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Auffälliges und Verlässliches [Zuschauer:innencheck Bundesliga, 27. Runde]

Die noch offenen Meisterschaftsentscheidungen werden bald geklärt sein. Unten rittern einige Klubs um die schlechtestbesuchten Spiele, oben liefern andere sehr verlässlich.

+ + 90minuten.at exklusiv - Ein Zuschauer:innencheck von Georg Sander + +

 

In einem Paralleluniversum ohne Corona hätte vielleicht über die Vision eines 10.000er-Schnitts in der Bundesliga nachgedacht werden können. Die Realität: Zu den Spielen in der Finalphase kommen gegenwärtig im Schnitt 6.448 Fans. Jetzt ist es nicht so, dass die Topklubs der Liga regelmäßig vor weit über 10.000 spielen, die Zahlen in der Qualifikationsgruppe sind aber sehr mau.

 

Hartberg leer gespielt, Ried halbwegs stabil

Die Luft beim TSV Hartberg scheint draußen zu sein. Nach Jahren der Erfolge und der Stabilität ist der steirische Klub wohl dort angekommen, wo man ihn punkto Zuschauer:innen erwarten würde, tabellarisch auch. Das Schlusslicht begrüßte gegen die Admira gerade einmal 1.256 Fans. Das sind noch einmal knapp 400 weniger als beim selben Duell an selber Stelle Mitte Februar (!). Und hätte es nicht das Gastspiel der WSG Tirol vor einem Monat gegeben (1.048), der Minuswert wäre erreicht. Nun ist es so, dass die Zahlen in der Qualigruppe bei allen Klubs zurückgehen, auch Rapid oder die Austria konnten ihr Niveau nicht halten, als sie „unten“ antraten – aber wenn rund 1.000 der Minuswert ist, dann ist man schon ziemlich 2. Liga unterwegs...

Dort nicht hin wollen sowohl die SV Ried, als auch die WSG Tirol. Sie trafen sich zum samstäglichen Stelldichein in der Innviertler Heimstätte. 3.100 kamen. Das sind sogar noch mehr als zu dieser Paarung Mitte Februar, als es noch um die Meistergruppe ging. Wovon der Besuch im Innviertel letztlich abhängt, geht aus der aktuellen Saison kaum hervor. Gegen Altach kamen 2.600, gegen Hartberg 4.100. Das hinterlässt etwas ratlos. Immerhin haben die Rieder bewiesen, dass es weit nach oben gehen kann, wenn beispielsweise der LASK kommt, also Derby ist.

 

Altacher Lebenszeichen, Kärntner Derby an Klagenfurt

Der SCR Altach ist ein gutes Beispiel, wie man am Papier viel richtig machen kann, aber es trotzdem nicht ganz läuft. Deswegen sind die Vorarlberger auch noch nie in der Meistergruppe gewesen. Der Punktehalbierung sei Dank, es schaut wieder rosiger aus punkto Klassenerhalt. Und rosa war auch der Gegner LASK, was deren Fans aufregte. Sie zeigten ihren Unmut über Sponsor BWT vor insgesamt 4.032 Besucher:innen. Bemerkenswert ist diese Zahl aber schon, verlor die Heimmannschaft zwischendurch doch gleich zehn Mal, da kann einem schon die Lust am Kick vergehen. Insofern: Respekt ins Ländle. Topspiel am Osterwochende in Vorarlberg war aber übrigens ein anderes in der 2. Liga.

Zurück zu den Derbys. Dieses geht ganz klar an Austria Klagenfurt, obwohl das Kärntner Duell mit dem WAC im Lavanttal stattfand. 5.601 Zuschauer:innen kamen am 23. Oktober zum Spiel gegen den Aufsteiger, nun 4.650. Das sind, dazu braucht es keinen Taschenrechener, weniger als 13.495, die – zugegebenermaßen im Juli – zum Stelldichein in der Landeshauptstadt kamen. Beim WAC hat man eben den Umstand, regelmäßig in der Meistergruppe zu spielen, nicht wirklich in eine Fanzunahme ummünzen können.

 

Knapp nicht in Favoriten, Sturm – Rapid als Topspiel

Für die Wiener Austria war die verweigerte Lizenz wohl ein Nackenschlag, 9.659 Menschen ließen sich von einem etwas kühlen Sonntagmittag nicht beirren und gaben sich das Duell gegen Red Bull Salzburg. Ganz klar ist wiederum, dass gegen die Bullen in der Bundesliga eher wenig zu erwarten ist, 2014 gelang ein Sieg, zwischendurch ein Letztrunden-“Heimsieg“ in Wiener Neustadt am 36. Spieltag 2018. Ansonsten ist für die Veilchen gegen den Ligakrösus nichts zu holen. Seit es den neuen Ligamodus gibt, gingen alle Spiele bis auf ein Remis im Februar 2020 verloren. Allerdings: Zum Heimspiel im November in der laufenden Saison kamen doch noch ein paar mehr, genauer gesagt 476, aber vielleicht waren die auf Osterurlaub oder vertendelten die Zeit beim Nestersuchen. Allerdings: Wenn keine Beschränkungen da sind, kommen zu dieser Paarung seit Einführung des neuen Formats eher 10.000 Fans+ davor war es eher mau.

Ein verlässlicher Garant für Topspielkulisse ist hingegen natürlich das Spiel Sturm gegen Rapid, in beiden Stadien. Bei Spielen ohne Corona-Beschränkungen, die das EL-Playoff 2018/19 sind, ab, dann kamen zuletzt 2013 weniger als 10.000 Fans zu dieser Begegnung, in beiden Stadien. Damals fand der Kick in Liebenau statt, aber 15.066 Besucher:innen sind einfach eine ordentliche Zahl, mehr muss man über das Spiel aus Zuschauer:innencheck-Perspektive nicht wissen.

 

Rückspiele

In der kommenden Runde geht es in die heiße Phase und die Paarungen der letzten Runde finden an genau der anderen Stelle statt. Der LASK wird gegen Altach wohl die obligaten 6.000 Fans in Pasching begrüßen, die Admira und die WSG Tirol, die auf Hartberg und Ried treffen, können mit dem Rest bei weitem nicht mithalten. Am Sonntag gibt es dann Potential auf drei Spiele mit mehr als 10.000 Fans: In Klagenfurt steigt das Kärnten-Derby, in Salzburg wird gegen die Austria aller Wahrscheinlichkeit nach Titel Nummer 9 in Folge gefeiert und Rapid gegen Sturm ist, siehe oben, sowieso ein Fest auf den Tribünen.

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