"Nicht zuletzt wiegt mit am schwersten, dass diese unkontrollierten, dumm-emotionalen Aussagen in beiden Fällen vom viel wichtigeren Kern der Sache ablenken. "
Anstatt die Gründe für die eigene Offensiv-Schwäche zu hinterfragen. Anstatt sich zu überlegen, ob wirklich alle Spieler auf ihren derzeitigen Positionen optimal zur Geltung kommen. Und anstatt sich zumindest in Ansätzen an die Grundsätze der Fairness und der Außendarstellung des Klubs im kürzlich präsentierten Leitbild zu halten. Es ist belanglos, ob Sturm in ein paar Spielen der laufenden Saison mit Schiedsrichterentscheidungen Pech gehabt hat. Es ist belanglos, dass sich Nestor El Maestro am Montag intern für seine Aussagen entschuldigt hat. Und es ist belanglos, dass der Sportchef nach einer Abkühlungsphase seinen Trainer in Schutz nimmt und jetzt notwendigen Zusammenhalt predigt. Schwamm drüber reicht hier nicht mehr aus. Die Auftritte von Maestro und Kreissl in Mattersburg waren eine einzige Blamage für den Klub und sind durch kein Herumgerede im Nachhinein irgendwie zu rechtfertigen.
Dämliche Interviews lenken vom Wesentlichen ab
Der Fußball braucht Emotionen, keine Frage. Richtig eingesetzt und dosiert, mag auch die eine oder andere schärfere Ansage eines Trainers oder Sportdirektors in Interviews zweckdienlich sein. Und es muss auch nicht sein, dass man Schiedsrichterfehlentscheidungen immer nur achselzuckend zur Kenntnis nimmt. Desavouierende Aussagen über den eigenen Arbeitgeber oder die Liga, wie von Maestro, und hochnotpeinliches Wutgeschrei über eine angebliche strukturelle Benachteiligung des SK Sturm durch die Schiedsrichter, wie von Kreissl, sind aber bei weitem zu viel des Erträglichen. Besonders, weil Kreissl schon einige Male durch eher unkontrollierte Wutausbrüche aufgefallen ist. Hier zur Tagesordnung überzugehen, wäre nicht angemessen. Die Vereinsführung ist eindeutig gefragt. Wenn die beiden wichtigsten Angestellten sich öffentlich auf diese Art und Weise präsentieren, ist das eine Beschädigung für den ganzen Klub und sein Image. Maestro und Kreissl dürften sich nicht einmal dann beschweren, würden sie beide hochkant rausfliegen.
Nicht zuletzt wiegt mit am schwersten, dass diese unkontrollierten, dumm-emotionalen Aussagen in beiden Fällen vom viel wichtigeren Kern der Sache ablenken. Nestor El Maestro sollte sich vielmehr dazu erklären, wie er gedenkt das offensive Werkl seiner Mannschaft zum Laufen zu bringen und wie er sich überlegt, die Stärken von Otar Kiteishvili oder Thorsten Röcher besser zur Geltung zu bringen. Und Günter Kreissl hat während seines Ausbruchs auch einen wichtigen Punkt in einem Nebensatz erwähnt. Das Schiedsrichterwesen braucht mehr Förderung, um bessere Leistungen erzielen zu können. Darüber sollte man sprechen, nicht verschwörungstheoretisch die eigene Benachteiligung unterstreichen. Bei allem Verständnis für Emotionen und Ärger. Wenn man sich derart blamabel in Szene setzt, geht das allerdings unter. Und ernst genommen wird man außerdem nicht. Alles in allem ein finsteres Kapitel Sturmgeschichte, dieser 21. September 2019 in Mattersburg.