Jänner

Karabakh-Trainer Volkan Kahraman: "Eine Niederlage und ein 70-jähriger Sektionsleiter redet mit dir über Fußball"

In der neuen zweiten Liga könnte mit dem FC Karabakh Wien ein neuer Player an die Türen des professionellen Fußballs klopfen. Mit Kickern wie Ümit Korkmaz oder Christian Thonhofer will der von aserbaidschanischen Geschäftsleuten unterstützte Verein hoch hinaus. Aber wie nachhaltig ist das?

Interview Volkan Kahraman Seite 1 - Seite 2 - Seite 3

 

Das Gespräch führte Georg Sander

 

Alle paar Monate poppt in der Österreich-weiten Fußballberichterstattung der Name Karabakh Wien auf. Beispielsweise Anfang Jänner, als Bundesligist SKN St. Pölten in einem Test bezwungen wurde. Der Klub, der 2014 gegründet wurde, hat große Ziele und Ambitionen. Das unterstrich etwa die Verpflichtung von Ex-Rapidler Ümit Korkmaz im Sommer. Jetzt soll die einmalige Chance genutzt werden, in die neue zweite Liga aufzusteigen. Die Bundesliga soll es auch einmal werden. Davon träumten schon viele Klubs. Manche, wie der SV Grödig, konnten sich den Traum verwirklichen. Andere, wie der SV Horn, scheiterten. 90minuten.at hat sich mit Trainer Volkan Kahraman unterhalten, was der Klub denn eigentlich will und was es bedeutet, als erster "Migrantenverein" so weit oben spielen zu können. Ganz wichtig aber: Wie nachhaltig ist ein solches Projekt überhaupt?

90minuten.at: Wie sieht die sportliche Entwicklung des FC Karabakh Wien aus?

Volkan Kahraman: Wir haben in der Oberliga angefangen. Da kam es zu einer Namensänderung (Anm.: von WS Ottakring zu FC Karabakh Wien), wir sind in die zweite Landesliga aufgestiegen. Damals war ich sportlicher Berater, weil ich noch einen anderen Job gehabt habe. In der zweiten Landesliga war ich Sportdirektor, haben Transfers getätigt und wurden auch Meister. Wir haben eine Fusion mit Srbija gemacht, weil wir einen Platz brauchten. Seit der Wiener Liga bin ich Teammanager, der die Mannschaft auch trainiert. Wir sind mit 15 Punkten Unterschied Meister geworden. Jetzt sind wir in der Regionalliga, es läuft gut, der Aufstieg ist noch in Sicht. Und das mit Spielern, die zum Teil noch nie Regionalliga gespielt haben. Jetzt haben wir uns verstärkt. Das soll aber nicht das einzige bei uns sein. Die Nachwuchsarbeit ist extrem wichtig. Hier haben wir in der C-Liga übernommen und im Moment sind wir in der B-Liga 25 Punkte vorne. Da werden wir höchstwahrscheinlich aufsteigen und wir planen den Durchmarsch in die WFV-Liga.

 

90minuten.at: Sie könnten auch einen Konkurrenten trainieren – wie stehen Sie zu den Fusionen der Vereinsgeschichte?

Kahraman: Es ist schon so, dass wir damals in der Oberliga im Frühjahr 12 von 13 Spielen gewonnen haben. Dann war für uns klar, dass wir so oder so einen Platz brauchen. Eine Untermietersituation beschränkt immer die Trainingszeiten und somit die Ziele. Es hat sich mit Srbija so ergeben, dass wir fusioniert haben. Am Anfang hat der Verein als WS Ottakring angefangen und hat den Namen geändert. Die Fusion hätten wir auch ohne den damit verbundenen Aufstieg gemacht. Das hatte keine sportlichen Gründe, wir wollten eine Infrastruktur, die uns gehört. In der ersten Klasse und der Oberliga Meister zu werden ist ja nicht so schwierig in unserer Situation. In der 2. Landesliga ist es dementsprechend schwierig und wir sind Meister geworden. Dasselbe gilt für die Wiener Liga.

"Durch die Reform gibt es diese einmalige Chancen und wir haben uns gefragt: Warum nehmen wir das nicht wahr?" - So schnell in die zweite Liga?

 

90miniuten.at: Jetzt soll es eben gleich weiter gehen in die neue zweite Liga. Verträgt ein Verein einen derartigen Aufstieg überhaupt?

Kahraman: Naja, es ist schon so, dass wir uns sportlich sehr, sehr schnell entwickelt haben. Dementsprechend sind wir mit ein paar Sachen nicht nachgekommen. Aber da sind wir voll am arbeiten. Der Verein ist damit beschäftigt, dass die Infrastruktur optimal sein wird. Genau so im Management, Sekretariat und im PR-Bereich. Der Vorstand hat seine Ideen, der Generalmanager arbeitet an Lösungen. Dass wir auf unserem Platz (Anm.: in Kaiserebersdorf) professionell spielen werden, wird nicht funktionieren. Deswegen wollen wir einen Vertrag mit Schwechat abschließen, um dort das Stadion für die Heimspiele benutzen.

 

90minuten.at: Das Finanzielle ist das eine, das hat man wohl. Aber ohne der Ligenreform könnte man den Aufstieg aufgrund der Infrastruktur wohl noch nicht anstreben, oder?

Kahraman: Wir hatten zu Beginn einen Fünfjahresplan. Wir haben gesagt, dass wir die Wiener Liga schon schaffen werden. Dann ging es um das Etablieren in der Regionalliga. Wir wollten ja nicht gleich rauf. Aber durch die Reform gibt es diese einmalige Chancen und wir haben uns gefragt: Warum nehmen wir das nicht wahr? Ob es jetzt ein Jahr früher oder später klappt, ist ja egal, wenn das Ziel der professionelle Fußball ist.

 

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