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SKN St. Pölten-Sportdirektor Markus Schupp: "Fußballphilosophie und Spielsystem sind zwar wichtig, aber ..." (2)

Es war keine leichte Anfangszeit für Markus Schupp beim SKN St. Pölten.Der Sportdirektor mit Erfahrung beim VfR Aalen und dem FC Kaiserslautern musste eine neue Philosophie umsetzen - und einen neuen Trainer installieren. Das Interview führte Georg Sander

Interview Markus Schupp:  Seite 1 - Seite 2 - Seite 3

 

90minuten.at: Der SKN St. Pölten hat unter Ihrem Vorgänger Frenkie Schinkels viele Spieler geholt, teilweise auch ältere. Wie sah Ihre Analyse bei Amtsantritt aus?

Schupp: Ich kam in der Urlaubszeit, am 31.Mai. Jochen Fallmann, Andreas Blumauer und ich haben erst einmal eine Kaderanalyse vorgenommen. Das Resultat war, dass der eine oder andere Spieler den Verein verlässt. Wir hätten auch einige gerne gehalten, wie beispielsweise Manuel Hartl, er hat bei Blau Weiß Linz einen langfristigen Vertrag unterschrieben. Wir wollen, dass unsere Spieler sich mit unseren Werten identifizieren und für einen Fußball stehen, der Wiedererkennungswert hat.

 

90minuten.at: Teilen Sie die Analyse, dass der bestehende Kader zusammen gewürfelt war, bevor Sie kamen? Wissen Sie heute schon mit Weitblick, wie der Kader zum Beispiel in zwei Jahren aussehen könnte?

Schupp: Wir legen viel Wert auf die Beobachtung der Nachwuchsarbeit, dazu haben wir aber durch das Tagesgeschäft noch nicht die notwendige Zeit gefunden. Wir mussten ja zuerst eine sorgfältige Kaderanalyse und -planung machen. Mit dem neuen Trainer setzen wir diesen Prozess fort. Ich beobachte häufig unsere Juniors, den Nachwuchs und die Spieler der Akademie von Niederösterreich, wobei die Entwicklungsmöglichkeiten bei unserem Nachwuchsteams nicht optimal sind, weil sie in niedrigen Ligen spielen.

"Das Scouting gilt es aufzubauen und das ist ein langfristiges Projekt." - Markus Schupp weiß, wo man ansetzen muss

90minuten.at: Nur damit ich es richtig verstehe: Wenn zwölf Spieler gehen und vom Profil her doch recht andere kommen, dann kann man sagen, dass sich trotz Klassenerhalts einiges ändern musste.

Schupp: Sonst hätten wir den Kader nicht so zusammengestellt. Wir wollen sportliche und wirtschaftliche Werte für den Verein schaffen. Und Identifikation: Hofbauer und Rasner waren schon einmal hier, Rasner war vier Jahre Kapitän in der Akademie. Damit kann unser Fan mehr anfangen, als wenn es immer Fremde sind – aber ich will da nichts kritisch an der Transferpolitik vor meiner Zeit anmerken. Der Verein hat sich für etwas Neues entschieden und ich soll das umsetzen. Das bietet sich dieses Jahr an, weil der Letzte nicht direkt absteigt und Relegation spielt. Da ist die Chance größer, jetzt einen Wechsel zu wagen. Aber wir wissen alle auch, dass das nicht von heute auf morgen geht, wenn man mit jungen Menschen arbeitet. Wir geben ihnen die Zeit und die Plattform. Wie bei Sandro Ingolitsch. Er war Kapitän des Youth League-Siegers. Das ist nicht unbedingt alltäglich, dass so ein Spieler zu uns kommt. Da haben wir viel Überzeugungsarbeit geleistet.

 

90minuten.at: Ex-Trainer Martin Scherb sagte mir einmal sinngemäß, dass man den jungen Spielern bei St. Pölten etwas anbieten muss, weil sie sonst längst nicht mehr da sind. Wie planen Sie hierbei vorzugehen? Die Akademie gehört ja noch dazu nicht dem SKN, sondern dem NÖFV.

Schupp: Da wollen wir intensive Gespräche führen. Diese Spieler sind zwar vor der Tür, aber nicht im eigenen Haus. Wir müssen zurzeit für die Spieler Ausbildungsentschädigung an die Akademie zahlen. Ich gebe Martin Scherb recht. Selbst Hoffenheim und Werder Bremen haben aus dieser Akademie schon Spieler rausgeholt. In der jetzigen Situation müssen wir für unsere Verhältnisse viel Geld auf den Tisch legen, damit die Spieler zu uns kommen. Wir sollten den Blick auf diese Spieler schärfen. Es gibt keine Datenbank beim SKN St. Pölten, Spieler werden in ihrem Reifeprozess nicht genügend beobachtet. Diese Prozesse müssen wir optimieren. Es gibt alleine in Österreich so viele Klubs bis in die Regionalliga, die Nachwuchs- und Akademiemannschaften, nicht zu vergessen die europäischen Ligen, die wir im Augen behalten sollten.

 

90minuten.at: Das ist Teil der Philosophie?

Schupp: Das Scouting gilt es aufzubauen und das ist ein langfristiges Projekt.

 

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