Das erwartet Red Bull Salzburg in Rom gegen Lazio

Simone Inzaghi hat ein starkes, eingespieltes Team zur Verfügung. Red Bull Salzburg trifft im Europa League-Viertelfinale auf die beste Offensive der Serie A. 90minuten.at hat Lazio Rom unter die Lupe genommen.

Von Georg Sander

 

Die Salzburger haben trotz junger Geschichte in der Ära Red Bull schon eine Verbindung zu Lazio Rom. In der Gruppenphase der Europa League in der Saison 2009/10 trafen die Bullen auf die Laziali und siegten auswärts und daheim jeweils mit 2:1. Die von Huub Stevens betreute Elf gewann alle Spiele der Gruppenphase (mit dabei noch Villarreal und Levski Sofia), schied dann etwas unglücklich im Sechzehntelfinale gegen Standard Lüttich aus. Damals wie heute mit dabei: Andreas Ulmer und Christoph Leitgeb, die jeweils in der Startelf standen sowie Betreuer Alex Zickler, der im Heimspiel eingewechselt wurde. In der Akademie der Bullen ist zudem der damalige Tormann Eddie Gustaffson tätig.

73 Ligatore erzielte Lazio - kassierte aber mit 39 auch die meisten der italienischen Champions League-Aspiranten

Offensive hat ihren Preis

Nicht viel gemeinsam

War 2009/10 noch Holland in Salzburg in Mode, so regiert seit 2012 bekanntlich der Rangnick-Kick an der Salzach. Aber auch Lazio Rom von damals hat wenig mit dem Lazio Rom von heute zu tun. Von den eingesetzten Spielern aus 2009 ist nur noch der Rumäne Stefan Radu beim Verein aktiv. Das war es aber im Großen und Ganzen auch schon. Und im Gegensatz zu Real Sociedad und Borussia Dortmund ist von Krise bei den Italienern keine Spur. Nach einem tollen Saisonstart mit zehn Siegen aus den ersten zwölf Spielen bei je einem Remis und einer Niederlage gab es Ende Jänner/Anfang Februar zwar eine kurze Schwächephase mit drei Niederlagen in Folge, aber man erfing sich wieder und rauft mit Inter und Stadtrivale Roma um einen Champions League-Fixplatz. Nach hinten hat man sechs Zähler Vorsprung auf AC Mailand. Die Europa League-Gruppe K dominierten die Römer, mussten nur zwei Mal Punkte abgeben. Nach vier Siegen zum Auftakt gab es am vorletzten Spieltag gegen Vitesse Arnheim ein 1:1, am letzten Spieltag ein 2:3 gegen Zulte. Mitaufsteiger OGC Nizza wurde zwei Mal geschlagen. In der KO-Phase musste man im Hinspiel gegen FCS Bukarest ein 0:1 hinnehmen, kickte die Rumänen daheim aber mit 5:1 deutlich aus dem Bewerb. Im Achtelfinale schaltete Lazio Dynamo Kiew mit 2:2 (heim) und 2:0 aus.

Men to watch

"Lust, Gier und der Wunsch nach einer guten Leistung und einem gutem Ergebnis sind da, damit wir vor vollem Haus wieder eine Party daraus machen können“, so beschrieb Bullen-Coach Marco Rose die Ziele für das Hinspiel. Das wird nicht einfach. Immerhin ist Lazio die Torfabrik der Serie A. 73 Treffer in 30 Spielen stehen zu Buche, das sind sogar drei mehr als Tabellenführer Juventus. Einer sticht heraus: Ciro Immobile. Der 28-Jährige, der 2014 als Lewandowski-Nachfolger vom FC Turin zu Dortmund gekommen war, traf bislang in 27 Ligaseinsätzen 26 Mal. Aber auch der EX-GAK-Nachwuchskicker Sergej Milinkovic-Savic (9 Tore) und Luis Alberto (8 Treffer) wissen, wo das Tor steht. Letzterer führt mit 13 Assists zudem diese Wertung an. Zusammen mit Immobile bildet Alberto auch das gefährlichste Scorerduo der Serie A. Diese Offensive hat aber auch ihren Preis. Mit 39 Gegentreffern hat Lazio deutlich mehr Tore kassiert als die Mannschaften, mit denen man sich um die CL-Plätze drei und vier matcht (4. Inter: 50:21, 3. AS Roma: 50:24). 

 

Aber auch insgesamt relativiert sich das Torverhältnis einigermaßen, wenn man sich ansieht, gegen wen die vielen Tore fielen: 46 Treffer gelangen gegen Teams, die gegenwärtig auf Platz 14 und abwärts klassiert sind; 20 Mal klingelte es gegen die drei schlechtesten Teams der Liga. In den bislang sechs Duellen gegen die vier besseren Teams holte Lazio nur einen Sieg und ein Remis (gegen Juve, 2:1 am 6. Spieltag, gegen Inter 0:0 am 19. Spieltag). Im Tor steht fast immer Thomas Strakosha, davor verbuchen mit Stefan de Vrij und Stefan Radu die meisten Verteidigerminuten. Im Mittelfeld kicken Lucas Leiva, Marco Parolo und Sergej Milinkovic-Savic am öftesten, vorne Immobile und Luis Alberto. Flankiert werden sie alle zumeist von Senad Lulic und Adam Marusic. Diese neun haben bewerbsübergreifend mit mindestens 2.312 Minuten (Lulic) die meisten Einsatzminuten. Nicht weniger als zwölf Spieler des Kaders sind aktuelle A-Nationalteamspieler, wie etwa die Italiener Immobile und Parolo, der Spanier Luis Alberto, der portugiesische Altstar Nani oder die Serben Milinkovic-Savic und Routinier Dusan Basta.

(Artikel wird unterhalb fortgesetzt)

Taktisches bei Lazio

Trainer ist seit April 2016 Simone Inzaghi, zuerst interimistisch, dann fix. Eigentlich hätte Taktikmastermind Bielsa die Römer übernehmen sollen, es gab aber Differenzen mit der Vereinsführung, weswegen Inzahgi schließlich Coach blieb. Der jüngere Bruder von Filippo Inzaghi wechselte 2010 vom Feld auf die Trainerbank, erarbeitete sich seinengegenwärtigen Status als Jugend- und U19-Trainer bei Lazio. Mit ihm wurde man vergangene Saison Fünfter, erreichte 2016/17 das Coppa-Finale (Niederlage gegen Juventus), gewann aber das Supercoppa-Finale gegen die Turiner. Inzaghi vertraut auf ein 3-5-2/5-3-2-System. 2016/17 ließ der Coach auch diverse Systeme mit Viererketten spielen, nun hat er sich aber auf dieses System mit Dreierkette eingependelt, das vielleicht noch besser als 3-5-1-1 oder fast 3-1-4-1-1 beschrieben werden sollte. Milinkovic-Savic hat dabei eine sehr hohe Rolle in der Viererkette und wechselt mit dem Zehner, oft Luis Alberto. So entsteht ein in der Zentrale kompakter Defensivblock. Durch diese geballte Defensivzentrale sind im Idealfall zwei Spieler frei, um Konter zu fahren. In der Offensive setzt man auch auf diese Übermacht in der Zentrale und es entsteht oft ein 3-4-2-1, bei dem die Außenbahnspieler sehr breit stehen und die Spieler in der Mitte nach außen schieben. Dabei wird die Angriffsseite – eher links als rechts – überladen und es entstehen Überzahlsituationen. Der Gegner wird gelockt und die andere Seite hält mehr Raum bereit. Der Spielaufbau ist meist von hinten raus eher auf Sicherheit bedacht mit einem hohen Maß an Direktheit im Angriffsdrittel. Die Römer verstehen sich zudem auf ein Pressing der Offensivkräfte, um einen geordneten Spielaufbau zu stören und Überfallsartig anzugreifen.

 

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