Worauf es für Red Bull Salzburg gegen Lazio Rom ankommt

Mit Lazio Rom erwartet Red Bull Salzburg möglicherweise ein Offensivfeuerwerk. Doch bei allem Respekt vor Rom, Salzburg sollte auf seine Stärken schauen: Pressing, Umschaltspiel und eine starke Defensive, um den historischen Traum vom Halbfinale zu ermöglichen.

Von Georg Sander

 

Mit der Teilnahme am Viertelfinale der Europa League erzielten die Salzburger nun das beste internationale Ergebnis seit dem Einstieg von Red Bull 2005. Die Runde der letzten Acht erreichte zuletzt die Wiener Austria in der Saison vor dem Mateschitz-Einstieg an der Salzach. Die Stronach-Veilchen schieden im UEFA-Cup aufgrund der Auswärtstorregel gegen Parma aus. Es geht also um das erste europäische Halbfinale seit Rapids Cup der Cupsieger-Erfolgslauf 1996. Die Bullen sind also aller internationalen Erfolge in dieser Saison zum Trotz Außenseiter in der Partie gegen den Fünften der Serie A. Seit es die Europa League mit der Saison 2009/10 gibt, stammten so gut wie alle Halbfinalteilnehmer aus den ganz großen Ligen oder deutlich größeren. Der FC Basel schaffte es 2012/13 ins Halbfinale, 2016/17 Ajax Amsterdam. Ansonsten: England, Deutschland, Spanien, Portugal, Frankreich, Ukraine, Türkei. Die großen Ligen machen sich das untereinander aus, auch dieses Jahr würde Salzburg in einem möglichen Halbfinale auf Klubs aus Russland, Spanien, Deutschland, Frankreich oder Portugal treffen. Lazio Rom ist eine harte Nuss, die Inzaghi-Elf weiß vor allem vorne zu überzeugen. Ein massives Zentrum, Pressing, Konterattacken – das wirkt in einer anderen Grundordnung dem Spiel der Salzburger unter Marco Rose nicht unähnlich.

  

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Personell kann er bis auf Reinhold Yabo (krank) und Hee-Chan Hwang (gelbgesperrt und krank) aus dem vollen Schöpfen. Alles andere als eine Aufstellung mit dem gewohnten Personal - bis auf Gulbrandsen statt Hwang - wäre eine Überraschung. Dabei könnte Rose auch wieder ein schiefes System mit Dreierkette bilden oder Berisha knapp vor Samassekou beginnen lassen, wie etwa in Dortmund. Den Switch ins gewohnte 4-1-2-1-2 beherrschen die Bullen ohnehin im Schlaf. Dieses System mit Raute tendiert dazu, ebenfalls zentrumslastig zu sein, was gegen die Italiener ebenfalls passend wäre. Denkbar wäre des Weiteren noch ein 4-3-2-1, wie man es in der Bundesliga öfters mit Minamino erprobt hatte. Mit dieser Variante wären dann ultimativ mehr Spieler in der Zentrale, die die Angriffe der Römer auf die Seiten lenken könnten. Das gelang schon gegen La Real und Dortmund relativ gut und käme den kopfballstarken Innenverteidigern Caleta-Car und Ramalho entgegen. Kopfballungeheuer sind die Römer nämlich nicht.

Offensive Italiener, defensiv starke Bullen

Einmal in Fahrt, kann Lazio richtig aufdrehen und schenkt dem Gegner gerne drei, vier, fünf Tore ein.In der Offensive wird wieder Effizienz gefragt sein, die zuletzt in der Europa League ein wenig gelitten hat, siehe etwa die ausgelassenen Chancen im Heimspiel gegen den BVB. Doch auch hier ist Vorsicht geboten. In zehn Europacupspielen in dieser Saison kassierten die Italiener in sieben Spielen Tore und fünf Mal gingen sie 0:1 in Rückstand, verloren nur zwei dieser Partien. Eine davon war aber am letzten Spieltag der Gruppenphase, in der man schon fix qualifiziert war und mit einer B-Elf antrat. Gegen ein Team, das gerne hoch gewinnt, sollte man selbst auch nicht auseinanderfallen. Unter Rose hat Salzburg erst in fünf Spielen zwei Treffer erhalten und davon drei Spiele gewonnen. Drei Gegentreffer kassierten die Bullen überhaupt zuletzt am 29. September 2016 gegen Schalke. Insofern stehen die Vorzeichen gut, sich eine passable Ausgangsposition zu schaffen.

Sperren beachten

Mit Blick auf das Rückspiel gilt es noch eine Sache zu beachten: Die möglichen Sperren. Mit Munas Dabbur, Stefan Lainer, Xaver Schlager, Duje Caleta-Car und Diadie Samassekou drohen enorm wichtigen Spielern Sperren im Heimspiel am 12. April. Das Warum ist schnell erklärt: Lainer-Ersatzmann Farkas spielte in der Hauptrunde der Europa League noch keine Minute. Die Innenverteidiger Jeroume Onguene und Marin Pongracic kommen zusammen auf nur 198 von 900 Einsatzminuten. Samassekou verpasste auch nur ein Spiel (das Heimspiel gegen Guimares), Schlager zeigte sich zuletzt enorm stark und auf Dabburs Tore will man wohl auch ungern verzichten.

Ausgangsposition schaffen

Wie immer gilt im Europacup: Auswärtstor schießen, maximal knapp verlieren. Ansonsten überwiegt wohl, dass man die eigenen Stärken – Pressing, Umschaltspiel, Defensive – gut umsetzt und sich eher weniger mit allem, was Lazio zu bieten hat, beschäftigt. Vielleicht kommt den Salzburgern dabei zu Gute, dass man sich auf das Schließen der Mitte recht gut versteht und Lazio nicht so gerne über den Flügel angreift. Das ist schon ein Unterschied zu Dortmund und Real Sociedad, die ja auf deutlich mehr Breite im Angriffsspiel setzten, als es die Italiener tun.

 

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