Transfer-Deadline: Die größten Baustellen der unteren Tabellenhälfte

Transfer-Deadline: Die größten Baustellen der unteren Tabellenhälfte

Am 5. September schließt das Transferfenster in Österreich. Auf welchen Positionen besteht bei den Vereinen auf den Bundesliga-Tabellenplätzen sieben bis zwölf der größte Handlungsbedarf?

Der heimische "Deadline-Day" naht, bis Freitag dürfen die österreichischen Bundesligisten noch Neuverpflichtungen tätigen. Während die meisten Vereine ihr Einkaufsprogramm bereits abgeschlossen haben, sollte der ein oder andere kurzfristig vielleicht doch noch ins Grübeln kommen.

Vor einem Jahr wurden Anfang September unter anderem Soumaila Diabate von Red Bull Salzburg an Blau-Weiß Linz und Furkan Demir vom SK Rapid an den TSV Hartberg verliehen. Der WAC sicherte sich am 4. September die Dienste von Chibuike Nwaiwu, einen Tag zuvor hatte Salzburg Joane Gadou verpflichtet.

Welche der sechs Vereine, die aktuell in der unteren Tabellenhälfte stecken, sollten den Markt noch einmal durchforsten? Und nach welchen Spielerprofilen gilt es Ausschau zu halten? 90minuten hat sich Beispiele überlegt.

7. Platz: SV Ried

7. Platz: SV Ried
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Der Aufsteiger hat einen beachtlichen Saisonstart hingelegt und steht nach fünf Runden als bester Verein Oberösterreichs auf dem siebten Tabellenplatz - damit kann man zufrieden sein. Auch einige Sommer-Neuzugänge wie Sechser Yusuf Maart sowie die beiden Stürmer Peter Kiedl und Kingstone Mutandwa haben bisher einen positiven Eindruck hinterlassen. Der Bedarf für weitere Verstärkungen hält sich deshalb in Grenzen, zumal mit Nicolas Bajlicz gerade noch einmal nachgelegt wurde. 

Sollten die Rieder trotzdem noch über eine weitere Verpflichtung nachdenken, wäre die Defensivzentrale ein interessanter Ansatzpunkt. Oliver Steurer, Nikki Havenaar und Michael Sollbauer sind als Dreierkette gesetzt und finden sich im System von Trainer Maximilian Senft immer wieder in riskanten Laufduellen gegen schnelle Offensivspieler. Vor allem Sollbauer hat sich dabei nicht immer glücklich angestellt, der Routinier muss sich aber trotzdem keine großen Sorgen um seinen Stammplatz machen, weil wenig Konkurrenz vorhanden ist.

Spieler

Alter

Bundesligaminuten 25/26

Bundesligaerfahrung

Michael Sollbauer

35

450

275 Spiele

Nikki Havenaar

30

450

5 Spiele

Oliver Steurer

30

450

5 Spiele

Dominik Kirnbauer

23

0

2

Auch Jonathan Scherzer (30) und Philip Weissenbacher (20) könnten im Zentrum aushelfen, sind aber eigentlich auf den Außenbahnen beheimatet. Ein zusätzlicher Innenverteidiger mit gutem Tempo würde einerseits gegen Verletzungen absichern, andererseits eine Fähigkeit ergänzen, die auf dieser Position zum Teil fehlt.

Im nächsten Spiel gegen den TSV Hartberg warten Jed Drew und Elias Havel, die auf Konter lauern werden. Bisher hat Ried auch von mangelnder Effizienz der Gegner profitiert, das wird nicht über die gesamte Saison gutgehen.

Der Kader ist groß genug, Handlungsbedarf ist nicht unbedingt gegeben - Potenzial für Verbesserungen gibt es aber trotzdem.

Vorschlag

Eigenschaften

Innenverteidiger

Tempo, Kopfballstärke, Entwicklungsfähgikeit


8. Platz: TSV Hartberg

8. Platz: TSV Hartberg
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Nach fünf Ligaspielen bleiben die Steirer schwer greifbar: Trainer Manfred Schmid lässt weitgehend passiven Konterfußball spielen, die Elemente vor der Fünferkette wurden bislang je nach Gegner adaptiert. Als Dauerbrenner im Einsatz waren Benjamin Markus - in einer defensiveren Rolle - und Tobias Kainz, der die Offensive antreiben soll.

Das Mittelfeld hat mit dem Ball in erster Linie die Aufgabe, das Spiel schnell zu machen und die beiden Spitzen Elias Havel und Jed Drew in Szene zu setzen. Gegen den Ball steht es als "Staubsauger" vor der Abwehrreihe. Was in der aktuellen Konstellation fehlt, ist ein dynamisches Bindeglied nach vorne.

Als dritter Mittelfeldspieler in der internen Hierarchie durfte zuletzt Julian Gölles Minuten sammeln. Der 25-jährige Neuzugang bringt mit einer Größe von 1,90 Metern zwar ebenfalls benötigte Physis mit, hat seine Stärken aber klar in der Defensive. Andere Kandidaten wie Dominik Prokop und Youba Diarra spielen aktuell noch keine relevante Rolle. Vielleicht findet sich noch ein Leihspieler, der das Hartberger Spiel beleben kann.

Vorschlag

Eigenschaften

Zentraler Mittelfeldspieler

Tempo, Ausdauer, Kreativität


9. Platz: Austria Wien

9. Platz: Austria Wien
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Mit dem Sieg gegen den SCR Altach ist der Wiener Austria zumindest ein kleiner Befreiungsschlag gelungen, die Enttäuschung über den Saisonstart bleibt trotzdem groß. Neben den schwachen sportlichen Ergebnissen mussten die "Veilchen" auch personell Federn lassen, durch das Europacup-Aus wurden die Verkäufe von Dominik Fitz (an Minnesota United) und Maurice Malone (an Sturm Graz) notwendig. Den Wienern fehlt also ein Spielmacher und ein Stürmer - weil das Geld fehlt, lohnen sich Gedankenspiele über mögliche Nachbesetzungen nicht.

Stattdessen ist die Austria gut beraten, Minuten an den eigenen Nachwuchs zu verteilen. Nach dem Rückzug von Jürgen Werner als Sportvorstand wurde die Rückbesinnung auf diesen Weg ja bereits angedeutet. Viele Auslöser der aktuellen Misere liegen in der Länderspielpause auf dem Schreibtisch von Stephan Helm: Die löchrige Dreier- oder Fünferkette, die mangelnde Variabilität im Spiel nach vorne, die schwache Form einiger Stammspieler. Wenn der 42-Jährige taktische Lösungen für diese Schwächen findet, sollte die Qualität im Kader auch ohne Neuzugänge für eine solide Saison reichen - vor allem, wenn sich junge Spieler wie Dejan Radonjic oder Sanel Saljic nach dem Leistungsprinzip als ernsthafte Optionen anbieten.

Vorschlag

Eigenschaften

Eigener Nachwuchs

/


10. Platz: LASK

10. Platz: LASK
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Einfach zusammengefasst steht der LASK aktuell vor zwei Problemen: Vorne will der Ball nicht ins gegnerische Tor, hinten findet er zu oft und einfach den Weg ins Eigene. Sportdirektor Dino Buric schob weiteren Neuzugängen eigentlich bereits einen Riegel vor und konzentrierte sich zuletzt auf die Vertragsverlängerungen von George Bello und Sascha Horvath.

Sollte es dabei bleiben, hängt viel an der Fitness von Maximilian Entrup, der zuletzt immer wieder angeschlagen und nicht in Bestform war. Die restliche Offensive um Samuel Adeniran, Moses Usor, Lukas Kacavenda und Krystof Danek wird im Saisonverlauf ihre Tore machen, echte Goalgetter-Qualität fehlt den Linzern aber - 90minuten hat das Spiel gegen die SV Ried analysiert.

Abhilfe schaffen könnte ein routinierter Stürmer, der die Lücke füllt, bis der nächste Perspektivspieler bereitsteht. Shon Weissman ist seit Montag ablösefrei auf dem Markt verfügbar, zu erwartende Kritik an der Verpflichtung würde man bei entsprechenden Leistungen wohl in Kauf nehmen.

Vorschlag

Eigenschaften

Stürmer

Abschlussstärke, Erfahrung


11. Platz: Grazer AK

11. Platz: Grazer AK
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Die Grazer machen unter Trainer Ferdinand Feldhofer ähnlich weiter, wie sie in der Vorsaison aufgehört haben: Mit einer strukturierten und einigermaßen robusten Defensive - die drei Offensivkräfte sind im 3-4-3 weitgehend auf sich alleine gestellt, wenn sie keine Hilfe über die Außenbahnen bekommen.

Auf der linken Seite funktioniert das Zusammenspiel zwischen Tio Cipot und Wing-Back Jacob Italiano gut. Der Australier hat einen großen Bewegungsradius und schaltet sich immer wieder in die Vorwärtsbewegung ein. Rechts spielt Dominik Frieser und kommt bislang überhaupt nicht zur Geltung.

Im Spiel gegen Sturm Graz brachte es der bald 32-Jährige über 70 Minuten auf 17 Ballkontakte im mittleren und zwei Kontakte im Angriffsdrittel - Einwürfe sind in diese Statistik nicht eingerechnet. Italiano kam alleine in der zweiten Halbzeit auf 32 bzw. sieben Kontakte in den erwähnten Zonen. Mit dem Ball konnte er immer wieder Meter machen, während Frieser vor allem lange Pässe schlug. Nach der Einwechslung von Murat Satin gelangen auf der rechten Seite zumindest einige wenige Aktionen in einem schwierigen Spiel für die Grazer.

Sollte sich der GAK noch jemanden holen, müsste es sich wohl um einen ÖFB-Spieler handeln, um weiterhin die Kriterien des Österreicher-Topfes einzuhalten.

Vorschlag

Eigenschaften

Rechtsverteidiger

Zweikampfstärke, Übersicht, Reichweite


12. Platz: Blau-Weiß Linz

12. Platz: Blau-Weiß Linz
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Ausgerechnet gegen Red Bull Salzburg gelangen Blau-Weiß Linz die ersten beiden Saisontore, belohnt wurde das Team von Mitja Mörec mit einem Punkt. Um richtig in die Spur zu finden, müssen die Linzer die verbesserte Leistung aber auch in die kommenden Partien mitnehmen. Nach der Länderspielpause warten GAK, LASK, Altach und Austria Wien - aktuell keine unbezwingbaren Gegner, gegen die weitere Zähler aber bitter notwendig sind. Mit enttäuschenden Leistungen über die ersten vier Runden hat sich der letztjährige Meistergruppen-Teilnehmer in Bedrängnis gebracht (90minuten hat analysiert).

Mit David Bumberger und Mamadou Fofana wurden in den letzten Tagen Defensive und Mittelfeld verstärkt, dünn besetzt bleibt die Offensivabteilung. Ronivaldo fehlt mit einem Muskelfaserriss, auch Neuzugang Nico Maier ist nicht fit. Zur Verfügung stehen Thomas Goiginger (letzter Bundesligatreffer im März), Paul Mensah (letzter Bundesligatreffer im Oktober 2023), Jakob Knollmüller (noch kein Bundesligatreffer) und Muharem Huskovic (Bundesliga-Torquote von 0,28 Treffern je 90 Minuten).

Gegen Salzburg konnte vor allem Simon Seidl glänzen, aber auch der 22-Jährige hatte zum Saisonstart seine Probleme. Blau-Weiß wäre gut beraten, in der Offensive nachzulegen. Den Beweis der Bundesligatauglichkeit müssen einige Spieler im Kader erst liefern.

Vorschlag

Eigenschaften

Stürmer

Robust, Kopfballstark



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