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Ehrenrettung dank Austria Wien [Zuschauer:innencheck Bundesliga, 4. Runde]

Nach sensationellen Zuschauer:innenzahlen in den ersten drei Runden stürzt der Schnitt der Saison 2023/24 am vierten Spieltag krachend ab.

+ + 90minuten.at PLUS - Ein Zuschauer:innencheck von Daniel Sauer + +

 

Wenn man so will, ist die Blase der bisher äußerst guten Zuschauer:innenzahlen der Saison 2023/24 geplatzt. Mit 29.749 Fans über sechs Spiele liefert die Bundesliga einen Wert, den wir in der gesamten vergangenen Saison nicht gesehen haben - zum Vergleich: In der dritten Runde waren 67.947 Fans in den Stadien, auch gegenüber dem eher durchschnittlichen ersten Spieltag hat man sich halbiert. Schuld daran ist vor allem der Spielplan, von den fünf Großklubs war nur einer zu Hause im Einsatz, mit einem Einbruch war also jedenfalls zu rechnen. Der Schnitt rasselt um 1.200 abwärts und landet bei 8.260 Zuschauer:innen pro Partie. Immer noch ordentlich, der Spieltag erinnert aber daran, dass Österreichs Bundesliga im Wesentlichen zweigeteilt ist. 

 

Gewohntes Bild bei der WSG, Optimismus für Hartberg

Ein gewohntes Bild in Tirol, eines von einem annähernd leeren Tivoli-Stadion. Mit 1.750 Fans beim Heimspiel gegen den LASK unterbietet die WSG den Wert aus dem Heimauftakt gegen Klagenfurt noch einmal um knapp 200. Ohne - und teilweise trotz - Ticketaktionen gibt es wenig zu gewinnen, die Zuschauer:innenzahlen des Vereins waren schon in der letzten Saison abgeschlagen, daran wird sich auf Sicht leider nicht viel ändern. Vom Europacup-Playoff abgesehen waren bei den LASK-Duellen der letzten Jahre bis zu 2.450 Fans dabei, die Kehrseite der Medaille sind zwei Spiele vor 1.200 Menschen. 

Nach dem Triumph über den SK Rapid und einem allgemein ordentlichen Saisonstart hatte sich der TSV Hartberg für das nächste Heimspiel ein großes Publikum verdient, zumal mit RB Salzburg auch noch der Meister zu Gast war. Letztendlich war am Sonntag auch wirkliche eine Steigerung zu verzeichnen, mit 3.426 Zuschauer:innen waren um 1.200 mehr da, als beim ersten Heimspiel - eine Steigerung um 50 Prozent. An vorpandemische Zahlen kommt Hartberg derzeit zwar noch nicht heran - 2018 wurden gegen Salzburg beispielsweise 4.870 Fans gemeldet - die Richtung könnte jetzt aber wieder stimmen. Das Ergebnis fiel mit 1:5 aus Hartberger Sicht übrigens erwartbar schlecht aus, erst einmal konnte der Verein zuhause gegen die "Bullen" punkten, am Sonntag gelang immerhin zum zweiten Mal in sieben Partien ein Tor.

 

Austria-Doppel: Lustenau tendiert erfreulich, Klagenfurt vergibt Freikarten

Auch die Austria Lustenau hatte am Wochenende einen prominenten Gast, Sturm Graz konnte sich im Ländle vor 4.064 Zuschauer:innen knapp behaupten. In der Aufstiegssaison wurde die Kapazität des Reichshofstadions nahezu ausgeschöpft, das erste Heimspiel der laufenden Saison war dem gegenüber noch leicht enttäuschend. Gegenüber den 3.824 Fans beim Austria-Duell mit den Wiener "Veilchen" konnte man sich jetzt aber immerhin leicht steigern, das Interesse bleibt hoffentlich auch in der zweiten Bundesligasaison hoch. Auf das Heimspiel gegen Sturm aus der vergangenen Spielzeit - im März - fehlen noch rund 300 Zuschauer:innen. 

Die Zahl aus Klagenfurt schaut auf den ersten Blick besser aus, als auf den zweiten. 4.535 bei der Partie gegen den SCR Altach liegen sogar knapp über dem Schnitt der Vorsaison, dabei muss man aber wissen, dass für das Spiel ein "Kärntner Fußball-Fest" ausgerufen hatte. Alle Funktionäre, Trainer, Betreuer und Spieler:innen der im Kärntner Verband organisierten Vereine konnten sich eine Freikarte reservieren. Das Angebot wurde angenommen, es wäre aber wohl mehr möglich gewesen: Gegenüber dem Altach-Duell im März konnte man sich "nur" um 1.500 Fans steigern, von den Zahlen der ehemaligen Klagenfurter Vereine bleibt man weiterhin weit entfernt. Die Intention hinter der Ticketaktion ist aber ein weiteres Mal aller Ehren wert: Verein und Verband wollten gemeinsam Ehrenamtliche würdigen, die im Nachwuchs- und Amateurbereich tätig sind. 

 

Volles Haus in Linz und Ehrenrettung dank Austria Wien

Zum zweiten Mal in Folge war das Donauparkstadion von Blau-Weiß Linz voll - bis auf den letzten Platz und darüber hinaus. Mit 5.600 wurde die offizielle Kapazität beim Spiel gegen Rapid Wien um fünf überschritten. Es bleibt zu hoffen, dass die Euphorie der Aufstiegssaison noch einige Partien anhält, Blau-Weiß ist nach vier Spielen Tabellenletzter der Bundesliga. Mit Sturm Graz wartet demnächst noch ein großer Gegner, danach geht es auswärts gegen die WSG Tirol und zuhause gegen Altach mit Gegnern auf Augenhöhe weiter. In der Zuschauer:innenstatistik findet sich Blau-Weiß schon jetzt deutlich weiter oben wieder: Der Verein hält komfortabel den fünften Platz, wenn das Interesse aufrecht bleibt, vielleicht sogar bis zum Ende der Saison.

Für die Ehrenrettung der Bundesliga war am vierten Spieltag die Wiener Austria verantwortlich, mit dem einzigen fünfstelligen Publikum halten die "Veilchen" den Absturz des Zuschauer:innenschnitts einigermaßen in Grenzen. Mehr als ein Drittel der Zuschauer:innen der letzten Bundesligarunde waren am Wochenende in Wien-Favoriten. Und das in einer komplizierten Phase, erstmals in der Ära Michael Wimmer muss der Verein mit dem Europacup-Aus einen ordentlichen Dämpfer wegstecken, der WAC mit Trainer Manfred Schmid ist da ein denkbar unangenehmer Gegner. Dabei wurde es sogar noch einmal knapp: Unterm Strich war es mit 10.374 das kleinste Austria-Publikum in der Bundesliga seit dem LASK-Heimspiel Anfang April, unter Wimmer wurde die 10.000er-Marke noch jedes Mal überschritten. Auf das letzte Heimspiel gegen Wolfsberg fehlen sogar 1.400 Fans, die Partie im November war die letzte vor der langen WM- und Winterpause. 

 

Den Kurs wiederfinden

Es geht wieder bergauf, so viel steht schon jetzt fest. Drei Heimspiele sollten die 10.000 ohne weitere Probleme erreichen: Sturm Graz empfängt Blau-Weiß Linz, der LASK die Wiener Austria, Rapid Wien die WSG Tirol. Soweit so gut, damit wäre der Schnitt einigermaßen gerettet. Aber auch davon abgesehen stehen die Vorzeichen gut: In Lustenau steht das Ländle-Derby gegen Altach auf dem Plan, der WAC empfängt Red Bull Salzburg. Das größte Sorgenkind ist der TSV Hartberg, der gegen die Austria Klagenfurt aber vielleicht positiv überraschen kann. 

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