Die Euphorie war groß, als das ÖFB-Team vor genau einem Jahr zum finalen EM-Test in die Schweiz reiste. Die Vorbereitung war sensationell, Christoph Baumgartner und Co. für ihre Blitzstarts inzwischen berüchtigt. Bei der EURO 2024 schien vieles, vielleicht sogar alles möglich.
Die These, dass die aktuelle Erwartungshaltung gegenüber dem ÖFB-Team zu einem großen Teil dem Frühjahr 2024 geschuldet ist, ist keineswegs abwegig.
Wie gut war die EURO wirklich?
Das Abschneiden bei der Endrunde in Deutschland wird, nach zwischenzeitlicher Massen-Euphorie im Anschluss an die gewonnene Gruppenphase, mit Abstand irgendwo zwischen sehr okay und letztendlich doch ein wenig enttäuschend rezipiert.
Und der abgeschlossene Nations-League-Zyklus kann, abgesehen vom 5:1-Heimsieg gegen Norwegen, nicht gerade dazu beigetragen haben, dass die landläufige Meinung vorherrscht, die Qualifikation für die WM 2026 wird sich ausgehen.
Österreich-Rumänien, Samstag, ab 20:45 Uhr >>>
Nüchtern betrachtet hat sich das ÖFB-Team in den meisten Do-or-Die-Spielen der vergangenen 365 Tage nicht gerade mit Ruhm bekleckert. Aber gut, die Nations League hat trotz der für viele immer noch undurchschaubaren Hintertür zu Großereignis-Tickets in etwa den Wert von angekündigten Trennungen von ÖFB-Geschäftsführern.
Das peinliche Theater im Verband
Und die Öffentlichkeit musste sich nach der EM in enervierender Regelmäßigkeit mit dem ÖFB ohne "-Team" dahinter auseinandersetzen. Das peinliche Theater rund um die Führung des Verbands hat auch Teamchef Ralf Rangnick und seine Spieler nicht unberührt gelassen.
Kaum ein Verband, Verein oder eine Nation auf dieser Welt, kann sich mehr lebender Ex-Präsidenten rühmen als der ÖFB.
Dass sich die "Aktiven" in diese Schlammschlacht geworfen haben, ist durchaus legitim, stieß aber nicht bei allen Fans auf Verständnis. Demokratische Teilhabe ist derzeit eben nicht in allen Bevölkerungsschichten en vogue.
Jedenfalls gibt es kaum einen Verband, Verein oder eine Nation auf dieser Welt, die sich mehr lebender Ex-Präsidenten rühmen können als der ÖFB. Möge Neo-Präsident Josef Pröll nicht nur die Befriedung, sondern vor allem die Modernisierung der Strukturen nachhaltig gelingen.
Taten müssen folgen

Aber zurück zum Fußball. Abgesehen von den eher dürftigen Ergebnissen kann dem ÖFB-Team attestiert werden, dass es innerhalb des letzten Jahres wertvolle Erfahrungen gesammelt hat. Aus Niederlagen lernt man bekanntlich mehr als aus Siegen.
Ob es sportlich aber wirklich weiter ist, ist fraglich. Dass die Chancenauswertung ausbaufähig ist und in den Griff bekommen werden muss, ist selbst für Laien offensichtlich. Alle geloben Besserung, die Taten müssen den Worten folgen.
Wenig Nachschub
Spannend ist, dass sich im Kader nichts Grundlegendes verändert hat. Es ist innerhalb eines Jahres keinem neuen Spieler gelungen, sich nachhaltig im Grundgerüst Rangnicks zu etablieren. Perspektivisch wird spannend zu beobachten sein, ob sich das ändert, denn Spieler unter 25 Jahren, die vehement nachdrängen, sind rar gesät.
Mit der WM-Quali startet ein neuer Zyklus. Er muss genutzt werden, um die Euphorie rund ums Nationalteam mit sportlichen Darbietungen und Ergebnissen neu zu entfachen.