Foto: © GEPA 2018 / Jänner

Das wäre zu viel Red Bull

An den Serienmeister Red Bull Salzburg haben sich die Fans der tipico Bundesliga mittlerweile gewöhnt bzw. gewöhnen müssen. Auch, dass eine RB-Schattenelf in der Liga kickt. Red Bull greift jetzt auch nach dem Free-TV-Paket und wird vom Sportminister zum Bezahlen des Nationalstadions eingeladen. Das ist zu viel Red Bull für Österreich.

Ein Kommentar von Georg Sander

 

Es war vielleicht nur ein Bonmot, das Sportminister Heinz-Christian Strache am 9. Fußball-Kongress launig gesagt hat: „Wenn Herr Mateschitz die Börse öffnet, ist mir das auch recht." Im Lichte der Entwicklungen in Fußballösterreich ist das aber eine nahezu unbedachte Aussage, denn der Energydrink-Hersteller drängt auch abseits des eigenen Klubs verstärkt in den österreichischen Fußballmarkt.

 

Red Bull verleiht Flügel?

Stefan Stangl (FAK), Majeed Ashimeru und Igor (WAC), Mathias Honsak (Altach), Mergim Berisha und Samuel Tetteh (LASK), David Atanga (SKN), Smail Prevlijak und Masaya Okugawa (SVM) – sechs Klubs der Liga haben gegenwärtig Spieler von Serienmeister Red Bull Salzburg und Satellitenklub FC Liefering geliehen. Eine qualitativ gar nicht so schlechte beinahe-Elf, die aus der Welt von Red Bull auf ganz Österreich verteilt wurde. Sturm kaufte zudem im Sommer Oliver Filip von Liefering, Rapid verpflichtete dereinst Christopher Dibon nach einer Leihe von den Bullen. Das sind nur weitere Beispiele, die zeigen: Red Bull verleiht der Liga Flügel. Bei der Admira finden sich mit Fabio Strauss und Marcel Holzmann zwei Spieler, die in der Jugend für Red Bull gespielt haben.

 

"Sechs Klubs der Liga haben Spieler von Salzburg und Liefering geliehen. Eine qualitativ gar nicht so schlechte beinahe-Elf." - Zwischen RBS und FCL liegt die Schattenelf

Natürlich haben auch viele Klubs Kicker, die beispielsweise bei Rapid das Spielen lernten. Oder der Austria. Nur trifft auf diese Vereine Folgendes nicht zu: Der namensgebende Hauptsponsor unterhält einen Satellitenklub; der Hauptverein ist maßgeblich verantwortlich für das gute Standing in der Fünfjahreswertung; es gibt einen „Partner"-Klub in der deutschen Bundesliga; der Geldgeber hat einen TV-Sender, der die Free-TV-Rechte an der Bundesliga erhalten könnte; der Sportminister bittet um ein Sponsoring für das Nationalstadion. 

 

Das große Aber

Dass die letzten beiden Dinge eintreten, mag Stand heute nur Spekulation sein. Es unterstreicht aber das hegemoniale Verständnis, dass punkto Fußball dem Energy Drink-Hersteller entgegen gebracht wird. Ungeachtet der Tatsache, ob das bei RB überhaupt gewünscht ist. 

Hannes Wolf gilt als Paradebeispiel für die Richtigkeit des Weges von Red Bull

Nun steht freilich außer Streit, dass die roten Bullen eine beachtenswerte Ausbildungsabteilung haben, siehe Youth League-Sieg. Und dass sie mit ihrer Spielphilosophie zumindest in Europas zweithöchster Spielklasse reüssieren, besser zumindest als andere Großklubs. Und freilich, dass der direkte Draht nach Leipzig mit Stefan Ilsanker, Konrad Laimer und Marcel Sabitzer drei Nationalspielern einen Kaderplatz in einer der besten Ligen Europas bietet. Aber ist das alles auch gesund für den heimischen Fußball? Sollten wir uns derartigen Gedankenexperimenten hingeben? Diese Frage muss mit „Nein" beantwortet werden.

Verantwortung wahrnehmen

Die Schuld an dem oben geschilderten möglichen Bald-Zustand liegt in vielen Händen: Bei den anderen Klubs, die den geliehenen Gaul mit einwandfreien Zähnen annehmen, statt im eigenen Nachwuchs Vollgas zu geben. Bei der Liga und bei Sky, die sich bei einem entsprechenden Angebot fragen werden müssen, ob man dem Red-Bull-Imperium das Free-TV-Paket überträgt. Beim unbeholfenen Sportminister, der mit einem Sager Aufmerksamkeit generieren will und Mateschitz vielleicht auf die Idee bringt, sich Anerkennung von den heimischen Fußballfans zu holen. Der könnte bei einem geschätzten Privatvermögen von über 18 Milliarden Euro wohl im Vorbeigehen ein Stadion wie in Budapest zahlen. Die Kosten dort sollen bei mehr als 300 Millionen Euro liegen. Dann hätte er eben „nur" noch 17,7 Milliarden Euro auf der hohen Kante.

 

Jedes einzelne Red-Bull-Projekt, das in den vergangenen Wochen mit oder ohne Zutun von Mateschitz ins Spiel gebracht wurde, ist durchaus eine Überlegung wert. Ob der Sponsor aber jetzt Red Bull heißt oder nicht: Es wäre einfach unklug, wenn sich alle Entscheidungsträger – wenn auch nur in Gedankenspielen – in die Hände einer einzigen Marke begeben würden. So viel Red Bull verträgt niemand.

 

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