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Feuer frei: "Endlich" hat sich Marko Arnautovic wieder „danebenbenommen“

Lange Zeit war es ruhig um Marko Arnautovic. Die Heckenschützen haben nun die erste Möglichkeit genutzt, um wieder auf ihn loszugehen und billige Stimmungsmache betrieben. Besonders traurig: Das ÖFB-Präsidium lässt sich auch noch dafür einspannen.

Die 91. Minute von Michael Fiala

Im 74. Länderspiel durfte Marko Arnautuvic gegen Bosnien-Herzegowina erstmals die Kapitänsschleife tragen. Doch damit dürfte es auch schon wieder vorbei sein, denn offensichtlich hat sich im ÖFB-Präsidium ein Teil gegen den West-Ham-Legionär verschworen. Sie fordern, oder etwas freundlicher formuliert, haben den Wunsch an Franco Foda herangetragen, dass Arnautovic doch nicht mehr länger die Kapitänsbinde tragen sollte. Als Grund wird das Verhalten von Arnautovic nach dem Bosnien-Spiel angeführt, die Geschichte ist bekannt.

Lange haben die Arnautovic-Kritiker geschwiegen, ja sie mussten schweigen. Arnautovic hat in den vergangenen zwei, drei Jahren wie kaum ein anderer Spieler dem ÖFB-Team seinen Stempel aufgedrückt – und zwar mit durchwegs guten Leistungen und unermüdlichen Einsatz. Es war keine gute Zeit für die Arnautovic-Basher im Boulevard und bei den  Funktionären, weil sie genau gewusst haben: Österreich steht auf Arnautovic. Kein Skandal, kein „Ich kann dein Leben kaufen“-Sager, keine Bentley-Tour. Nein, einfach nur Leistung auf dem Platz. Es schien fast so, als ob Arnautovic endlich in Österreich den Stellenwert bekam, der ihm zugestanden ist.

 

Kritiker waren stumm

Doch die Kritiker – in Medien wie bei Funktionären - waren längst nicht überzeugt, sie waren nur stumm. Sie warteten nur auf den ersten Fehltritt, um endlich wieder ihre Abneigung zeigen zu können. Erste zarte Signale konnte man in den letzten Monaten vernehmen: Wie kann man nur österreichischer Nationalspieler sein und nicht die Hymne singen. Eine Kritik, die vor allem jene Spieler immer zuerst trifft, die Migrationshintergrund haben.

Und dann, quasi „endlich“: Marko Arnautovic liefert mit dem Dzeko-Bild den „Skandal“, auf den die Arnautovic-Basher sehnsüchtig gewartet haben. Es waren nur wenige Stunden vergangen, als Peter Linden als einer der ersten in seinem Blog fordert: „Arnautovic darf als Teamkapitän kein Thema mehr sein.“ Darin meinte der ehemalige Krone-Journalist etwa: „Es geht dabei gar nicht um die Uhrzeit, sondern um die Tatsache, dass Österreichs Kapitän mit dem der Sieger feierte. Dabei bester Laune war, wie das von Edin Dzeko via Instagram gepostete Foto schon Mittwoch Vormittag zeigte.“ Zwar will Linden mit seinem Blog-Claim „Aus erster Hand“ vermitteln, dass er über Insiderinformationen verfüge. Das dürfte er in diesem Fall jedoch nicht so ernst genommen haben. Es war einfach billige Stimmungsmache. Stimmungsmache, die bei einigen Funktionären anscheinend gefruchtet hat.

 

„Endlich ein echter Österreicher“

Um die aktuellen Ereignisse ein wenig besser einordnen zu können, muss man die Kronen Zeitung aus dem  Jahr 1998 bemühen. "Ivo, jetzt bist du ein echter Österreicher", titelte die Kronen Zeitung am 18. Juni 1998, also beinahe zwei Jahre, nachdem der gebürtige Kroate das Dokument amtlicherseits tatsächlich erhalten hatte. Am Abend zuvor hatte Vastic bei der WM 1998 in Frankreich das 1:1 gegen Chile in der Nachspielzeit geschossen und zwischenzeitlich die Hoffnung auf den Aufstieg in die KO-Runde hochgehalten. Die Krone-Schlagzeile offenbart eine Denkweise, die es leider noch allzu oft gibt: Öffentliche Anerkennung für österreichische Sportler mit Migrationshintergrund gibt es im Boulevard oft nur, wenn die Leistung überproportional stimmt. Aber benimmt dieser Sportler sich quasi "daneben", wird dir die Staatsbürgerschaft, die Heimatliebe, wieder "entzogen". Im aktuellen Fall von Arnautovic wäre es die Kapitänsschleife als Symbol.

Foda muss die Suppe, die ihm eingebrockt wurde, jetzt öffentlich auslöffeln: Bei der Abschlusspressekonferenz wollte der Teamchef nicht verraten, wer die Schleife gegen Nordirland tragen wird. Das könnte darauf hindeuten, dass Arnautovic morgen nicht als Kapitän auflaufen wird. Da hilft es auch wenig, dass ÖFB-Präsident Leo Windtner am Donnerstag-Vormittag in einer Aussendung betont, dass ausschließlich Franco Foda die Entscheidung treffen wird, denn offensichtlich ist diese längst gefallen. Daran ändert auch nichts, dass der ÖFB den Kurier-Bericht dementiert hat. Und sollte Arnautovic gegen Nordirland wirklich nicht als Kapitän auflaufen, bleibt eine Frage offen: Warum eigentlich?

 

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