Interview Volkan Kahraman Seite 1 - Seite 2 - Seite 3
90minuten.at: Auffällig ist, dass, wenn Vereine schnell rauf kommen, der Nachwuchs auf der Strecke bleibt. Nur Spieler kaufen kann ja auch nicht Sinn machen. Wie wollen Sie den Nachwuchs dem angestrebten hohen Niveau anpassen?
Kahraman: Diese Gedanken, die Sie sich machen, haben wir uns auch gemacht. Ist ja klar, dass wir nicht einfach raufgehen und alles zusammen kaufen. Der Nachwuchs ist auch ein eigenes Projekt. Wenn man unsere Transferpolitik beobachtet, ist es nicht so, dass wir pro Halbsaison immer acht, neun Spieler kaufen.
90minuten.at: Ich wollte überspitzen.
Kahraman: Ich will es erklären. Wir haben alle zehn Nachwuchsmannschaften und haben einen hervorragenden Zulauf. Klar spielt die Kampfmannschaft eine große Rolle, wir wollen da sportlich erfolgreich sein. Aber die Menschen glauben an uns, dass wir auch im Nachwuchs gut arbeiten wollen. Es kommen immer bessere Spieler, wir können bessere Trainer organisieren. Das Ziel in Österreich kann – außer bei Red Bull Salzburg vielleicht – nur sein, dass Spieler aus dem eigenen Nachwuchs kommen. In der 1b haben wir 16-, 17-jährige Spieler, die schon im Erwachsenenfußball spielen. Im Kampfmannschaftskader haben wir schon zwei Spieler aus der 1b. Wir wollen immer wieder Kaderplätze für unsere Nachwuchsspieler haben. Unser Interesse ist es nicht, Spieler zu holen. Die, die wir holen, können in der Ostliga vielleicht noch Horn oder Amstetten holen.
90minuten.at: Braucht es für Spieler wie Korkmaz oder Thonhofer den „Kick“, dass man in die zweite Leistungsstufe aufsteigen will?
Kahraman: Diese Option muss man ihnen bieten. Man muss es ihnen glaubhaft machen. Wir sind da gut unterwegs. Die Spieler aus der 2. Landesliga, die wir damals angesprochen haben, hatten kein Interesse und es gibt genug, die uns heute anrufen und gerne zu uns möchten. Der Zug ist jetzt abgefahren. Du brauchst für jede Liga entsprechende Qualität. Ich bin der Meinung, dass unser Fußballstil, den wir aufbauen wollen, entscheidender ist als die Spieler, die kommen. Ümit hat sich schwer getan, weil er hat nie Regionalliga gespielt. Das ist ein total anderes Spiel.
"Man kann ja erst nach einem halben Jahr sagen, wie es aussieht."
- Durchmarsch?
90minuten.at: Sehen Sie Karabakh in dem Zusammenhang auf Sicht auch in der höchsten Spielklasse?
Kahraman: Mit den finanziellen Mitteln, die gegeben sind – man muss erst sehen, welche Sponsoren dazu kommen – natürlich! Warum auch nicht.
90minuten.at: In der Regionalliga wird man rund eine Million brauchen für den Aufstieg, in der zweiten Liga das Doppelte, in der Bundesliga noch mehr. Ist das vorgesehen?
Kahraman: Über diese Budgetsachen spreche ich nicht. Ich glaube nicht, dass du in der Regionalliga eine Million brauchst, um Meister zu werden. Das wäre gut, aber das ist nicht meine Entscheidung und ich kenne die Spielerverträge und Ausgaben nicht. Mich interessiert es auch nicht, darum kann ich nicht drauf antworten.
90minuten.at: Und wann wäre die Bundesliga sportlich möglich?
Kahraman: Schau, in jeder Liga, in der wir gespielt haben, habe ich die Analyse für eine Liga höher gemacht. Jetzt sind wir in der Regionalliga. Amstetten und Horn und das Überraschungsteam Ebreichsdorf sind nicht leicht, aber machbar. Der Sofortaufstieg wäre gut. Man kann ja erst nach einem halben Jahr sagen, wie es aussieht. Dann kann man messen, was wir in der Hand haben und was die anderen. Ob wir nächstes Jahr gleich aufsteigen ist aber schwer zu beantworten.
