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SKN St. Pölten-Sportdirektor Markus Schupp: "Fußballphilosophie und Spielsystem sind zwar wichtig, aber entscheidend sind die erkämpften Punkte."

Es war keine leichte Anfangszeit für Markus Schupp beim SKN St. Pölten.Der Sportdirektor mit Erfahrung beim VfR Aalen und dem FC Kaiserslautern musste eine neue Philosophie umsetzen - und einen neuen Trainer installieren. Das Interview führte Georg Sander

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90minuten.at: Sie haben im Fußball einiges erlebt – deutscher Meister und Pokalsieger, österreichischer Meister – Inwiefern hilft diese Erfahrung im jetzigen Job als Sportdirektor des SKN St. Pölten?

Markus Schupp: Erfahrung ist in jedem Beruf ein wichtiger Aspekt. In meinem Fall hat das einen hohen Stellenwert: ich war selbst knapp 20 Jahre Spieler in der deutschen und österreichischen Bundesliga, danach habe ich meine Trainerscheine und die ersten Erfahrungen als Jugendtrainer bei Sturm Graz gemacht sowie als Cheftrainer in der 2. Deutschen Bundesliga bei Wacker Burghausen und dem Karlsruher SC. Ich konnte dann als Assistenztrainer beim Hamburger SV Erfahrungen sammeln. In den letzten Jahren war ich Sportdirektor bei einem großen Traditionsklub, dem 1.FC Kaiserslautern, aber auch bei einem kleinen, aufstrebenden Klub, dem VfR Aalen, gemeinsam mit Ralph Hasenhüttl, tätig. Da kann ich viele Vergleiche zu dem SKN St. Pölten ziehen.

 

90minuten.at: Als Funktionär gab es gute und schlechte Zeiten. Bei Aalen ging der Hauptsponsor, bei Kaiserslautern hinkte man dem Anspruch hinterher...

Schupp: (unterbricht) Wir waren mit Kaiserslautern 30 Spieltage unter den ersten Dreien. Wir sind erst am 31. Spieltag gegen Darmstadt mit einer unglücklichen Niederlage in der Tabelle auf Platz 4 abgerutscht.

(Anm.: Interviewer spielt auf Schupps zweite Saison 2015/16 an, als Schupp Anfang November gehen musste.)

90minuten.at: Wie groß ist der Anteil des Sportdirektors an Erfolg oder Misserfolg?

Schupp: Auch beim VfR Aalen waren wir sehr erfolgreich. Ich kam am 2. Spieltag in der Saison 2011/12. Wir hatten einen Dreijahresplan, sind dann aber schon im ersten Jahr mit Hasenhüttl von der dritten in die zweite Bundesliga aufgestiegen. In unserer ersten Zweitligasaison haben wir als Neunter souverän die Klasse gehalten, mit einem jungen Kevin Kampl, der später in Dortmund, Leverkusen und Leipzig Karriere gemacht hat, dabei hatten wir ein geringes Budget, fast das Geringste der Liga. In der zweiten Saison meldete der Hauptsponsors Insolvenz an, die finanzielle Situation wurde daraufhin schwierig. Aufgrund der veränderten strategischen Ausrichtung haben wir uns dann einvernehmlich getrennt. Bei Kaiserslautern war es so, dass wir als Traditionsklub um den Aufstieg mitspielen wollten. Das primäre Ziel war im oberen Tabellendrittel mitzuspielen. Wir waren 30 Spieltage unter den ersten Dreien, also im Soll. Dann haben wir den Faden verloren, aber wir hatten auch eine sehr junge Mannschaft. Darunter waren viele talentierte, junge Spieler, wie Kevin Demirbay, der heute bei Hoffenheim eine tragende Rolle spielt und Nationalspieler ist. Oder Amin Younes, der bei Ajax Amsterdam ein sportlich wie wirtschaftlich wichtiger Spieler ist. Es waren in erster Linie positive Dinge, die ich mitnehmen konnte.

Markus Schupp präsentiert mit Jochen Fallmann Leihspieler Devante Parker

90minuten.at: Und welchen Anteil hat der Sportdirektor?

Schupp: Das sollen andere Leute beurteilen. Der SKN St. Pölten hat sich nach der abgelaufenen Saison neu aufgestellt und einen Philosophiewechsel eingeleitet. Meine Aufgabe ist es, diesen Wechsel, nämlich zu einem Aus- und Weiterbildungsverein, mit den Verantwortlichen umsetzen. Das war ein großer Einschnitt, weil es vertragliche Dinge bei Spielern gab, die einzuhalten waren. Der Verein hat sich von zwölf Spielern getrennt, zwölf Spieler wurden neu verpflichtet. Überwiegend haben wir darauf geachtet sind, dass sie jung und österreichischer Herkunft sind, die gerne den nächsten Schritt in ihrer Entwicklung gehen wollen, die Philosophie des Vereins mittragen. Wir haben auch darauf geschaut, dass wir St. Pöltner Spieler bekommen, wie Martin Rasner oder Dominik Hofbauer, um die Identifikation im Verein zu erhöhen. Die Kaderplanung ist abgeschlossen, mit Bajrami haben wir noch einen Spieler verpflichtet, weil wir auf die lange Verletztenliste reagieren mussten. Jetzt arbeiten wir hart und vertrauensvoll mit unseren Spielern und unser Optimismus ist ungebrochen, denn wir sind nach wie von unserem Weg überzeugt.

 

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