Die Geschichte der "Sportvereinigung Rasenspieler Donaufeld" reicht bis ins Jahr 1910 zurück.
Nach turbulenten Jahren – unter anderem mit einem Verbot der Arbeitersportvereinigung in Zeiten des Ständestaats – begannen 1979 die "goldenen Jahre" des Klubs. Zumindest nennt sie so die Vereinschronik.
Bis 1965 spielte der Klub unter dem Ursprungsnamen am Ringelseeplatz im 21. Bezirk. Der Umzug vom Ringelseeplatz war damals erzwungen, die neu erbaute Anlage an der Fultonstraße wurde aber von niemand geringerem als Fußballlegende und Architekt Gerhard Hanappi geplant.
1992 eröffnete Michael Häupl, damals noch Stadtrat, die neu errichtete Sitzplatztribüne. Insgesamt finden 2.000 bis 4.000 Fußballfans im Stadion Platz.
Seit 2022 darf sich der zweimalige Teilnehmer an der zweithöchsten Spielklasse (1990-92) sogar dank sechs gewonnener Meisterschaften Stadtliga-Rekordmeister nennen. Große Namen schnürten hier die Fußballschuhe, von Felix Gasselich über Walter Schachner bis hin zu Saša Kalajdžić.
Mit diesen Geschichten kann man heute bei Spielern aber nicht mehr punkten.
Neue Besen kehren besser
Von langer Geschichte und großen Namen kann sich kein Klub der Welt etwas kaufen. Am besten weiß das wohl Werner Gössinger. Der heute 63-Jährige war Tormann, stand ab den 80ern zwischen den Floridsdorfer Pfosten, stieg in die 2. Liga auf und bis in die Wiener Liga hin ab.
"Mit diesen Geschichten kann man heute bei Spielern aber nicht mehr punkten", winkt er im Interview mit 90minuten ab. Nur Fußballinsider werden die bekanntesten Namen des aktuellen Kaders kennen: Marcel Holzer und Lukas Schöfl.
Holzer (26) absolvierte einige Bundesliga-Partien für den WAC und Hartberg, Schöfl (24) kickte ebenfalls beim WAC und hat 14 Einsatzminuten gegen die AS Roma in seiner Vita stehen. Am meisten Erfahrung bringt der ukrainische Winterneuzugang Oleksiy Kovtun (30) mit. Er kam vom isländischen Klub Keflavík, wo er 2022 angeheuert hatte. Kovtun war U20-Nationalspieler der Ukraine und spielte in seiner Heimat in der höchsten Spielklasse.
Sportchef Gössinger soll nun darlegen, wie es der kleine Klub aus Floridsdorf schaffte, 2022 nicht nur in die Ostliga aufzusteigen, sondern auf Anhieb Dritter, im Folgejahr Vizemeister und nun Meister zu werden.
Ein "dummer" Zufall
Lange war Erich Fach mit seiner Gebäudereinigungsfirma Obmann des Klubs. Ende 2018 musste er sich aus gesundheitlichen Gründen zurückziehen – der Klub war damals in der viertklassigen Stadtliga. Ihm folgte Stefan Singer nach, Floridsdorfer und Firmeninhaber der ARS Bauträger GesmbH. Singer wurde auch Sponsor – und erinnerte sich an Gössinger.

Gössinger ist A-Lizenz-Trainer und war bereits von 1999 bis 2005 Coach der Donaufelder. Er schildert seine Vita: "Ich war damals in der Stadtliga Trainer, später beim FAC, Gerasdorf und Post. Stripfing habe ich als Trainer und Sportdirektor aufgebaut, dann bin ich zu Mannsdorf gegangen – letztlich ist mir die Fahrerei auf die Nerven gegangen."
Per – wie er sagt – "dummem" Zufall erinnerte sich Singer an ihn. Gössinger aktivierte daraufhin sein Netzwerk und verpflichtete Josef Michorl als Trainer.
Seine Spielerkarriere umfasste eine Handvoll Bundesliga-Spiele, etwa 1985/86 für den SC Eisenstadt. Am meisten spielte er in der 2. Liga, etwa für Gerasdorf-Stammersdorf. Der A-Lizenz-Trainer war nach seiner aktiven Karriere insgesamt neun Jahre im Trainerstab von Austria Wien II, ab 2006 als Co-Trainer. Bevor er 2019 bei Donaufeld anheuerte, war er Chefcoach bei Leopoldsdorf (2012–2015) und Vösendorf (2015–2019).
"Die Experten lagen falsch"
Gemeinsam bauten sie den Kader um – und nach drei Jahren gelang der Aufstieg. Gössinger erinnert sich: "Als wir Meister wurden, sagten alle Experten, dass wir viele Spieler holen müssten. Im ersten RLO-Jahr 2022/23 war der Klassenerhalt das Ziel – wir wollten nicht in den Abstiegsstrudel geraten. Wir wurden gleich Dritter. Diese Experten lagen also falsch."
Vom Finanziellen oder den Fans her können wir nicht einmal mit dem WSC oder Krems mithalten. Donaufeld bietet aber ein pipifeines Umfeld für die Ostliga.
Man holte weiter junge, hungrige Spieler – mit erneutem Erfolg. Nebenbei entwickelten sich Talente wie Felix Orgolitsch (Stripfing) oder Manuel Holzmann (Admira) so gut, dass sie eine Liga höher wechseln konnten.
Genau das ist Gössingers Ansatz bei der Kaderplanung: Spieler zu holen, die etwas erreichen wollen. Denn: Was an Jugendspielern nicht längst ins Ausland oder nach Salzburg wechselt, geht zu den großen Wiener Klubs. Da muss sich Donaufeld mit seinem 2.000 bis 4.000 Personen fassenden Stadion hinten anstellen.
"Vom Finanziellen oder den Fans her können wir nicht einmal mit dem WSC oder Krems mithalten. Donaufeld bietet aber ein pipifeines Umfeld für die Ostliga, wir sind sehr familiär, und Josef Michorl findet immer die richtigen Worte. Darum bleiben die Spieler so lange und so gerne bei uns."
Es geht einfach um Perspektive und Ehrlichkeit – da zieht nicht einmal der Name Kalajdžić.

Rauf? Nein, danke
Weiter rauf? Aktuell keine Option. Der Betrieb in der 2. Liga ist schlichtweg nicht zu stemmen – auch wenn man sich mit diversen Sponsoren in Gesprächen befindet. Neben einem ansprechenden Kader braucht es schließlich auch professionelles Personal rund um den Verein.
Und: "Sportlich ist die 2. Liga nicht das Gelbe vom Ei." Die Lage in der zweithöchsten Leistungsstufe sei für Gössinger schlichtweg nicht so, dass man sich das "antun" wolle.
Überhaupt sei angesichts der aktuellen Wirtschaftslage fraglich, wie lange andere Zweitligisten das noch durchhalten – so Gössinger. Deshalb sagt er:
"Mal sehen, was im nächsten Jahr passiert. Aber ich sehe uns eher – und lieber – als gut geführten Verein in der Regionalliga als verschuldet im 2. Liga-Derby gegen den FAC."
Das ist er also, der SR Donaufeld – ein Klub, der sich nach außen hin demütig gibt und dem der Erfolg Recht gibt: mit einer No-Name-Truppe, dem viertjüngsten Kader der Liga, und trotzdem Meister. Ob die Derbys im Bezirk künftig zweit- oder drittklassig stattfinden, wird die nahe Zukunft zeigen.