Foto: © FC Red Bull Salzburg via Getty Images

Christoph Freund ist selber schuld [Momentum am Montag]

Am Sonntag verabschiedete sich Red Bull Salzburg-Sportchef Christoph Freund nach 17 Jahren vom Heimpublikum. Er wechselt zu Bayern München. Dass das möglich ist, liegt an seiner jahrelangen guten Arbeit.

+ + 90minuten.at PLUS - Von Georg Sohler + +

 

Der Moment, als Christoph Freund sich von „seinem“ Stadion verabschiedete, ist unser Momentum am Montag.

Christoph Freund ist ein umgänglicher Typ. In Interviews ist er aufgeräumt. Der heute 46-Jährige wusste und weiß, was zu tun ist. Durch sein Wirken entwickelte sich Salzburg von einem Mäzenverein aus einem kleinen europäischen Land zu einem regelmäßigen Champions League-Teilnehmer. Seine Transfers, fast egal ob Trainer oder Spieler, lande(te)n bei zum Teil bei den größten Klubs der Welt. Marco Rose, Dominik Szoboszlai, Erling Haaland, Karim Adeyemi und, und, und. Nachfolger Bernhard Seonbuchner übernimmt sportlich ein gut bestelltes Feld. In den acht Spielzeiten seit 2015/16 wanderten acht von acht Ligatiteln an die Salzach, sechs von acht Cuptrophäen, zu Buche stehen die Champions League-Teilnahmen, ein Europa League-Halbfinale 2017/18, inklusive der kommenden fünf Champions League-Gruppenphasen sowie das Königsklassen-Achtelfinale 2022.

 

Kleiner Kicker, großer Sportchef

Freunds Vita belegt etwas, was in den letzten Jahren immer klarer wurde: Man muss kein großer Kicker gewesen sein, um ein guter Trainer oder Sportchef zu sein. Nachdem der 1977 geborene Mittelfeldspieler 1991 von Saalfelden zu Austria Salzburg gewechselt war, passierte nicht allzu viel in der Karriere. In die erste Mannschaft der damals noch Violetten schaffte er es nicht, er spielte bei Kundl, danach bei der WSG Wattens und Untersiebenbrunn. Für diese beiden Vereine absolvierte er insegsamt gerade einmal 57 2. Liga-Spiele. Die Profkarriere beendete er im Alter von 24 Jahren aus privaten Gründen. Eines der „größten“ Spiele seiner aktiven Karriere war ein Cupspiel gegen Austria Salzburg im Jahr 2002. Gegen den damaligen Bundesligisten konnte Freunds FC Puch nichts aurichten, er spielte 22 Minuten. Nach weiteren Stationen in Zell am See, Grödig und Leogang beendete er seine Unterhauskarriere 2013.

 

Von der Pike auf gelernt

Bereits 2006 nahm er parallel zum Kicken die Tätigkeit als Teammanager von Red Bull Salzburg auf. Laut eigenen Angaben ist ins Vertragsmanagement „hineingewachsen“. 2012 wurde er schließlich gemeinsam mit Oliver Glasner Sportkoordinator, Ralf Rangnick krempelte den Verein um, Freund lernte und bildete sich. Zur Saison 2015/16 hin folgte er schließlich dem heutigen Teamchef als Sportdirektor nach. Der FC Bayern München erhält also einen Fachmann. Es ist Freunds erste Auslandsstation und im Gegensatz zu einigen Spielern nimmt er keine Umwege, sondern geht von der Mozartstadt gleich zu einem der erfolgreichsten Klubs der Welt.

 

Aufgepasst

So laut die Lobeshymnen auf Christoph Freund sein mögen, so sehr gibt es aber auch Schattenseiten. Da wären letztlich falsche Trainerentscheidungen. Peter Zeidler übernahm 2015, nachdem Adi Hütter ging. Freund hatte wohl schon mit Oscar Garcia verhandelt, keine Einigung erzielt. Nach fünf schlechten Monaten ging Zeidler, Garcia kam dann doch. Er stabilisierte die Defensive, aber fiel durch seine Kritik an der Achse nach Leipzig auf. Marco Rose feierte große Erfolge, verließ die Bullen aber bevor es in der Champions League zur Sache ging Richtung Mönchengladbach. Nachfolge Jesse Marsch tat sich da und dort schwer, die Balance zu finden, setzte zu viel auf Offensive, im Gegensatz zu Matthias Jaissle. Meister wurden sie „eh“ alle, Störgeräusch-frei war es aber nicht immer. Selbiges betrifft Spieler. Neben den erwähnten oder bekannten Transferkrachern konnte sich eine Reihe an Kickern, die auch durchaus einiges gekostet haben, nicht durchsetzen, von Stefan Stangl über Samuel Tetteh, Romano Schmid bis hin zu Nico Mantl. Es ist nun einmal so: Wo es Licht gibt, gibt es Schatten. Das betrifft auch den Rückgang an ÖFB-Kickern in den letzten Jahren.

Inwiefern Freund seine Arbeit in München neu ausrichten muss, und ob ihm das gelingen wird, wird man sehen. Der FC Bayern erhält mit Christoph Freund aber auf jeden Fall einen absoluten Fachmann als Sportchef. Es ist ein weiterer Beweis, dass Österreich ein gutes Fußball(-entwicklungs)land ist. Daran ist Freund bis zu einem gewissen Punkt mit „Schuld“.

 

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