"Im Großen und Ganzen wird aber wohl derzeit bei allem Respekt niemand zig Millionen für Andre Ramalho, Maximilian Wöber oder Jerome Onguene hinlegen – etwas, was bei Mwepu, Daka oder Szoboszlai mit Sicherheit anders ist."
Mit Spielern wie Martin Hinteregger, Dayot Upamecano, aber auch Duje Caleta-Car oder Marin Pongracic verließen auch einige Innenverteidiger die Bullen. Salzburg steht stets sehr hoch, da braucht es in der Restverteidigung Qualität. Im Großen und Ganzen wird aber wohl derzeit bei allem Respekt niemand zig Millionen für Andre Ramalho, Maximilian Wöber oder Jerome Onguene (ferner Goali Cican Stankovic) hinlegen – etwas, was bei Mwepu, Daka oder Szoboszlai mit Sicherheit anders ist.
Komplexe Verteidigung
Und genau hier liegt das Problem: Durch die Masse an guten Mittelfeld-/Offensivspielern sowie dem Versuch, qualitativ hochwertige Torchancen tief in der gegnerischen Hälfte zu generieren, trifft fast jeder Stürmer mit einer gewissen Grundgeschwindigkeit verlässlich, Ausnahmen bestätigen – Prevljak – die Regel. In der Abwehr wiegt jeder Abgang aber anscheinend doppelt schwer, weil es viel Koordination braucht, wenn man so hoch steht; bei Standards in der Defensive ist das genau so, hier braucht es Koordination und Verlässlichkeit.
Nur, und hier kommt das große Problem der Bullen zu tragen: Man spielt nun zum zweiten Mal in Folge gegen die besten Kicker der Welt und sieht, dass es eben nicht reicht. Dass eben nicht einmal mehrere Millionen wie für einen Wöber reichen, um kompetitiv zu sein. Und selbst wenn das Geld in die Hand genommen werden würde, dann stünde man halbjährlich vor dem Problem, dass die Verteidiger erst recht weggekauft werden. Ein Teufelskreis, der beim Spiel in die Richtung des gegnerischen Tores mittlerweile unterbrochen wurde, in der Abwehr noch nicht.
Richtige Schlüsse ziehen
Nun geht es darum, die richtigen Schlüsse aus der Situation zu ziehen. Falsch wäre es beispielsweise wohl, wenn man das Geld, das man für die Hwangs, Haalands und Minaminos bekommt, eins zu eins in Defensivspieler zu investieren. Das klappt nicht und ist wirtschaftlich auch ohne Corona kaum vertretbar. Auch eine Abkehr vom Fullspeed-Attacke-Fußball wäre wegen einer knappen Niederlage in Madrid und einer späten Klatsche gegen Bayern (14. August: Bayern gewinnt 8:2 gegen Barcelona) eher wenig produktiv, weil es das wegnehmen würde, was Red Bull Salzburg ausmacht, den Claim „Fußball von morgen“.
Es braucht vielmehr mehr Detailarbeit, weil das Problem von Salzburg eben alle oben genannten Gründe sind, die zu den Mozartstädtern gehören. Die Impulse von der Bank müssen klarer sein, etwa bei Auswechslungen, die Balance von Angriff und Verwaltung eines Ergebnisses müssen besser werden. Und auch Minidetailfehler, wie beim 1:0 von Lok Moskau bei einer Ecke Junuzovic (1,72 Meter) gegen Eder (1,90 Meter) antreten zu lassen, müssen abgestellt werden.
Das Problem von Salzburg auf höchstem Niveau ist also Salzburg selbst. Jesse Marsch und Co. müssen also an dem arbeiten, was sie beeinflussen können. Man hat sich in den letzten Jahren an die Spitze gespielt, aber es ist eben leichter, dorthin zu kommen, als dort zu bleiben.