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Bundesliga auf Eurotrip [Momentum am Montag]

Die österreichische Fußballbundesliga verabschiedet sich in die Länderspielpause. Wer von der Liga aus zur Europameisterschaft fahren will, muss jetzt Gas geben.

+ + 90minuten.at PLUS - Von Georg Sohler + +

 

Das rot-weiß-rote Salzburg-Talent Dijon Kameri schmorte auf der Bank. Unser Momentum am Montag.

Am 14. Juni wird die Europameisterschaft 2024 angekickt. Die Ausgangsposition, als eine von 24 Nationen bei 53 Qualifikanten dabei zu sein, ist hoch. Bleibt Schweden gegen Estland sieglos und verliert im zweiten Spiel gegen Österreich, so wäre man übrigens bereits am 12. September fix mit dabei. Das Rückgrat des Nationalteams sind natürlich Legionäre, die bei Topklubs spielen. David Alaba, Konrad Laimer, Marcel Sabitzer oder Marko Arnautović spielen in der Belle Etage der Topligen, relativ zu Österreich sind natürlich auch Lens, Leipzig, Freiburg, Union Berlin oder Wolfsburg und Köln eine Nummer größer. In den aktuellen Teamkader schafften es mit Niklas Hedl und Alexander Schlager zwei Keeper – allerdings ist diese Position in Österreich seit Jahren eher eine Achillesferse. Daneben scheinen mit David Schnegg, Leopold Querfeld und Matthias Seidl nur drei Bundesliga-Kicker in Ralf Rangnicks Auswahl auf. Tobias Lawal, Jonas Auer, Samson Baidoo, Marco Grüll, Alexander Prass, Manprit Sarkaria und Muharem Huskovic stehen aktuell auf der Abrufliste. Dijon Kameri wiederum ist nur bei der U21, obwohl er durchaus auch viel Potenzial hat, das auch in der Königsklasse gezeigt hat. Es reicht aber gegenwärtig nicht.

 

Dichter Kader

Österreich hat mittlerweile eben eine lange Liste an sehr guten Spielern bei entsprechenden Vereinen. Und mit vor allem Salzburg, aber auch Sturm und mit Abstrichen dem LASK, Klubs, die in Europa alles andere als Jausengegner sind. Die Tür zur Nationalmannschaft Startelf scheint für sie – außer eben für Keeper Schlager bzw. Hedl – ziemlich zu. Gegen Belgien kickte kein einziger Feldspieler aus der heimischen Bundesliga. Gegen die Schweden startete der mittlerweile bei Freiburg spielende Adamu, von der Bank kamen mit Arnautović, Sabitzer, Grillitsch, Ljubicic und Wöber ganz andere Kaliber als Grüll, Prass und Co. „. Wenn die Ausbildungspyramide passt, dann werden wir im A-Nationalteam hauptsächlich immer Legionäre haben“, sagte etwa dazu Bundesliga-Vorstandsvorsitzender Christian Ebenbauer jüngst bei Sky. Und recht hat er, lautet doch das Ziel, 25 in Österreich fertig ausgebildete Spieler in den Topligen zu haben.

 

Gesucht: Unterschiedspieler

Dass die Kameris, Prass' oder Seidls auf hohem Niveau kicken könn(t)en, haben sie schon bewiesen, nur stellt man eben dann doch Bayern, Dortmund, Leipzig auf, wenn man kann. Allerdings gibt es auch Gegner, die wissen das. So ehrlich muss man auch sein – und das zeigte sich bei der WM mit Achtelfinalisten wie Australien; Polen, Senegal, Marokko oder Lieblingsnachbar Schweiz: Elf bis 15 Kicker in großen Ligen hat schnell wer. Dann kommt es wieder auf jene an, die den Unterschied ausmachen können. Das sind oftmals auch international noch etwas unbekannte Spieler. Selbst offensive Wirbelwinde wie Patrick Wimmer oder Christoph Baumgartner kennt jeder, der sich fünf Minuten mit Fußball befasst. Das gute Auge eines Prass, ein Traumpasserl a la Kameri, ein Dribbling von Seidl, das sieht man mit den Augen eines Nationalcoaches eher nicht so oft. Gerade (offensive wie defensive) Unterschiedspieler können dann der entscheidende Faktor sein, warum ein Spiel gewonnen wird, wenn man sich auf weitgehend ähnlichem Niveau begegnet. So weit, so bekannt.

 

Auf den Eurozug aufspringen

Nun sind Querfeld, Schnegg und Seidl jetzt mit dabei, andere wie Prass aber nicht. Nachdem auch beispielsweise das Werder-Duo Friedl/Schmid in einer besseren Liga spielt, wird es ein hartes Stück Arbeit, sich als valide Alternative zu den Superstars des Landes zu präsentieren. Nach der Länderspielpause müssen also jene, die das Talent haben, zur Euro zu fahren, auch zeigen, dass sie es mittelfristig anwenden können. Der Herbst wird, vor allem für die Kicker bei Europacup-Startern, entscheidend werden. Ralf Rangnick mag nicht so strikt an einer ersten Elf hängen wie sein Vor-Vorgänger Marcel Koller, er hat aber ein richtig gutes Angebot an Legionären. Wer jetzt nicht durchzieht, die Extrameter geht, nebst Talent auch unbändigen Willen zeigt, drängt sich nicht auf.

Potenzial haben eben viele Spieler, eine Talentprobe abzuliefern ist die eine Sache, "EM-Material" zu sein, die andere. Der Nebeneffekt: Wer sich für den Deutschlandtrip 2024 aufdrängen will, wird auch seinen eigenen Verein pushen.

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