SK Sturm: Wellental im Liebenauer Schlamm

Sturm ist wie immer schlecht ins neue Jahr gestartet. Nach einem sehr starken Herbstdurchgang war der Einbruch dieses Mal aber doch sehr enttäuschend. Es gilt, das jetzt richtig einzuordnen.

Jetzt gilt es nur, nicht vom Weg abzukommen. Kaderumbau und Implementierung der Spielidee auch in den Nachwuchsmannschaften müssen unabhängig von sportlichen Durchhängern weiterverfolgt werden. Selbst wenn der Negativlauf noch anhält.

Jürgen Pucher

Zur Erinnerung: Eigentümerin und verantwortlich für diesen Zustand ist die Stadt Graz, nicht der Verein. Der zahlt brav Miete und bekommt dafür das.

Jürgen Pucher

++ 90minuten.at-Exklusiv - ein 12 Meter von Jürgen Pucher ++

 

Der Start von Sturm ins Frühjahr war, wie eigentlich eh immer, nicht berauschend. Vier Niederlagen aus sechs Spielen haben den Höhenflug aus dem Herbst schnell beendet. Trotz aller Bemühungen der Verantwortlichen, die Erwartungen nicht wieder in lichte Höhen abheben zu lassen, war aus vielen Ecken “Winterkönig” zu hören, als man nach Verlustpunkten sogar ganz vorne war. Schnell war vielerorts schon wieder vergessen, dass gerade erst ganz kurz davor ein kompletter Neustart und Umbruch in Messendorf begonnen hat. Die überzogene Euphorie lässt sich wahrscheinlich selbst dann nicht verhindern, wenn alle Vereinsmitarbeiter gemeinsam auf der Bremse stehen. Umso wichtiger ist, dass ebendie die Entwicklungen jetzt richtig einordnen. 

(Artikel wird unterhalb fortgesetzt)

Wahrheit liegt in der Mitte

Sturm spielt seit Christian Ilzer an der Linie steht 4-4-2 mit Raute. Das ist im Vergleich zu den letzten Jahren komplett neu und dieses neue System hat zu Saisonbeginn relativ schnell relativ gut funktioniert. Wie immer hat man damit den einen oder anderen Gegner am falschen Fuß erwischt und Sturm hatte zudem das Glück, im Herbst doch den einen oder anderen Gegner in weitaus schlechterer Verfassung zu erwischen, als es jetzt ein paar Wochen später der Fall ist. Natürlich soll das den positiven Start nicht vom Tisch wischen, bei einer sachlichen Analyse der bisherigen Saison darf dieser Faktor aber nicht fehlen. Genauso wenig wie die Tatsache, dass einige Dinge, die im Herbst funktioniert haben, plötzlich nicht mehr zu sehen sind. Stichwort Passquote etc. 

Fazit: Man hat im Herbst ein wenig über den Verhältnissen gelebt, während nach dem Jahreswechsel im Moment alles ein wenig schlechter aussieht als es ist. Auch durch teilweise recht unglückliche Spielverläufe. Was nämlich an Substanz seit letztem Sommer aufgebaut wurde, kann sich immer noch sehen lassen. Mit Gregory Wüthrich, Jon Gorenc-Stankovic, Jusuf Gazibegovic und David Nemeth wurde in der Defensive ordentlich Qualität geholt. Sportchef Andreas Schicker hat unlängst im Podcast BlackFM angedeutet, dass Youngster Nemeth, der aktuell von Mainz ausgeliehen ist, vielleicht sogar noch über das Saisonende hinaus in Graz bleiben könnte. Hier hat man, wenn man noch die aus dem eigenen Nachwuchs hochgezogenen Vincent Trummer und Niklas Geyrhofer bzw. den aus Hartberg zurückgeholten Amadou Dante dazunimmt, eine Backbone in der Hintermannschaft, das sich sehen lassen kann.

Meistergruppe, Europacup - einerlei

In den restlichen Mannschaftsteilen, vor allem im Angriff, ist freilich noch mehr zu tun, bis man eine optimale und vor allem planungstechnisch langfristigere Ausrichtung haben wird. Kelvin Yeboah ist hier wohl erst der erste Schritt. Aber das wurde ja auch immer so kommuniziert und Andreas Schicker sprach seit jeher von drei Transferperioden, bis er “seinen” Kader beisammen haben will. Jetzt gilt es nur, nicht vom Weg abzukommen. Kaderumbau und Implementierung der Spielidee auch in den Nachwuchsmannschaften müssen unabhängig von sportlichen Durchhängern weiterverfolgt werden. Selbst wenn der Negativlauf noch anhält. Würde man jetzt hektisch werden, wäre der Umbau beendet bevor er begonnen hat. 

Dinge wie “Meistergruppe” oder gar “Europacup” sind in dieser Saison belanglos und obsolet. Wie man es bei der Pressekonferenz zur Präsentation von Christian Ilzer im letzten Sommer selbst erklärt hat. Vom Präsidenten abwärts. Stichwort Präsident: der hält sich zumindest nach außen im Moment vornehm zurück. Das ist gut und richtig, hat er doch eine ganz besondere Gabe, aus einem kleinen Unruhefunken einen Großbrand zu entfachen. Christian Jauk wird wie üblich intern allen schon ganz gehörig auf die Nerven gehen. Solange das aber nicht nach außen dringt, ist das halb so wild. Im Büro sind das ohnehin schon alle gewöhnt. Der unerträgliche “Corona-Zustand” mit Fußball nur im TV, hält die Emotionen außerdem im Zaum. Ist für Fans entsetzlich, für Mannschaften in der Krise aber auch ein wenig Glück im Unglück.

Frage: Stadt Graz, wie wäre es mit einem Rasen?

Schlussbemerkung: Was einer Mannschaft, die versucht eine spielerische Linie zu finden und zu etablieren, am Ende des Tages auch nicht hilft, ist, wenn sie alle zwei Wochen auf einem Gatschhaufen spielen muss. Was da derzeit in Liebenau anstatt eines Rasens zu sehen ist,ist schlicht eine Frechheit. Mittlerweile steht von Seiten der Bundesliga sogar die Androhung einer Stadionsperre im Raum.

Zur Erinnerung: Eigentümerin und verantwortlich für diesen Zustand ist die Stadt Graz, nicht der Verein. Der zahlt brav Miete und bekommt dafür das. Nicht nur, dass die Stadtpolitik seit Jahr und Tag genau nichts zu einer vernünftigen Stadionlösung für Sturm und den anderen Klub in Graz beiträgt, lässt sie jetzt auch noch die Spielstätte für beide verkommen. Aber Hauptsache man musste sehr wichtige Länderspiele von Japan und Panama in der spielfreien Zeit austragen, um ein paar Euro zu lukrieren. Eine Schande für Graz und seine Stadtregierung, die sich zu allem Überdruss auch noch gerne als Sportstadt ins Rampenlicht stellt.