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Ferdinand Feldhofer: "Warum sollen nicht wir der erste Salzburg-Verfolger werden?" [Exklusiv-Interview] (2)

SK Rapid-Trainer Ferdinand Feldhofer spricht im 90minuten.at-Exklusiv-Interview über den Kaderumbruch, welchen Fußball er wie spielen lassen will und weiß, dass Kommunikation enorm wichtig ist - auch für Trainer.

90minuten.at: Sie probieren derzeit taktisch einiges, es soll mit dem Ball mehr passieren, Pressing steht ebenfalls im Fokus. Das sind einige Veränderungen im Vergleich zu Kühbauer. Was nehmen Sie aus der Ära Kühbauer mit?

Feldhofer: Die Zeit unter Kühbauer war über weite Strecken sehr erfolgreich, das darf man nicht vergessen. Ich habe eine Vorstellung von Fußball, praktiziere meine eigene Philosophie und die gilt es zu implementieren. Aber man muss auch die Spieler dazu haben. Darum werden wir Wege finden, die bestmöglichen Spieler auf den bestmöglichen Positionen einzusetzen. Mir ist es einfach wichtig, flexibel zu agieren, da ist das System gar nicht vorrangig. Mit geht es um Räume und Wege mit dem Ball, welche Räume wir freibekommen können. Gegen den Ball will ich ökonomisch sein, will kurze Distanzen, die aber intensiv sein sollen. Ich denke, es ist kein Geheimnis, dass ich gerne sehr hoch pressen lasse und Gegenpressing praktizieren lasse. Wir wollen dominant auftreten.

 

90minuten.at: Ich bleibe noch einmal bei dem brutalen Start ins Frühjahr. Schlimmstenfalls scheidet man im Cup aus, verpasst die Top6 und fliegt aus Europa. Wie schafft man da die Waage zwischen Entwicklung und Rapid – denn als SCR muss man ja liefern.

"Wir wollen unser Spiel durchbekommen und dominant sein und jedes Spiel gewinnen. Wer der Gegner ist, ist nicht so wichtig." - Ferdinand Feldhofer

Feldhofer: Ich verstehe die Sorge von außen natürlich, aber so ticke ich nicht. Ich freue mich auf große Aufgaben, das betrifft auch meine Mannschaft. Dementsprechend fragen wir uns nicht: Was wäre wenn? Es macht keinen Sinn, irgendwelche Spekulationen anzustreben. Dass wir einen Prozess vor uns haben, ist kein Geheimnis. Wir wollen den Spielstil adaptieren und dass das Zeit braucht, ist ebenfalls keines. Die große Challenge ist, das im täglichen Prozess zu implementieren und die Ergebnisse zu liefern. Man muss aber die Kirche im Dorf lassen: Ich wurde nicht für einen Monat geholt. Es wird spätestens im Sommer einen Umbruch geben, dafür bin ich geholt worden.

 

90minuten.at: Also im Frühjahr wartet auf die Fans eine runderneuerte, weiterentwickelte Mannschaft auf die Fans des SK Rapid? Und nicht ein Team, das mit allen, auch unattraktiven, Mitteln, oben reinkommen will.

Feldhofer: Wir wollen unser Spiel durchbekommen und dominant sein und jedes Spiel gewinnen. Wer der Gegner ist, ist nicht so wichtig.

 

90minuten.at: Sie haben Vertrag bis 2023. Was soll kurz- und mittelfristig passieren, dass Ihr Engagement erfolgreich ist?

Feldhofer: Aktuell haben wir einen guten Weg eingeschlagen. Die Spieler wissen immer mehr, was mir wichtig ist, die Fortschritte sind erkennbar.

 

90minuten.at: Das ist dann unabhängig von Ergebnissen? Wollen Sie Zweiter werden?

Feldhofer: Wenn es geht, wollen wir Erster werden, wenn es ein Wunschkonzert wäre. Das ist es aber nicht. Wir wollen einfach jedes Spiel mit unseren Maßstäben bestmöglich bestreiten und, wenn es geht, gewinnen. Ich bin überzeugt, wir werden schöne Momente feiern.

 

90minuten.at: Viele österreichische Spieler wechseln ins namhafte Ausland, auch so mancher Trainer. Die letzten Rapid-Trainer haben das nicht geschafft. Sie sind 42 Jahre alt, haben noch ein paar Jahre als Trainer vor sich. Wie wollen Sie erreichen, dass Ferdinand Feldhofer weggekauft wird?

"Das Geschäft ist aber bekanntlich schnelllebig, ich bin auch schon sehr lange dabei, darum kann man Monate, geschweige denn Jahre und Jahrzehnte kaum, vorausplanen." - Ferdinand Feldhofer

Feldhofer: Wenn man seine Philosophie durchbringt und das auch regelmäßig zeigt, seriöse Arbeit abliefert, dann ist viel möglich. Vorrangig ist für mich aber, so lange wie möglich bei Rapid zu bleiben und Erfolge zu feiern. Dem ordne ich alles unter. Das Geschäft ist aber bekanntlich schnelllebig, ich bin auch schon sehr lange dabei, darum kann man Monate, geschweige denn Jahre und Jahrzehnte kaum, vorausplanen.

 

90minuten.at: Sie haben mit Lafnitz und dem WAC Erfolge gefeiert, die Vereine sind aber nicht so exponiert wie Rapid. Eine hat man offenbar gemeinsam, nämlich die Fluktuation. Was können Sie noch mitnehmen?

Feldhofer: Erfahrung. Jeder Monat hilft, denn Situationen wiederholen sich. Diese Praxis schadet niemandem.

 

90minuten.at: Egal ob Lafnitz oder Hütteldorf?

Feldhofer: Vom Umfeld her ist es natürlich ein Unterschied, am Platz ist dieser nicht so groß.

 

90minuten.at: Aber wie können Sie erklären, dass Spieler oft wechseln und man trotzdem sportlichen Erfolg haben kann?

Feldhofer: Das darf man nicht an die große Glocke hängen. Der Umgang soll respektvoll und wertschätzend sein. So lange wie man arbeitet, soll das bei mir und meinem Gegenüber sein. Es ist ja ein normaler Prozess, dass Spieler sich entwickeln wollen. Die Zeit, die man gemeinsam hat, muss schön und erfolgreich sein. Ich glaube, man kann jeden Menschen unterstützen. Das probiere ich und dann kommt meistens auch etwas zurück. Nervös darf man da nicht werden.

 

>> Weiterlesen - Seite 3: Haben Sie Angst vorm Scheitern, wie so mancher "Kleinklub-Trainer" zuvor?

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