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Verhindert „Lex Vienna“ den Zwangsabstieg?

Der krisengeschüttelte Traditionsverein First Vienna FC muss in Insolvenz. Der Zwangsabstieg soll jedoch mit einer „Lex Vienna“ abgewendet werden. Der Ball liegt beim ÖFB. Von Markus Mittermüller

„Ich habe mein Amt heuer am 2. Jänner angetreten. Am 3. Jänner war die Welt vollkommen anders.“ Der neue Vienna-Geschäftsführer Gerhard Krisch hatte bei seinem Amtsantritt wohl andere Pläne mit dem mittlerweile mehr als krisengebeutelten Traditionsverein. Sogar der Konkurs und das völlige Aus des Vereins standen in den vergangenen Wochen im Raum. Dennoch übt man sich heute bei der Pressekonferenz auf der Hohen Warte im Zweckoptimismus. Die wichtigsten Fakten vorweg: Die völlige Pleite konnte abgewendet werden, bei der gestrigen Generalversammlung wurde ein geordnetes Sanierungsverfahren beschlossen. Das bedeutet, die Vienna meldet Insolvenz an und bietet ihren Gläubigern dabei eine 30 Prozentquote. „Das wichtigste für uns ist, dass die Vienna bestehen bleibt und wir einen wirtschaftlichen Neuanfang starten“, meint Krisch.

 

Der Haken dabei: die Vienna hat in ihrer Vergangenheit laut eigenen Angaben doch einige „Leichen im Keller“ angesammelt. Aktuelles Beispiel ist der Vertrag mit dem Hauptsponsor Care Energy, der sich nach dem überraschenden Tod Martin Richard Kristek, Gründer des Energiedienstleisters, zurückgezogen hat. Laut diesem Marketingvertrag – er läuft bis 2025 – würden Einnahmen der Vienna durch weitere Sponsoren zu 75 Prozent an Care Energy fließen. „Wenn dieser Vertrag weiter bestehen bleibt, würden wir nicht einmal eine Saison überleben“, ist sich der Geschäftsführer der Brisanz bewusst. Hoffnung gibt den Verantwortlichen die Expertise eines deutschen Juristen. Demnach soll es rechtlich möglich sein, diesen Vertrag zu lösen. „Das sieht auch das Insolvenzrecht vor“, meint Krisch.

Gerhard Krisch ist optimistisch

Lex Vienna?

Wie geht es sportlich weiter? Die aktuelle Saison in der Regionalliga soll fertiggespielt werden, danach droht laut ÖFB-Reglement der Zwangsabstieg – voraussichtlich in die Wiener Liga. Hier hoffen die Döblinger auf ein Einlenken des ÖFB. Hintergrund ist der Anlassfall dieser Regelung. Der burgenländische Klub Ritzing peilte trotz Insolvenz den Aufstieg an. Die anderen Vereine beschwerten sich über diese Wettbewerbsverzerrung. „Im Gegensatz zu Ritzing bauen wir nicht auf, sondern specken ab und verschaffen uns keinen Vorteil“, meint dazu der geschäftsführende Vizepräsident der Vienna, Robert Hammerl. In einer Anhörung wollen die Döblinger dem ÖFB ihre Situation schildern und mit einer „Lex Vienna“ die Genehmigung bekommen, weiterhin in der Regionalliga zu spielen. Dennoch stellen sich die Verantwortlichen auch auf einen „Plan B“ im Falle des Zwangsabstiegs ein.

 

Hoffnung geben der Vienna auch die derzeit laufenden Verhandlungen mit neuen Sponsoren. „Wir reden gerade mit einer sehr professionellen Gruppe, die viel internationale Erfahrung aufweisen kann“, so Krisch. Details dazu wolle man aber erst nach Abschluss der Verträge bekannt geben.

 

Die Verunsicherung der vergangenen Wochen hat auch bei den Spielern Spuren hinterlassen. Immerhin müssen sie seit zwei Monaten auf ihr Gehalt warten. „Die Vorbereitung auf die Meisterschaft war natürlich nicht ideal. Aber wir haben eine charakterlich starke Mannschaft“, meint dazu Trainer Hans Kleer. Man wolle dem derzeitigen Tabellenführer SC Ritzing im Auftaktspiel am Samstag dennoch Paroli bieten und „die Meisterschaft spannend halten“.

Das denken die Fans (Umfrage beendet)

Trotz der derzeitigen Misere laufen im Hintergrund bereits langfristige Planungen für die Zukunft. Dafür wurde ein eigenes „Strategiepapier“ entwickelt. Ein Hauptaugenmerk liegt dabei auf dem Vienna-Stadion, das künftig professioneller genutzt werden soll. „Wir haben ein hammergeiles Stadion, erwirtschaften aber 145.000 Euro pro Jahr an Eintrittsgeldern. Wenn wir nur zwei Mal pro Monat hier spielen, ist das wirtschaftlich zu wenig“, weiß Krisch. Die Vienna Vikings sollen daher wieder auf die Hohe Warte zurückkehren. Geplant sind auch weiter Vermarktungsmöglichkeiten. „Die Allianz-Arena hat eine eigene Kapelle, wo man auch heiraten kann. An solchen Ideen wollen wir uns orientieren“, so der Manager.

Die Vienna-Fans können hoffen

Red Bull?

War da nicht noch etwas mit Red Bull? „Nein, Herr Mateschitz hat sich noch nicht bei mir gemeldet“, spielt Krisch auf den Brief des 8-jährigen Vienna-Spielers an, der den Red Bull Boss um finanzielle Hilfe für den Traditionsverein gebeten hat. Konkret könnte jedoch eine Zusammenarbeit mit den Bullen im Nachwuchsbereich werden. „Salzburg sucht hier Partner in Wien. Hier könnte sich eine Kooperation ergeben.“

 

Ihren Fans gibt die Vienna auch ein Versprechen für die Zukunft. „Egal, in welcher Liga wir künftig spielen. Wir werden eine konkurrenzfähige Mannschaft haben“, so Krisch. Und sollte man tatsächlich in die Wiener Liga absteigen. „Dann wollen wir so schnell wie möglich wieder hinauf. Aber es muss wirtschaftlich passen.“

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