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Die 7 … 'David gegen Goliath'-Cupfinale (2)

Außenseitercupsiege sind in der österreichischen Fußballgeschichte gar nicht so häufig. Ein paar Mal kam es vor, Austria Lustenau würde sich einen Platz in der nachstehenden Liste verdienen.

Platz 5: Sturm Graz 2017/18

Daran kann sich wohl noch jeder gut erinnern, ein Außenseitersieg war es dennoch. Red Bull Salzburg war bis zum Endspiel in Klagenfurt am 29. Mai 29 Cup-Spiele in Folge ungeschlagen gewesen, hatte die letzten vier Bewerbe gewonnen, die letzte nationale KO-Niederlage datierte vom 7. Mai 2013 (siehe unten). Ja, Sturm Graz wurde Vizemeister (mit 13 Zählern Rückstand) und Salzburg war weder Herbstmeister, noch Winterkönig, doch die von Marco Rose betreute Elf spielte die Gruppenphase der Europa League ohne Niederlage, eliminierte in der KO-Phase Real Sociedad, Borussia Dortmund und Lazio Rom. Kurz: Die Bullen waren klarer Favorit. Doch die Blackies, betreut von Heiko Vogel, hielten beherzt dagegen und zwangen Salzburg in die Verlängerung. Für Salzburg war der Weg ins Finale aber auch nicht so leicht. Gegen den Deutschlandsberger SC (7:0) gelang ein Auftakt nach Maß, gegen Bruck/Leitha musste man in die Verlängerung und gewann letztlich mit 3:1, die TuS Bad Gleichenberg (3:0) und Austria Klagenfurt (7:0) waren keine Stolpersteine, im Halbfinale mühte man sich gegen Mattersburg bis ins Elferschießen ab. Sturm wiederum hatte mit Hard (3:0) wenig Probleme und wie Salzburg in der zweiten Runde mit Anif (2:1) etwas mehr. Altach (4:1) war kein Stolperstein, genau so wenig wie Wimpassing (3:0). Im Halbfinale konnte Rapid mit einem 3:2 nach Verlängerung bezwungen werden.

Im Finale stellte man die Pressingmaschine des Gegners mit langen Bällen vor Probleme, Fortuna war den Grazern aber hold. In der 20. Minute hatte Gulbrandsen getroffen, weil Assistgeber Dabbur aber im Abseits gestanden war, zählte der Treffer nicht. Caleta-Car blieb schließlich in der Kabine, Salzburg-Abwehrchef Ramalho musste in der 71. Minute mit Gelb-Rot duschen gehen. Cican Stankovic hatte in der Folge alle Hände voll zu tun, die dezimieren Favoriten retteten sich in die Verlängerung. In der 112. Minute war es dann just der früher bei Salzburg kickende Stefan Hierländer, der eine Potzmann-Hereingabe zum siegbringenden 1:0 verwertete.

 

 

Platz 4: FC Kärnten 2000/01

Der FC Tirol Innsbruck war die bestimmende Mannschaft rund um die Jahrtausendwende. Betreut von Kurt Jara, gespickt mit Spielern wie Stanislaw Tschertschessow, Walter Kogler, Alexander Knavs, Michael Baur, Zoran Barisic, Jerzy Brzęczek, Patrik Ježek, Radosław Gilewicz oder Eduard Glieder. Zur Erinnerung: Der FC Tirol endete, betreut von Joachim Löw, 2002 im kompletten Finanzcrash, ein Schuldenberg von 50 Millionen Euro hatte sich angehäuft, der Manager wurde wegen verschiedener Delikte zu einer Freiheitsstrafe verurteilt. Nicht minder illuster ist die Geschichte des FC Kärnten, hervorgegangen aus einer Spielgemeinschaft und unterstützt von der Landespolitik. Zur Saison 2000/01 hin verpflichtete der Klub schließlich Walter Schachner, so etwas wie den Vater der Viererkette in Österreich. Auf der einen Seite also ein ambitionierter Zweitligist, auf der anderen ein gepushter Bundesligist.

Der FC Tirol hatte in der ersten Runde ein Freilos, konnte die SV Ried in der 2. Runde mit 3:0 schlagen. Es folgten Siege über den DSV Leoben, den SV Hundsheim und schließlich ein 1:0 gegen Rapid im Halbfinale. Der FC Kärnten hatte Stelldicheins mit Traditionsvereinen, eliminierte nach einem lockeren Sieg gegen Waidhofen/Ybbs die Vienna und den LASK. Im Viertelfinale gelang ein 1:0 gegen Braunau, im Halbfinale ein Sieg gegen die Admira. Vor nur 7.084 Zuschauern im Ernst-Happel-Stadion brachte Roland Kollmann den Außenseiter nach 35 Minuten in Führung. Der FC Tirol warf alles in die Waagschale und konnte durch Edi Glieder in der 70. Minute ausgleichen. In der 113. Minute erzielte Mario Steiner den Siegtreffer, die Stars aus Tirol verloren die Nerven, Markus Scharrer ging mit glatt Rot in der 115. Minute vom Platz, Stephan Marasek folgte mit gelb-rot kurz darauf. Siegtorschütze Steiner wurde 2002 bei der Krone Fußballer Wahl „Rookie of the Year“, verschwand dann aber im Unterhaus des Fußballs. Genauso wie der FC Kärnten.

Platz 3: Pasching 2012/13

Pasching ist eng mit dem FC Tirol und Kärnten verbandelt, übersiedelten doch nicht wenige der 2002 Meister gewordenen Spieler vom Tivoli nach Pasching. Die Lizenz der Paschinger wiederum wanderte 2007 nach Kärnten, wo wiederum die Politik einen Bundesligisten wollte. Um die Verwirrung komplett zu machen, folgt ein Sprung ins Jahr 2012, wo aus wirtschaftlichen Gründen ein Kooperation mit Red Bull eingegangen wurde. Und damit sind wir schon bei der Cupsaison 2012/13. Finalgegner war die Austria, der letzte nicht-Salzburg-Meister und das hat etwas mit dem Cupsieg zu tun, später dazu mehr. Die Veilchen spielten gegen den SV Oberwart, Dornbirn, den Villacher SV, den WAC und die SV Ried. Der FC Pasching wiederum schaltete zunächst Austria Salzburg aus und nach Verlängerung Austria Lustenau. Nach dem Achtelfinalsieg gegen Austria Klagenfurt wartete im Viertelfinale Rapid. Nacho Casanova erzielte das Goldtor in Hütteldorf. Im Halbfinale wartete dann Red Bull Salzburg. Havard Nielsen brachte die Bullen gegen den Kooperationsverein in Führung, Ivan Kovacec und Daniel Kerschbaumer drehten die Partie zugunsten des Außenseiters.

Das Finale stieg dann im Wiener Ernst-Happel-Stadion, vor 16.500 Fans. Die von Gerald Baumgartner betreute Elf aus Oberösterreich war alles andere als eine No-Name-Truppe. Das Tor hütete Ex-Portugal-Legionär Hans-Peter Berger, neben Spielern mit Bundesligaerfahrung wie Mark Prettenthaler oder Thomas Krammer ging in dieser Saison auch der Stern vom jetzigen Rapid-Kicker Philipp Schobesberger auf. Die von Peter Stöger betreuten Veilchen boten alles auf, was sie hatten und sollten auch gewarnt gewesen sein. Doch es gelang kein Tor, nur Daniel Sobkova konnte treffen, nach 47 Minuten stand es 1:0 für Pasching. Warum sich die Meistertruppe nicht erwehren konnte? Es dürfte der eine oder andere Kicker den Titel wohl etwas zu ausgelassen gefeiert haben...

 

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