Rapid hat bekanntlich drei Legionäre zu viel. Welche haben eine Zukunft, welche eher nicht? Ein Legionärs-Check von Michael Fiala
"Vor allem mit der Leistung der Ausländer war ich nicht zufrieden. Sie müssen um 20 Prozent besser sein, als unsere Spieler. Wenn ein Ausländer gleichwertig ist, dann spielt der Österreicher", sprach der neue Rapid-Trainer Damir Canadi nach dem Salzburg-Spiel und stellte somit einigen Legionären ein schlechtes Zeugnis aus.
Nach dem Chelsea-Spiel war die grün-weiße Kaderwelt noch in Ordnung (Foto: Gepa / Wien Energie)
Neun Legionäre im Kader
Generell ist die Situation in Hütteldorf in diesem Jahr neu: Neun Legionäre stehen im Rapid-Kader. Um jedoch an das Geld im Österreicher-Topf heranzukommen, dürfen nur sechs im Kader eines Bundesliga-Spiels stehen, sonst verfällt das Geld im jeweiligen Quartal. Diese Entwicklung unter Sportdirektor Andreas Müller hat Unruhe in das Team gebracht, weil nicht nur nach Leistung, sondern auch nach Nationenzugehörigkeit aussortiert werden muss. Hochgerechnet geht es dabei um rund 600.000 Euro pro Jahr, Geld auf das Rapid nicht verzichten will - abgesehen von der symbolischen Wirkung. Beim Salzburg-Spiel musste etwa Arnór Ingvi Traustason daran glauben, und stand so wie Jan Novota und Steffen Hofmann (verletzt) nicht im Kader. Zudem: Eigenbauspieler Tamas Szanto ist zwar Ungar, zählt als Jugendspieler aber noch nicht als Legionär.
90minuten.at hat sich angesehen, welche Rapid-Legionäre bisher die meisten Einsatzminuten bekommen haben und wie sich die Tendenz in den letzten Spielen entwickelt hat.
Platz 9 - Tomi - 26 Minuten
Vernichtende Bilanz bisher für Tomi: 26 Einsatzminuten bisher in dieser Saison, die er im vergangenen Spiel gegen Salzburg gesammelt hat. Sonst ist der Transferflop von Andreas Müller in dieser Saison noch nicht zum Einsatz gekommen. Tendenz: Den Transfer hat schon vor einem Jahr kaum wer verstanden, das hat sich jetzt auch nicht geändert.
Platz 8 - Steffen Hofmann - 198 Minuten
Es ist nicht die Saison von Steffen Hofmann: Aktuell ist die Rapid-Legende verletzt, aber auch schon unter Ex-Trainer Mike Büskens kam der Mittelfeld-Stratege nicht mehr so zum Einsatz, wie er es wohl selbst gern gesehen hätte. Ein schlecht gelaunter Steffen Hofmann tut Rapid wohl insgesamt auch nicht gut. Insgesamt stand der Deutsche 198 Minuten in dieser Saison für Rapid auf dem Platz. Man darf gespannt sein, welche Rolle er unter Damir Canadi spielen wird, wenn er wieder fit ist. Tendenz: Zu erst einmal fit werden, dann muss sich Canadi überlegen, wie er den "Fußballgott" einbauen kann und will.
Platz 7 - Matej Jelic - 276 Minuten
Der Beric-Ersatz wurde durch einen Muskelbündelriss zu Beginn der Saison zurückgeworfen. Sein Comeback feierte der Stürmer im Cup gegen Blau-Weiß-Linz, zuletzt kam er vermehrt zum Einsatz. Im ersten Spiel unter Damir Canadi war Jelic 90 Minuten jedoch auf der Bank. Auch hier darf man gespannt sein, ob Canadi künftig auf ihn setzen wird. Tendenz: Ein harter Kampf im Überangebot an Offensiv-Kräften auf seiner Position.
Platz 6 - Giorgi Kvilitaia - 644 Minuten
Der Stürmer-Ersatz für den verletzten Jelic war zunächst auch verletzt (Leistenprobleme). Erst im September kam der Georgier zu seinen ersten Einsätzen, in den letzten Wochen zählte der Stürmer zum Stammpersonal. Mit 274 Einsatzminuten in den vergangenen 5 Bundesliga-Spielen bekam er von allen Legionären die meiste Einsatzzeit. Tendenz stark steigend!
Platz 5 - Jan Novota - 900 Minuten
Zu Beginn der Saison war Novota noch gesetzt, war er eines der ersten Opfer der hohen Legionärszahl und fand sich ab September in der Bundesliga oft auf der Tribüne wider. Auch der Trainerwechsel zu Canadi hat hier nichts bewirkt. Für ihn gilt die "20%-Klausel" von Canadi wohl besonders: Er wird es besonders schwer haben an Strebinger vorbeizukommen, und das obwohl Rapids aktueller Einsergoalie auch nicht gerade eine unüberwindbare Hürde zu sein scheint. Tendenz: Wenn alle fit bleiben, wird er es schwer haben.
Platz 4 - Arnór Ingvi Traustason - 943 Minuten
Beziehungsstatus "Es ist kompliziert". Der "Königstransfer", wie er von einigen Medien bezeichnet wurde, kommt einfach bei Rapid nicht in die Gänge. Mit 943 Minuten liegt der Isländer im Legionärs-Ranking zwar auf Platz 4. Wirklich überzeugen konnte er aber bisher nicht. Oft wirkt er wie ein Fremdköprer im Team, die Laufwege sind oft nicht abgestimmt. Ob sich das unter Canadi ändern wird, ist offen: Gegen Salzburg stand er gar nicht im Kader. Tendenz: Wie schon anfangs erwähnt, "es ist kompliziert".
Platz 3 - Ivan Mocinic - 1534 Minuten
Auch Ivan Mocinic wurde rund um die Bekanntgabe des Transfers als Rohdiamant gesehen, der Petsos mehr als ersetzen sollte. Zu Beginn der Saison sammelte der Mittelfeldstaubsager auch ordentlich Minuten, doch als Rapid in die Krise schlitterte, war er eines der ersten Opfer unter Büskens und stand auch das eine oder andere Mal nicht im Kader. Tendenz: Auch er wird sich unter Canadi verbessert zeigen müssen, die Qualität wäre da, dann wird er auch seine Minuten bekommen.
Platz 2 - Srdjan Grahovac - 1581 Minuten
Srdjan Grahovac ist eine verlässliche Größe im Rapid-Kader. Mit 1581 Einsatzminuten kommt er auf den zweiten Platz unter allen Legionären. Der Bosnier stand in der Liga in jeder Runde auf dem Platz (außer einer Rot-Sperre). Tendenz: Wohl auch eine feste Größe unter Canadi.
Platz 1 - Joelinton - 1895 Minuten
Er ist die Nummer 1 der grün-weißen Legionäre: Joelinton: In 11 von 15 Bundesliga-Partien stand er über die volle Distanz am Feld. Insgesamt mit Europa League und Cup kommt er auf beeindruckende 1.895 Minuten. Vor allem sein unermüdlicher Einsatz zeichnet den Brasilianer aus. Abseits davon seine Bilanz: Vier Tore, drei Vorlagen. Tendenz: Auch unter Canadi scheint Joelinten gute Karten zu haben.