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Rangnick übt Kritik an ÖFB-Trainerausbildung

Der Teamchef ortet zu viel Quantität und zu wenig Qualität in der Trainerausbildung des ÖFB und verweist auf die Nachbarländer.

Knapp elf Monate nach seiner Berufung als Teamchef lässt Ralf Rangnick mit Kritik abseits der mittlerweile fast schon leidigen Stadiondebatte aufhorchen. Der Deutsche greift, wie der >> Kurier berichtet, diesmal Probleme in den Strukturen des ÖFB, konkret in der Trainerausbildung, auf. Diese sei als Grundstein für eine erfolgreiche Spielerausbildung zu verstehen, vereinfacht gesagt: gut ausgebildete Trainer entwickeln gute Spieler. Genau da sieht Rangnick noch Aufholbedarf, was freilich nicht zu bedeuten hat, dass in Österreich alles falsch läuft: „Die Trainerausbildung ist richtig gut, und wir müssen dafür sorgen, dass sie noch besser wird. Von richtig gut zu top. Wir müssen schauen, dass wir viel mehr in Qualität investieren und nicht in Quantität“, sagt der Teamchef.

Blickt man über die Landesgrenzen hinaus, fällt ein signifikanter Unterschied auf: Die Schweiz und Deutschland führen aktuell sechs bzw. 15 Absolventen an das UEFA-Pro-Diplom heran, Österreich verleiht heuer gleich 21 Teilnehmern das höchste Diplom. Anstatt also die aller talentiertesten Trainer individuell zu fördern, scheint der ÖFB auf dem Trainersektor eher nach dem Motto 'Masse statt Klasse' zu handeln. 

"Österreich hat so viele Teilnehmer wie Deutschland und die Schweiz zusammen. Das scheint mir nicht logisch zu sein, auch wenn ich jetzt wieder ein neues Fass aufmache" - Ralf Rangnick über die Trainerausbildung

Rangnick erscheint diese Herangehensweise unverständlich: "Österreich hat so viele Teilnehmer wie Deutschland und die Schweiz zusammen. Das scheint mir nicht logisch zu sein, auch wenn ich jetzt wieder ein neues Fass aufmache". Der Teamchef weiß allerdings, dass die Wurzeln des Problems unter anderem in der Politik zu suchen sind. 

 

Sportpolitisches Problem

Das ständige Einmischen der Landesverbände führte dazu, dass das Präsidium befähigt ist, zusätzlich zu den zehn, punktbesten Bewerbern je drei Quotenplätze zu vergeben. Alle zwei Jahre mischten hochrangige Vereins- und Verbandsfunktionäre mit und brachten ihre Wunsch-Trainer in die Ausbildung. 2018 wurde diese Regelung gekippt, nicht jedoch ohne - wie sonst in Österreich - einen Kompromiss einzugehen: Keine Quotenplätze mehr, dafür eine massive Erhöhung der Teilnehmerzahl, was letztlich die Hauptursache für den Qualitätsverlust sein könnte. 

Rangnick selbst kann das Problem allerdings nicht lösen, das obliegt dem ÖFB-Präsidium. Es bleibt also abzuwarten, wie dessen Mitglieder auf die Kritik reagieren. 

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