Eine sehr österreichische Geschichte

Gegen ÖFB-Chef Leo Windtner wird wegen Korruption ermittelt. FIFA-Geld gelangte unter fragwürdigen Umständen nicht zum Verband sondern auf ein Konto in Oberösterreich. Ob das strafrechtlich relevant ist, gilt es zu klären. Ein geordneter Rückzug von Leo Windtner wäre allerdings angebracht

Ein 12 Meter von Jürgen Pucher

 

Die Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft ermittelt also gegen ÖFB-Boss Leo Windtner, eine interne Voruntersuchung bei der FIFA soll ebenfalls seit einiger Zeit laufen. Der Grund: 100.000 Dollar hat der frühere Chef des Weltfußballs, Sepp Blatter, auf ein Konto in Oberösterreich überwiesen, das für ein Fußball-Sozialprojekt in Kenia gedacht ist. Schirmherrin des Projekts ist Windtners Ehefrau. Eigentlich hätte das Geld offiziell als Förderung der FIFA über den österreichischen Verband laufen sollen, das hat aus unterschiedlichen Gründen nicht geklappt. Zunächst weil Leo Windtner seinen Verband über seine Bemühungen nicht informiert hat, dann weil der ÖFB, in Person des früheren Generalsekretärs Gigi Ludwig, sich geweigert hat die Verantwortung für die Kontrolle der Mittel in Afrika zu übernehmen.

 

Also soll Windtner Sepp Blatter gebeten haben, den Betrag direkt auf das Projektkonto zu überweisen, was schließlich auch geschah. Zufällig kurz bevor die Wiederwahl zum FIFA-Chef anstand, zufällig kurz nachdem sich Leo Windtner wohlwollend über Blatter geäußert hat. Die Fragen, die sich nun stellen, sind folgende: War Sepp Blatter ohne neuerlichen Beschluss der Gremien überhaupt befugt diese Überweisung durchzuführen? Ist Windtner der Vorwurf der Bestimmungstäterschaft zu machen? Für beide Herren gilt die Unschuldsvermutung und die Ermittlungen werden das klären. Es geht dabei aber auch noch um etwas ganz anderes.

 

Fehlerbewusstsein? Fehlanzeige!

Wieso hat der Chef des größten Sportverbandes des Landes mehr oder weniger in Eigenregie gehandelt? Warum gibt es so wenig Bewusstsein dafür, dass eine solche Vorgehensweise, sollte sie am Ende vielleicht auch nicht strafrechtlich relevant sein, zumindest eine atmosphärisch-moralische Komponente hat? Und warum ist die Rechtfertigungsstrategie Windtners im Wesentlichen darauf aufgebaut, dass das Geld bitte schön doch für einen guten Zweck wäre und er die Kritik deshalb eigentlich nicht verstünde? All das zeigt die noch immer sehr oft vorherrschende Mentalität hierzulande, alles lieber ein bisschen im Schatten und intransparent abzuwickeln. Und Geld, noch dazu wenn es für arme Kinder in Afrika gedacht ist, wird doch wohl kein Mascherl haben, oder? Wie genau es dort schlussendlich hinkommt, ist doch nicht so wichtig.

 

Die richtige Reaktion wäre allerdings allein schon aufgrund dessen, was man bisher weiß, der geordnete Rückzug von Leo Windtner. Das wird vermutlich nicht geschehen. Wie so oft in Österreich.

Es herrscht kein Bewusstsein für Transparenz oder die Tatsache, dass es eben schon einen Unterschied macht, ob der Präsident der FIFA einen Geldbetrag offiziell genehmigt an den ÖFB überweist oder eigenhändig auf ein Konto in Linz, auf das die Frau des hiesigen Verbandschefs zugreifen kann. Speziell Menschen, die viel Zeit ihres Lebens in Machtpositionen verbracht haben, lassen es hier immer wieder an Sensibilität vermissen. Dabei müsste es gerade bei Personen des öffentlichen Lebens vielmehr ein gesteigertes Empfinden für heikle Angelegenheiten wie korrekten Umgang mit Fördermitteln geben. Sie stehen einerseits unter verstärkter Beobachtung und, auch wenn es sich heutzutage fast schon lächerlich anfühlt so etwas zu schreiben, kommt hier noch der altmodische Begriff der Vorbildwirkung zum Tragen.

 

Rückzug wäre die sauberste Lösung

Leo Windtners gesamte Reaktion auf die kursierenden Vorwürfe, legt den Verdacht nahe, dass er mit dem oben Beschriebenen wenig anfangen kann. Abschwächen, Herumschwurbeln und wiederholt betonen, es sei doch ohnehin für eine gute Sache gewesen. Das alles mit dem Ziel zu hoffen, dass am Ende kein strafrechtlich relevanter Tatbestand herauskommt und man im geliebten Amt bleiben kann. Irgendwann wächst dann Gras über die Sache und es heißt ‚gut is gegangen, nix is geschehen‘. Die richtige Reaktion wäre allerdings allein schon aufgrund dessen, was man bisher weiß, der geordnete Rückzug von Leo Windtner. Das wird vermutlich nicht geschehen. Wie so oft in Österreich. Mit aller Gewalt wird geklammert, an der geliebten Funktion mit den prestigeträchtigen Auftritten und den schönen Banketten. Dass der schlampige Umgang mit der Sache und die Optik dieser Transaktion allein, auch ohne eventuelle Verurteilung, das Amt des ÖFB-Präsidenten, die Person Windtner und nicht zuletzt den ganzen Verband beschädigen kann, wird vom Betroffenen offensichtlich nicht erwogen. Das ist sehr schade für den österreichischen Fußball, aber es war zu erwarten.

 

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