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Liebeserklärung an den Amateurfußball: Einmal überleben, bitte!

Der Abstiegskampf in der österreichischen Bundesliga ist in dieser Saison an Langeweile kaum zu überbieten. Wunderbar, dass uns da Benjamin Kuhlhoff und Ilja Behnisch mit „Alles Amateure“ einen echten Abstiegsthriller erste Reihe fußfrei servieren.

Gelesen von Jürgen Zacharias

 

Sonntag, 11.14 Uhr. High Noon. In wenigen Minuten beginnt für den TSV das große Entscheidungsspiel. Mit einem Sieg gegen den SC kann die Truppe rund um Dölli, Chris, Escher, Ersatztormann Schnecki und Kapitän Martin die Klasse halten. Anpfiff! Und die TSV-ler stürmen los, als gäbe es kein morgen. Das Spiel verläuft wie auf einer schiefen Ebene, der Abstiegskandidat kreiert Chance um Chance. Dann: Das erste Tor. 1:0! Wenige Minuten später legt der TSV auch schon nach und die Geschichte scheint sich zu einem Fußball-Märchen auszuwachsen, die chaotische Saison doch noch ein gutes Ende zu nehmen.

Mannschaft, Trainer und Vorstand hatten sich in den Tagen vor der Entscheidungsspiel zu einem Trainingslager zusammengefunden, um bei viel Bier, noch mehr harten Getränken und ein bisschen Training letzte Energien zu bündeln. Es galt Kräfte für den Abstiegskampf zu sammeln. Doch mit Happy Ends scheinen es Benjamin Kuhlhoff und Ilja Behnisch nicht so zu haben. Sie lassen jedenfalls das Schicksal ihren Lauf nehmen und den TSV an den Rand des Abgrunds wandeln.

 

(Artikel wird unterhalb fortgesetzt)

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In jovialem Plauderton berichten die beiden in „Alles Amateure“ über die entscheidenden Tage und Wochen im Überlebenskampf eines fiktiven Fußballklubs in der fiktiven Kreisliga Staffel 2. Mit Platzwart Hotte, Trainer Pertfeld, Präsident Günter und vielen anderen lassen sie dabei jede Menge – natürlich ebenfalls fiktive – Figuren zu Wort kommen, die es mit all ihren Charakterschwächen so oder ähnlich wohl auf jedem Amateursportplatz der Welt gibt. Da wird vom Klubmäzen in der Pause als zusätzlicher Ansporn schon mal ein 500 Euro-Schein an die Wand gepinnt, den die Mannschaft bei einem Sieg versaufen kann. Da wird mit kleinen „Gastfreundlichkeiten“ versucht dem Schreiberling der Lokalzeitung wohlwollende Artikel aus den Fingern zu stemmen, was aber nicht verhindert, dass der journalistisch trotzdem Dampf ablässt. Und da bekommt der Schiedsrichter Nickligkeiten wie „Suffkopp“ und „Faschist“ an den Kopf geworfen. Nicht vom Publikum. Vom Trainer!

Eindeutig: „Alles Amateure“ ist kein Opus Magnum, das man gelesen haben muss, um den Sport in seinen Grundzügen besser zu verstehen. Aber es ist eine formidabel konstruierte Erzählung zweier Fußballliebhaber, die kleine Amateure mit all ihren Wünschen und Träumen auf eine große Bühne hieven und ihnen in ihrem Alltag zwischen Training und Spielen über die Schultern blicken. Das mag nicht jedermanns Sache sein, unterhaltsam ist das ganze aber in jedem Fall! Oder, um es mit Kapitän Martins Worten zu formulieren: „Wie soll überhaupt Spielfluss aufkommen, wenn der Schiri jede Kleinigkeit abpfeift.“ Der Schiri ist schuld! Nicht der Restalkohol, nicht das durchschaubare Aufbauspiel des TSV und nicht der Antritt der Spieler, der selbst eine Wanderdüne wie Usain Bolt aussehen lässt. Nein, der Schiri ist schuld. Die beiden Abseitstore „von denen“ hätten nie und nimmer zählen dürfen. Dann hätten wir uns auch die paar Kontertore nicht eingefangen. Nie und nimmer!

 

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