Wer den heimischen Kick seit ein paar Jahrzehnten verfolgt, ist einiges gewohnt. Von antiquiertem Unkick über Dorfkaiser und Glücksritter bis zu Kriminalfällen war da einiges mit dabei. Wenn nicht alles. Aber die Zeiten haben sich geändert.
Diese Saison kickten gleich zwei Teams in der Königsklasse, eines wäre fast in ein europäisches Halbfinale gekommen, wenn man bei der EM im Achtelfinale rausfliegt, ist die Stimmungslage wieder einmal zutodebetrübt. Dass die besten Kicker des Landes gleichzeitig auch bei den allergrößten Klubs der Welt spielen, sei hierbei genauso erwähnt wie der Umstand, dass rot-weiß-rote Coaches in Top-5-Ligen gerne gesehen sind.
Eine Riege konnte mit diesen Entwicklungen nicht ganz Schritt halten: die Funktionäre. Ein Ausdruck mangelnder Professionalität. Das sieht in den letzten Tagen – mit klarerweise verschieden schlimmen Auswirkungen – so aus:
Was ist denn hier los?
Da präsentiert Austria Klagenfurt einen neuen Sponsor, der - wenn auch aus sportlich verständlichen Gründen - einen ihm bekannten Trainer installiert – nur hat dieser Sponsor, gelinde gesprochen, nicht den besten Leumund.
In Altach plaudert dann auch noch der Sportchef aus, dass er den Trainer bei einer Niederlage hinausgeworfen hätte und die Spieler vor der Partie als "Oarschlöcher" und "Weicheier" bezeichnet hat und darauf auch noch stolz ist.
Andere Klubs, wie der LASK oder der GAK, haben mittlerweile den dritten Trainer innerhalb einer Spielzeit, Kontinuität scheint man da wie dort nicht zu kennen; viele Gedanken hat man sich offenbar nicht gemacht. In Altach plaudert dann auch noch der Sportchef aus, dass er den Trainer bei einer Niederlage hinausgeworfen hätte und die Spieler vor der Partie als "Oarschlöcher" und "Weicheier" bezeichnet hat und darauf auch noch stolz ist, weil er glaubt, dass dies den notwendigen Ruck durch die Mannschaft hat gehen lassen.
Derartige Geschichten häufen sich in den letzten Wochen. Ein weiterer Vorfall aus jüngerer Vergangenheit: Der Präsident des Meisters stürmt in Manier eines 22-jährigen Hitzkopfes nach einem (aus seiner Sicht) Fehlpfiff auf den Schiri zu, der ohnehin schon von Ordnern beschützt werden muss – und erklärt ihm offenbar, was alles falsch gelaufen war. Zur Erinnerung: Christian Jauk galt als einer der Kandidaten für den Posten des ÖFB-Präsidenten.
Die Vorgänge rund um den neuen Verbandsboss und die Rolle der Landesverbandspräsidenten setzen dem ganzen letztlich die Krone auf.
Lustig samma? Naja...
Hierzulande ist eben viel Folklore und das bisschen Funktionärs-Dasein geht eh nebenher. Der Obmann eines der Cupfinalisten schupft seit Jahren eine Malerfirma. Ob er nebenbei eher Sportchef ist oder umgekehrt? Unklar.
Wem sagen die Namen Kalliauer, Pupeter, Mikhaeel und Bravo etwas? Vermutlich kennen nicht einmal eingefleischte Blau-Weiß-Fans den gesamten Vorstand.
Der andere Cupfinalist hat einen Präsidenten, der davon überzeugt ist, dass er die Position des Sportdirektors gar nicht braucht. "Wir haben selbst ein gutes Auge und ersparen uns diesen Posten", meinte er jüngst gegenüber 90minuten. Wobei: Der Erfolg gibt ihm zumindest derzeit recht.
In Wien wiederum sind beide Präsidenten eher im Hintergrund tätig; bei Red Bull Salzburg werden viele wohl gar nicht wissen, wer Herr Lürzer ist. Oder wem sagen die Namen Kalliauer, Pupeter, Mikhaeel und Bravo etwas? Vermutlich kennen nicht einmal eingefleischte Blau-Weiß-Fans den gesamten Vorstand.
Und manchmal ist der ehemalige Präsident dann CEO, wie Siegmund Gruber beim LASK. Doch egal, wie die Position heißt: Man erzählt sich hinter vorgehaltener und in Lokalmedien auch offener Hand, dass er alles bestimmt.
Unklare Strukturen
Genau das ist ein Problem in diesem Land. Während es am Feld einen Goalie, zehn Feldspieler – davon einen Kapitän – und ein Trainerteam plus Kader gibt, hat sich hierzulande noch keine klare Organisationsform durchgesetzt. Mal tritt der Obmann als Chef auf, dann gibt es eine Präsidentin, andernorts einen CEO, wieder woanders spricht nur der Sportchef und, und, und.
Der Fußball ist oft ein Brennglas gesellschaftlicher Themen und hierzulande regiert oftmals das Prinzip "Geht sich aus". Genauso werden auch (einige) Fußballvereine geführt.
Emotionen sind dabei in allen Konstellationen natürlich erlaubt, aber mit Maß und Ziel. Was mit Anfauchen von Offiziellen anfängt, setzt sich dann fort und führt im schlimmsten Fall zu Problemen beim Klub selbst. Die Fallhöhe ist bei einem "einfachen Angestellten" wie einem Sportchef, einem Geschäftsführer oder einem ehrenamtlichen Präsidenten stets unterschiedlich.
Eine mögliche Faustregel: Wie auch immer die Position heißt, hängt von der Kluborganisation ab. Aber je höher die Position, desto mehr Ruhe und Weitblick muss ausgestrahlt werden. Somit sollte sich ein Präsident, Vizepräsident, Vorstand, CEO oder was auch immer nicht dazu hinreißen lassen, sich zu verhalten wie ein Kicker, der gerade ein Spiel verloren hat.
Vorbild? Welches Vorbild?
Der Fußball ist oft ein Brennglas gesellschaftlicher Themen und hierzulande regiert oftmals das Prinzip "Geht sich aus". Genauso werden auch (einige) Fußballvereine geführt, eben mit mancherorts zu wenig Professionalität. Passt schon, oder?
Nein, eben nicht. Der heimische Fußballfan hat berechtigterweise hohe Erwartungen an die Akteure am Feld und entsprechend auch an die handelnden Personen. Das betrifft die Menschenführung, den Umgang mit Rückschlägen oder die Frage, aus welchen Quellen das Geld kommt.
In der Saison 2024/25 waren die Verantwortlichen nicht immer auf der Höhe der Zeit und so mancher fragt sich, welches Jahr wir haben, 2005 oder 2025.