressing kommen zum Vorschein

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