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Was der Videobeweis kann. Und was er nicht kann!

Was haben das 322. Wiener Derby, Red Bull Salzburgs Ausscheiden bei HNK Rijeka und der deutsche Supercup zwischen Borussia Dortmund und Bayern München gemeinsam? Szenen für den Videobeweis. Was bringt dieser eigentlich? Eine Gegenansicht von Georg Sander

In den letzten Tagen und Wochen standen Schiedsrichterteams speziell im Fokus - Stichwort Videobeweis. Der Sport wird immer schneller und die Regelhüter von FIFA und UEFA sowie den nationalen Sportverbänden reagieren mit dem Videobeweis darauf. Eine nüchtern betrachtet sehr gute Idee, um das millionenschwere Business von individuellen Fehlern der Schiedsrichterteams unabhängig zu machen. Zwar ist der Schiedsrichter per se nicht der alleinige Grund, warum etwa Red Bull Salzburg in Rijeka kein Tor gelang, Dortmund wegen oftmals zu hoher Abwehr den deutschen Supercup gegen die Bayern verlor oder Rapid (wieder einmal) eine 2:0-Führung aus der Hand gab, sie spielen aber mit entscheidende Rollen. Zur Verschleierung eigener Unleistungen oder Fehlentwicklungen im Verein taugt der Schiri Vereinsverantwortlichen als Ausrede aber immer gerne. Aber es geht doch um Punkte, Prämien und Erfolg. Da macht ein Videobeweis bei einigen Szenen schon Sinn. Was kann der Videobeweis nun. Und was kann er nicht?

 

Ray Yabos nicht gegebenes Goldtor

54. Minute, das Spiel Rijeka gegen Salzburg steht an der Kippe. Die Gäste aus Salzburg kommen aufgestachelt aus der Pause und kombinieren sich spät aber doch durch die Abwehr der Kroaten. Dann bricht Valon Berisha durch, lässt seinen Gegenspieler aussteigen und schupft den Ball zur Mitte. Takumi Minamino verlängert auf Reinhold Yabo. Jubel. Doch der Linienrichter dürfte den ins Out rutschenden Rijeka-Crack nicht gesehen haben, gibt Abseits. Salzburg-Coach Marco Rose wird später sagen, dass man genug Zeit gehabt hätte, ein Tor zu erzielen. Stimmt. Ein simpler Videobeweis hätte hier auf 0:1 gestellt. Sicherlich, Rijeka hätte die Bullen in einer wütenden Reaktion zertrampeln können. Oder eben nicht. Fakt ist: Die letzte halbe Stunde hätte ohne diesen – zweifelsohne mehr als deutlichen – Schiedsrichterfehler anders ausgesehen. Die UEFA verteilt Milliarden Euro an die Klubs, da sollten zumindest fälschliche Abseits-Torentscheidungen der Vergangenheit angehören und künftig auch in der Quali der Videobeweis zum Einsatz kommen können.

 

Joelinton wird gefoult, die Austria nicht in die Krise gestürzt

43. Minute im 322. Wiener Derby. Joelinton tankt sich in den Strafraum, läuft an Austria-Verteidiger Petar Filipovic vorbei, wird von diesem klar gefoult, der Moderator schreit: „Elfmeter“, die Pfeife von Schiri Alexander Harkam bleibt stumm. Zurecht? Auch hier beweisen die TV-Bilder, dass es eine Fehlentscheidung war. Vielleicht kann man dem Schiedsrichter zu Gute halten, dass es sehr oft Stürmer gibt, die in Verteidiger rein laufen oder Schwalben provozieren. In letzterem Fall hätte es Gelb geben müssen. Auch hier hilft der Kontext der Situation, um die Tragweite einer derartigen, später von Harkam zugegebenen Fehlentscheidung, zu verstehen. In 36 Runden wird sich das der Erfahrung nach ausgleichen, dennoch stand es kurz vor der Pause nur 1:0 für Rapid, ein so früher zweiter Treffer kurz vor der Pause hätte die Veilchen vielleicht mehr fertig gemacht als das tatsächlich 2:0 nach einem dummen Fehler. Falsch war die Entscheidung allemal. Im Gegensatz zur Champions League werden in der Bundesliga keine Milliarden umgesetzt; fraglich ist, ob sich eine teure Investition des Videobeweises in der österreichischen Bundesliga rechnet bzw. in der Prioritätenliste der Entwicklung des österreichischen Fußballs ganz oben stehen sollte.

 

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