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Hört auf euch auf die Schiedsrichter auszureden!

Es war ein unterhaltsames Fußballwochenende mit einem packenden Duell in Graz, einer Austria-Niederlage in Altach und einem 2:0, das Rapid aus der Hand gab. Die Schuldigen für so manchen Verantwortlichen: die Schiedsrichter. Das lenkt aber nur von der eigenen Leistung ab. Eine Gegenansicht von Georg Sander

Während die ÖFB-Frauen in den Niederlanden für Furore sorgen, hieß es am Wochenende Ligaalltag für die Herren. Inklusive Holperstart für Rapid und Fehlstart für die Austria. Beide Male spielten die Schiedsrichter eine tragende Rolle. Bei Rapid wurde Joelinton früh ausgeschlossen, er sah Rot, Michael Novak, das Ziel der Revanche-Tätigkeit, nichts. In Altach kassierten die Veilchen das 1:0 und das 3:0 aus Abseitspositionen. Ein Stachel für die Wiener Großklubs, spielten diese (Fehl-)Entscheidungen doch eine tragende Rolle für den verpatzten Saisonstart.

 

Schiedsrichterkritik aus Hütteldorf und Favoriten

Am Montag wird Rapids Sportchef Fredy Bickel in Bezug auf Schiri Markus Hameters Leistung im Kurier zitiert: „Ich habe das in Österreich noch nie gemacht, und es soll auch die Dummheit von Joelinton nicht entschuldigen, aber diesmal muss ich den Schiedsrichter kritisieren. Das war die schlimmste Schiri-Leistung, seit ich bei Rapid bin. Er hatte nie eine Linie und das Spiel massiv beeinflusst.“ Thorsten Fink, schaumgebremster, beschuldigte auch den Schiedsrichter: „Natürlich weiß ich, dass das erste und das dritte Tor Abseits waren“. Weiter relativiert er jedoch: „Ich glaube wir hätten eh verloren. Meiner Meinung nach war es nicht ausschlaggebend.“

 

Allein die Erwähnung von Fehlern reicht

Die Analyse, warum ein Spiel schief läuft, ist immer schwierig. Der Verweis auf die Schiedsrichterleistung hilft aber, eigene Fehler zu verschweigen. Fredy Bickel weiß, dass seine Mannschaft schlecht gespielt hat. Sogar Coach Goran Djuricin sagte: „Wir haben zu zehnt teilweise besser gespielt als zu elft.“ Und wenn Fink zwar sein Team kritisiert, aber die Abseitstore anführt, ist es ihm dennoch wichtig genug zu erwähnen. Und es wäre nicht das erste Mal, dass Fink die Regelhüter in die Pflicht nimmt. Und natürlich denkt sich jeder den Nachsatz: „Aber wenn die Tore regelkonform nicht gezählt hätten, hätte es anders ausgesehen.“ Warum wird aber nicht über die spielerische Leistung geredet?

 

Ausredenkultur

Es ist nicht neu, dass Vereinsverantwortliche gerne alle möglichen Gründe für eine Niederlage finden, die von der Öffentlichkeit gerne geglaubt werden. Der Schiedsrichter ist da eine Zielscheibe, die gerne gewählt wird. Aber was hilft´'s? Es ist eine Unwerbung. Es signalisiert, dass es weniger die eigene Leistung war, die zu einem Punkteverlust führte, als Zufälle. Der Schiri, der falsch entschied, der Linienrichter, der die Fahne falsch gehoben hat, das Glückstor. Wer sich durch Aussagen von Trainern wühlt, findet viele derartige Aussagen. Warum sollte ich als Fan ins Stadion gehen, wenn dann sowie so der Zufall regiert?

 

Keine Werbung für den Sport

Es mag für Vereinsverantwortliche angenehm sein, mittels des Framings von unbeeinflussbaren Faktoren einen Punkteverlust zu erklären. Nur ist es meistens nicht so einfach. Taktische Probleme, Zuordnungsfehler, schlechte Tagesform einzelner Akteure – darüber sollte gesprochen werden. Alleine die negative Erwähnung des Schiedsrichters nach dem Spiel auch nur in einem Halbsatz gibt ihm eine (Mit-)Schuld am Punkteverlust. Und lenkt somit von der eigenen Leistung ab.

 

>>> Weiterlesen: Rapids Stürmer-Dilemma

 

 

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