Foto: © Gepa / Fotomontage 90minuten.at Reportage

Die 7 ... letzten Chancen bei der WM 2022 (2)

Bei der WM heißt es wohl Abschied nehmen von einigen ganz Großen der letzten Jahre (oder Jahrzehnte). Eines haben sie gemeinsam: der Weltmeistertitel fehlt ihnen noch.

5. Dani Alves (Brasilien / UNAM)

Mit 39 Jahren schreibt Dani Alves ein weiteres Mal Geschichte: der Außenverteidiger übernimmt den Rekord als ältester Brasilianer bei einer Weltmeisterschaft. Damit bekommt er eine letzte Chance auf eine der letzten Trophäen, die ihm in seiner Sammlung noch fehlen. Nationale Meistertitel, dreimal die Champions League, die Copa América, eine Goldmedaille bei Olympia: als Spieler vom FC Sevilla, Barcelona, Juventus Turin und Paris Saint-Germain wurde Alves zu einem der erfolgreichsten Fußballer überhaupt.

Seine Nominierung hat durchaus auch das ein oder andere Fragezeichen mit sich gebracht, dafür hat Nationaltrainer Tite wenig Verständnis. "Man muss verstehen, dass wir mit Flügelspielern spielen. Unsere Außenverteidiger schalten sich nicht in die Offensive ein". Alves sei keiner mehr, der das ganze Feld bearbeiten könne, dafür bringt er technische Fähigkeiten und viel Erfahrung mit. Wie viele Minuten er tatsächlich auf dem Feld stehen wird, ist fraglich, entgegen der Beurteilung seines Teamchefs wurde Alves in der Defensive in den letzten Jahren deutlich anfälliger.

Im Vorfeld der WM durfte er wieder beim FC Barcelona mittrainieren und konnte dort auch Brasiliens Verantwortliche von seiner Fitness überzeugen.

4. Harry Kane (England / Tottenham Hotspur)

Es mag eine pessimistische Einschätzung sein, aber mit Blick auf seine Verletzungshistorie ist fraglich, wie lange sich Harry Kane noch konstant auf absolutem Topniveau halten kann. Der Stürmer würde beim nächsten WM-Finale 2026 bereits kurz vor seinem 33. Geburtstag stehen – ausgeschlossen ist es nicht, dass die WM in Katar seine letzte sein könnte. Vor allem Knöchelverletzungen machen Kane immer wieder zu schaffen, in Verbindung mit dem dichten Programm in England sind die Sorgen um den Superstar durchaus berechtigt. Laut seinem Trainer Antonio Conte – der sich nach der Nicht-Qualifikation Italiens als England-Fan deklarierte – reist Kane „in bester physischer und mentaler Verfassung“ zum Nationalteam. Mit 12 Toren und einer Vorlage in 15 Spielen befindet sich Englands Kapitän tatsächlich in Topform - Kehrseite davon ist, dass er in der laufenden Saison die meisten Minuten aller Premier League Spieler auf dem Konto hat.

Kane ist eng mit Nationaltrainer Gareth Southgate verbunden: Beide wurden 2019 als Aushängeschilder des englischen Fußballs von der Queen ausgezeichnet, die gemeinsame Ära war bisher ausgesprochen erfolgreich - nur ein Titel fehlt noch. 2016 war nach einer Niederlage gegen den Außenseiter Island bereits im Achtelfinale Schluss, bei der WM 2018 unterlag man im Halbfinale knapp gegen Kroatien. Im Londoner Wembley Stadion setzte es dann 2021 auch im EM-Finale gegen Italien eine Niederlage. Alles andere als ein Weltmeister-Titel wäre wahrscheinlich eine Enttäuschung, auf Kane – der nicht nur als Stürmer, sondern allgemein als kreative Zentrale im Offensivspiel funktionieren muss – lastet viel Druck. Bei der letzten Weltmeisterschaft wurde Harry Kane mit sechs Treffern als bester Torschütze ausgezeichnet. Mit dem 6:2 zum Auftakt hat es prinzipiell gepasst.

3. Karim Benzema (Frankreich / Real Madrid)

Der Weltfußballer des Jahres 2022 ist – im Gegensatz zu einem Großteil seiner Nationalteamkollegen – noch kein Weltmeister. Nach mehreren Kontroversen und einem öffentlich ausgetragenen Konflikt mit Nationaltrainer Didier Deschamps war seine Karriere für "Les Bleus" ab Herbst 2015 zwischenzeitlich beendet. Erst im Juni 2021 und damit rechtzeitig für die Europameisterschaft 2020 fand man wieder zueinander. Damit könnte sich Karim Benzema am 18. Dezember – einen Tag vor seinem 35. Geburtstag – einen weiteren großen Titel sichern. Es wäre ein angemessener Höhe- und vermeintlicher Schlusspunkt für eine Nationalteamkarriere, die 2007 mit einem Sieg (inklusive Tor) gegen Österreich begann.

An seinen Fähigkeiten sollte es keine Zweifel geben, in der Vorsaison erzielte der Stürmer 44 Tore und verbuchte 15 Assists in 46 Spielen. Einzig die Fitness macht im Vorfeld des Turniers Sorgen. Benzema absolvierte sieben Ligaspiele (fünf Tore) und vier Partien in der Champions League, im November ging sich nur ein Kurzeinsatz aus. "Benzema hat für einige Zeit zu viel gespielt und muss dafür jetzt mit kleineren Verletzungen büßen. Aber er weiß, wie wichtig die Weltmeisterschaft ist", so ein Beschwichtigungsversuch von Deschamps. Den Vorwurf, dass Benzema bei Real eine Pause eingelegt hat, um für die WM fit zu sein, dementierte der 54-Jährige.

 

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Exklusiv: Katar 2022 - Blick hinter die Kulissen

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