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WSG-Stadionkrise: "Nächste Saison muss etwas passieren" [Exklusiv]

Nach dem geschafften Klassenerhalt kann man bei der WSG Tirol für die kommende Saison planen, auch das Thema Stadion soll ein weiteres Mal angegangen werden.

+ + 90minuten.at PLUS - Von Daniel Sauer + +

 

"Der Plan aus dem Jahr 2021 liegt bei uns immer noch in der Schublade", antwortet Julian Heiss - Geschäftsführer Wirtschaft bei der WSG Tirol - auf die Frage nach der Zukunft des Gernot Langes-Stadions. Die eigentliche Heimstätte des Vereins bleibt den Profis im Ligabetrieb seit 2019 verschlossen, ein Umbau wäre nötig, um sie an die Anforderungen einer Zulassung anzupassen. Angedacht hat die WSG deshalb schon vor über drei Jahren eine Rasenheizung und die Ergänzung von 1.250 Sitzplätzen auf einer neuen Osttribüne, die Kapazität würde man dabei sogar von 5.500 auf 4.500 verringern. Tatsächlich gebaut wurde bislang aber nicht - bei Finanzierung, Politik und den Anrainern taten sich wiederholt Hindernisse auf. Aufgegeben hat der Verein aber nicht, im Gegenteil: "Nächste Saison muss etwas passieren", macht Heiss im Gespräch mit 90minuten.at Druck.

Nicht zu Unrecht, zumal das Projekt nicht überdimensioniert ist: "Inzwischen würde es rund 4,5 bis 5 Millionen Euro kosten, in rund vier Monaten wäre das Stadion bundesligatauglich. Vor der Saison 2025/26 könnten wir übersiedeln". Für die WSG geht es dabei gewissermaßen ums Überleben in der Bundesliga, das sportlich durch den Klassenerhalt für ein weiteres Jahr abgesichert ist. Durch den Aufstieg in die höchste Spielklasse muss man seit bald fünf Jahren ins Innsbrucker Tivoli Stadion ausweichen, das geht ins Geld. Alleine die Miete beträgt eine Viertel-Million Euro pro Saison, das Heimspiel gegen Austria Lustenau Ende April verursachte - inklusive Catering, Feuerwehr und ähnlichem - Kosten im mittleren fünfstelligen Bereich. Bei rückläufigen Zuschauer:innenzahlen unter 2.000 Personen und Ticketpreisen bis 18 Euro lassen sich die mit dieser Konstellation verbundenen Verluste leicht ausrechnen.

"Alle anderen verdienen mit ihren Stadien bei jedem Spiel Geld, wir verdienen keinen Cent. " - Julian Heiss

Auswärts daheim

Könnte das Land Tirol oder die Stadt Innsbruck dem Verein nicht unter die Arme greifen und die Miete für das Tivoli übernehmen, um den bis dato ungeliebten Umbau zu umgehen? Gespräche dazu gab es bereits vor Jahren, als nicht-Innsbrucker Klub hat die Wattener Sportgemeinschaft aber schlechte Karten: Während Wacker Innsbruck finanzielle Unterstützung für die Nutzung des Tivoli erhält, blitzte die WSG beim alten, wie wohl auch dem neugewählten Bürgermeister der Landeshauptstadt ab. Die einigermaßen triste Situation fasste Julian Heiss mit dem Satz "Alle anderen verdienen mit ihren Stadien bei jedem Spiel Geld, wir verdienen keinen Cent" zusammen.

Mittelfristig ist eine Rückkehr ins Gernot Langes-Stadion samt Umbau also unausweichlich. Dabei pocht man inzwischen auf das Modell einer Drittelfinanzierung, bei dem neben dem Verein auch Land und Gemeinde ihren Teil beisteuern sollen, Vorbilder dafür gab es in den letzten Jahren österreichweit zur Genüge. Der Fingerzeig auf die Konkurrenz, die auch etwas bekommen hat, wirkt als Argument auf den ersten Blick dünn, ist im Sinn des Wettbewerbsgedankens aber nachvollziehbar. Vereine wie der SCR Altach oder Austria Lustenau haben in den letzten Jahren viel investiert und Risiken getragen, erhielten dabei aber auch signifikante öffentliche Subventionen. Auch das Thema Investor ist bei der WSG nicht final vom Tisch, konkretes gibt es dazu aber aktuell nicht.

 

Umbaukonzept Gernot Langes Stadion

Eigene Fehler und Utopie

Im Fall einer Einigung bei der Finanzierung hat die WSG eine weitere Aufgabe vor sich: Über 50 skeptische Anrainer:innen im Umfeld des Stadions wollen überzeugt werden. In der Vergangenheit gelang das nicht, Bedenken über Lärm-, Licht- und Verkehrsbelastung sowie Sicherheit blieben aufrecht. Hier erkennt Julian Heiss an, dass Fehler passiert sind: "Die Kommunikation mit den Anrainern hätte der Verein besser angehen können. Wir haben nie eine Informationsveranstaltung organisiert". Insgesamt ist man aber zuversichtlich: "Wenn wir das Geld haben, bekommen wir die Anrainer ins Boot". Schon 2021 hielt der Verein in einer Aussendung fest, dass ein Umbau im Gegensatz zu einem Neubau die Belastung für die direkten Nachbarn auf ein Minimum reduzieren würde.

Apropos Neubau: Auch dieses Thema hatte man bei der WSG Tirol zumindest im Hinterkopf. Auf einem Teil des in Wattens liegenden Swarovski Firmengeländes hätte es Platz dafür gegeben, mit geschätzten Kosten im Bereich von 25 bis 30 Millionen Euro fällt dieses Konzept aber in die Kategorie Utopie.

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