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Freibier über sportliche Leistung? [Zuschauer:innencheck Bundesliga, 9. Runde]

Wenn sich zwei Vereine gegenüberstehen, die beide den besten Saisonstart der letzten Jahre hinlegen, das Stadion aber zu einem guten Teil leer bleibt, stimmt etwas nicht.

+ + 90minuten.at PLUS - Ein Zuschauer:innencheck von Daniel Sauer + +

 

Die neunte Runde war mit 43.290 Zuschauer:innen eine der schwächsten der Saison, das wird sie wohl auch bis Mai bleiben. Und das trotz Wiener Derby. Auf das „Schlusslicht“ in dieser Wertung – die beinahe historisch schlechte vierte Runde – ist der Abstand zwar groß, wirklich zufrieden sein kann man damit aber nicht.  

Zugegeben, der Spielplan war wohl der größte Faktor für den Rückschritt. Die Auslastungsstatistik zeigt, dass ein Großteil der Stadien gut gefüllt waren. Nachdenken sollte aber trotzdem vor allem darüber, wie man mit Freikarten oder ähnlichem nachhaltig Stammgäste anwerben kann. Beim ersten Spiel im Zuschauer:innencheck ist das nämlich nicht passiert:

 

Freibier schlägt sportliche Leistung - ein Rückblick für den WAC

Es war dann doch eher das Freibier, das vor zwei Wochen den Rekordbesuch beim Heimmatch des TSV Hartberg ermöglicht hat. Vorsichtige Euphorie mag es bei den Steirern zwar geben, an den Zuschauer:innenzahlen lässt sich aber nur bedingt ablesen. 2.000 Fans waren am Sonntag gegen Altach dabei, damit ist man in dieser Kategorie wieder auf dem Boden angekommen. Aus fünf Werten in der Saison 23/24 ist das der zweitschlechteste, dem Schnitt von bisher 2.845 tut das nicht gut. Weniger Fans waren bei dieser Begegnung zuletzt 2019 dabei - obwohl beide Vereine besser performen als in den letzten Jahren. Nach dem Unentschieden am Wochenende halten sie gemeinsam bei 25 Punkten: Doppelt so viele, wie vor einem Jahr und klar mehr als in den Saisonen davor.

Besser schaut es in Wolfsberg aus: Heimsieg für den WAC gegen den LASK vor 3.855 Fans. Ein gutes Zeichen, es ist der beste Wert für dieses Duell in der Bundesliga. Übertroffen wurde er nur einmal – 2012 – in der Zweitklassigkeit. Geschuldet war das vor allem den Anlass: An diesem, dem letzten Spieltag, gelang den Kärntnern der Aufstieg. Der LASK beendete die Saison auf dem dritten Platz, nach dem Lizenzverlust ging es trotzdem zurück in den Amateurfußball. Diese Zeiten sind aber vorbei. Der WAC hat einen neuen Saisonrekord am Samstag nur knapp verpasst, auch in der Vorsaison wurden nur dreimal vor größerem Publikum gespielt.

 

Freikarten in Lustenau und etwas Positives zu Blau-Weiß Linz

Der Letzte gegen den Ersten in Vorarlberg, trotz sportlicher Krise spielt Lustenau weiterhin vor einigermaßen großem Publikum. Für das Duell mit Salzburg fanden 4.112 Fans den Weg ins Stadion – nach dem Ländle-Derby der beste Wert der Saison. Gegenüber dem Vorjahr gingen nur 150 Zuschauer:innen verloren, damals gastierte der Meister in Runde 6 beim Aufsteiger, der überzeugend in die Saison gestartet war. Mitgeholfen haben am Samstag auch die Teilnehmer:innen einer Lehrlings-Messse beim Reichshofstadion, die mit Freikarten ausgestattet wurden.

Auch der Support von Blau-Weiß Linz bleibt verlässlich, auch wenn mit 4.700 theoretisch ein Negativrekord aufgestellt wurde. Gegen Klagenfurt gelang ein Remis, zu Hause hat der Aufsteiger überhaupt erst einmal – gegen Rapid – verloren. Gegenüber den Absteigern der letzten Jahre legt Linz gute Zahlen auf und ist damit ein Gewinn: Im Herbst ihrer Abstiegssaison blieb die Admira meistens klar unter 2.000 Zuschauer:innen, in Ried waren gegen Klagenfurt nur 3.750 im Stadion.

Sturm kooperiert und spendet, in Wien war Derby

Dass das Sturm-Heimspiel gegen die WSG Tirol mit 13.423 Fans in einer Liga mit den Partien LASK und Salzburg mitmischt kommt leicht überraschend. Zu erwarten war eine Zahl zwischen 11.000 und 12.000, vergleichbar mit Gastspielen von Blau-Weiß Linz und Klagenfurt. Eine Ursachenforschung: Den Fans in Graz wurde eine Ticketaktion angeboten. Ein Ticket für das Sturm-Spiel bzw. für den Eishockey-Vereins Graz99ers berechtige zu einem 50-Prozent-Rabatt auf ein Ticket beim jeweils anderen Verein. Die 99ers zählen üblicherweise knapp über 1.000 Fans, durch die Ticketaktion konnte man diese Zahl um einige Hundert steigern. Lobenswert ist auch eine zweite Aktion: Becher konnten beim Spiel gegen die WSG als Spende für das SOS-Kinderdorf abgegeben werden.

Das Wiener Derby am Sonntag war das bestbesuchte Heimspiel der Austria seit dem vorletzten Wiener Derby im eigenen Haus. Wirklich voll ist das Stadion nur bei Spielen gegen Rapid, angesichts der sportlichen Probleme gilt das noch mehr als sonst. Der Vergleich macht sicher: Beim Saisonauftakt gegen Sturm – von einer Krise war da noch keine Rede – waren 13.093 Fans dabei. Nicht schlecht, aber eben kein Derby. Um genau zu sein gelten folgende Regeln: Über 15.000 kommen nur gegen Rapid, über 14.000 gelingen nur gegen Graz.

 

Runde ohne echtes Topspiel

Ein echtes Topduell - zwei große Namen gegeneinander, oder zwei Teams in Topform gegeneinander - gibt es in der kommenden Runde nicht. Die Zuschauer:innenzahlen sollten aber trotzdem gut ausfallen, zum einen hat die Wiener Austria das nächste Heimspiel, diesmal gegen Blau-Weiß Linz. Zumm anderen empfängt der LASK den SCR Altach. Knapp weniger als die Hälfte der Stadiongeher:innen während der neunten Runde werden in zwei Stadien sitzen oder stehen. In Vorarlberg empfäng Lustenau den SK Rapid, Sturm gastiert beim WAC - beide Heimteams werden ihren Saisonrekorden nahekommen. Hoffen kann man darauf auch beim Heimspiel der Austria Klagenfurt gegen RB Salzburg. Nur um das Gastspiel der WSG Tirol in Hartberg sollte man sich vielleicht Sorgen machen.

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