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WAC vs Rapid: Wollte man eine rote Karte unter den Teppich kehren? [VAR-Check]

Nach einem harten Foul an Rapid-Spieler Christoph Lang hätte sein Gegenspieler die Rote Karte sehen müssen, der VAR blieb aber stumm. Ebenso wie der ÖFB, der sich bei der Aufarbeitung der Fehlentscheidung für einen kuriosen Weg entschieden hat.

 

+ + 90minuten.at PLUS - Ein Faktencheck von Daniel Sauer + +

 

Eine Rote Karte für WAC-Verteidiger Lukas Ibertsberger beim Spiel gegen den SK Rapid am Sonntag hätte - auch angesichts des 0:1-Spielstandes aus Sicht der Kärntner - wohl keine großen Konsequenzen auf das Resultat der Partie gehabt. Nach einer harten Grätsche aus dem Lauf, die den grün-weißen Christoph Lang schmerzhaft am Knöchel traf, wäre es vor allem die richtige Entscheidung für Schiedsrichter Christian-Petru Ciochircă gewesen. Dieser zückte allerdings den gelben Karton, sofern erkennbar, schaltete sich auch VAR Stefan Ebner nicht ein - nach kurzen Diskussionen lief das Spiel - mit Ibertsberger, nach seiner Auswechslung aber ohne Lang - weiter. Wenige Minuten später traf Fally Mayulu zum 2:0-Endstand für Rapid. Angesichts der Dramatik vieler Fehlentscheidungen in der Vergangenheit wäre jene vom Sonntag den meisten wahrscheinlich nicht lange in Erinnerung geblieben.

Im Sinn einer transparenten Fehlerkultur veröffentlichen Bundesliga und ÖFB seit der Vorsaison einen "VAR-Rückblick", in dem die Entscheidungen des Wochenendes aufgearbeitet werden. Hier hätte am Dienstag - wie in vielen anderen Fällen - auch die Foulszene um Ibertsberger aufscheinen müssen. Dem war aber nicht so, weshalb 90minuten.at den ÖFB am Mittwochvormittag um eine Stellungnahme gebeten hat. Fehler passieren und trotz allem Ärger ist ein offener Umgang damit der einzig Richtige, der unvollständige Rückblick sorgte deshalb für berechtige Fragen.

Die Anfrage blieb bis Nachmittag unbeantwortet, stattdessen wurde dann erneut auf den "VAR-Rückblick" verwiesen. Und tatsächlich: Dort wurden aus ursprünlich zwei thematisierten Szenen - und zwar beide betreffend das Spiel LASK vs Austria Klagenfurt - wie durch Zauberhand auf einmal drei. Ein schriftlicher Kommentar erklärt laut Website nun: "Der WAC-Spieler #26 kommt im Zweikampf mit dem Rapid-Spieler #10 zu spät und trifft seinen Gegenspieler mit hoher Intensität mit den Stollen am Knöchel. Damit gefährdet er die Sicherheit seines Gegners. In dieser Situation ist eine Rote Karte und ein Eingreifen des VAR erforderlich."

Weitere Ausführungen - beispielsweise dazu, warum der VAR nicht tätig wurde - bleibt man trotz Nachfrage schuldig. Ohne die erst nachträglich ergänzte Szene würde die VAR-Bilanz des Spieltages freilich deutlich positiver aussehen: Ein Tor im Spiel LASK gegen Austria Klagenfurt wurde wegen eines Handspiels zurecht aberkannt, bei einem Foul in derselben Partie hielt sich der VAR bei einem möglichen Rot-Foul ebenfalls zurecht zurück. Aus welchen Gründen im Verband die Entscheidung getroffen wurde, die Szene nicht öffentlich aufzuarbeiten, ist nicht bekannt. Das dabei abgegebene Bild ist aber jedenfalls kein gutes und schadet der Glaubwürdigkeit eines ohnehin kritisch beäugten Systems. Warum der ÖFB offenbar noch immer ein Problem damit hat, Fehler im Nachhinein öffentlich anzusprechen, bleibt damit auch nach der Installierung von Viktor Kassai ein Dauerthema.

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