Saisonabbruch: 12+16 als "oberstes Ziel" des Profifußballs

Was passiert mit den Regionalligen? Das ist offen. Aber welche Auswirkungen hat eine mögliche Wertung auf die 2. Liga? Die Entscheidungsgewalt liegt beim ÖFB-Präsidium, BW Linz-Geschäftsführer Stefan Reiter stellt die Wettbewerbssicherheit über alles.

Es gibt bis dato noch keine positive Rückmeldung aus den Ministerien zum Amateurfußball. Da möchte ich schon auch die Landesverbandspräsidenten in Schutz nehmen

Reiter verteidigt die gescholtenen Landesverbandspräsidenten

+ + 90minuten.at Exklusiv - Von Georg Sander + +

 

 

Gegenwärtig beschäftigen Fußballösterreich die Diskussionen, wie mit dem seit Monaten still stehenden Amateurfußball umgegangen werden soll. Seit letztem Jahr könnten im Amateurbereich Meisterschaften auch nach einer Hinrunde gewertet werden. In der Regionalliga Mitte fehlen den Klubs derzeit zwei bzw. drei Spiele. Über den Übergang von der höchsten Amateurliga, eben der Regionalliga, in die 2. Liga, entscheidet das ÖFB-Präsidium. Salopp formuliert: Die Regionalligen können werten, was sie wollen, das Präsidium entscheidet dann. Um eine Zulassung in die 2. Liga haben sich Stripfing aus dem Osten sowie WSC Hertha aus Wels bzw. die Sturm Amateure aus der Region Mitte bemüht. Macht zwei mögliche Auf- und umgekehrt zwei mögliche Absteiger. „Das letztes Jahr von Rechtsprofessor Martin Karollus von der JKU Linz erstellte Gutachten stellt den theoretischen Absteiger auf eine höhere Stufe als den Absteiger“, erklärt der langjährige Fußballkenner und gegenwärtige Blau-Weiß Linz-Geschäftsführer Stefan Reiter im Gespräch mit 90minuten.at. Über allem stünde für den 2. Liga-Vertreter aber ohnehin das Format in Bundes- und 2. Liga. Denn hier ginge es um langfristige Verträge, Vertrauen und – Stichwort Profifußball – auch ums Geld.



Die 2. Liga  könnte Abstieg verhindern...

„Die Liga selbst hat Bestimmungen wie auch die Regionalliga“, führt er aus, „Es gibt interne Möglichkeiten, Bestimmungen selbst zu erlassen. Die 2. Liga könnte als Beispiel (Reiter betont sehr stark, dass es ein Beispiel ist, Anm.) beschließen, dass es keinen Absteiger gibt.“ In eine abgebrochene Meisterschaft, so das Gedankenexperiment, könne kein Verein absteigen. Sprich: Selbst wenn die Regionalliga selbst sagt, dass eine Hinrunde reicht, könnte die 2. Liga das umgekehrt sehen und entsprechend beschließen. Das letzte Wort hat dann ohnehin das ÖFB-Präsidium. Nur dieses Organ hat das Recht, fordern könnten alle alles. Noch ist das aber alles Theorie.

Denn es gibt angesichts der Pandemielage noch keine Aussicht darauf, wann und ob überhaupt Amateurspiele in den nächsten Wochen statt finden können. Dann wäre die Meisterschaft 2020/21 ohnehin abgebrochen. Aber auch diese Überlegungen sind noch in weiter Ferne, denn das entscheidende passiert in der kommenden Woche: Der zuständige Senat 5 der Bundesliga entscheidet über die Lizenzen und Zulassungen.



12+16 ist das Wichtigste

In einer normalen Saison können bei zwei möglichen Aufsteigern, die sich um eine Zulassung bemühen, auch nur zwei Klubs absteigen. So weit, so klar und logisch. Nun muss eben zugewartet werden, wie der Senat 5 entscheidet. „Bevor das nicht abgeschlossen ist, gibt es keinen sicheren Auf- oder Absteiger“, meint Reiter, „wir wissen alle nicht, ob alle Klubs die Zulassung oder auch die Lizenzierung für die Bundesliga bekommen. Das wissen wir derzeit einfach nicht.“ Das Ziel der ersten beiden Spielklassen sei ganz klar: Die Aufrechterhaltung eines ordentlichen Spielbetriebs, also mit zwölf Vereinen in der Bundesliga, 16 in der 2. Liga, auch 2021/22: „Das Format ist so beschlossen und muss umgesetzt werden. Es gibt dazu ja auch noch Verträge, nicht nur wirtschaftliche, da geht es auch um die Organisation. Das ist das oberste Ziel.“

Es muss also in den höchsten beiden Spielklassen mit 12+16 gespielt werden. In der Theorie wäre also der Fall denkbar, dass zwar Wels/Sturm II/Stripfing eine von den Regionalligen gewertete Meisterschaft nicht auf einem zum Aufstieg berechtigenden ersten oder zweiten Platz abschließen, im Sinne dieser Wettbewerbssicherheit aber dennoch aufsteigen könnten, weil ein Verein der höchsten beiden Spielklassen keine Lizenz/Zulassung erhält. Zur Erinnerung: 2018 stellte Wacker Innsbruck mit der im Tabellenmittelfeld der RLW befindlichen Zweiermannschaft einen Antrag auf Zulassung zur 2. Liga, letztes Jahr Rapid II aufgrund des Mattersburger Finanzcrashes – beiden wurde bekanntlich statt gegeben, drei sind möglich, „echte“ Amateurteams sind derzeit nur die Zweitvertretungen von Austria und Rapid. Der Hintergrund, hier auch Kreativität zuzulassen und eventuell für 2021/22 wieder walten zu lassen: „Wir können nicht laufend die Bestimmungen ändern! Es gibt Partner, es gibt hoffentlich bald wieder Fans, wir wollen nicht alle laufend vor neue Tatsachen stellen. Klar, es sind schwierige Zeiten, aber wo es geht, muss Sicherheit bestehen. Die haben wir in den ersten beiden Ligen und es tut mir ehrlich leid für alle anderen Ligen.“

Zum Abschluss stellt Stefan Reiter noch einmal klar: „Es gibt bis dato noch keine positive Rückmeldung aus den Ministerien zum Amateurfußball. Da möchte ich schon auch die Landesverbandspräsidenten in Schutz nehmen, die von den Vereinen wegen Planungssicherheit massiv angegriffen werden – was sollen sie ihnen anbieten? Diese Entscheidung liegt nicht bei den Verbänden.“

 

 

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