Handlungs(un)fähig? [Momentum am Montag]
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Handlungs(un)fähig? [Momentum am Montag]

Der Kurier legt in der Causa rund um ÖFB-Präsident Gerhard Milletich nach. Dieser wehrt sich. Doch ist der Burgenländer noch Herr im eigenen Haus?

Kommende Woche tagt das ÖFB-Präsidium und die honorigen Herren werden sich dabei vor allem diese Frage stellen müssen: Ist Gerhard Milletich als Präsident des Verbandes noch handlungsfähig?

Michael Fiala

++ 90minuten.at Plus – ein Momentum am Montag von Michael Fiala +

 

Der Moment, als der Kurier in der Sonntags-Ausgabe die Vorwürfe rund um die Inseratenakquise des ÖFB-Präsidenten Gerhard Milletich konkretisierte, ist unser Momentum am Montag.

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Eigentlich hätte es ein relativ gemütlicher Sport-Sonntag werden können: Die Sonntagsspiele der Bundesliga ließen keine besondere Brisanz erwarten, in Wien wurde Tennis gespielt und die Formel 1 bereitete sich in Mexiko auf den Grand Prix vor. Doch bereits in der Früh war klar, dass es krachen wird: Der Kurier sorgte mit dem Titel „Das Foulspiel des Fußball-Präsidenten“ für ein Erdbeben im österreichischen Fußball. Im Zentrum: ÖFB-Präsident Gerhard Milletich. Der Vorwurf: Milletich sieht sich mit schweren Vorwürfen konfrontiert, er habe sein Amt als ÖFB-Präsident für die Akquise von Inseraten für das Magazin Schau missbraucht.

Milletich ritt noch am Sonntag-Nachmittag mittels Aussendung aus, wies die Vorwürfe aufs Schärfste zurück und drohte dem Kurier sowie Autor Andreas Heidenreich mit Klage. Am Abend berichtete dann sogar die ZIB1 über den Kurier-Artikel. Normalerweise schafft es der Fußballverband nur mit Erfolgsmeldungen in die wichtigste TV-Nachrichtensendung des Landes oder wenn es peinliche Niederlagen wie gegen die Färöer gibt.

Nebelgranate Klagsdrohung

Die Klagsdrohung ist aber derzeit sowieso nur noch als ein zweifelhafter Versuch zu sehen, eine Nebelgranate zu werfen. Sollte Milletich wirklich vor Gericht gehen, stünden einige Sponsoren nur allzu gerne bereit, den Wahrheitsbeweis anzutreten, wie 90minuten.at in Erfahrung bringen konnte.  

Doch wie konnte es so weit kommen? Seit dem Erscheinen des News-Artikels am 20. Oktober ist Feuer am Dach des ÖFB. Davor war es ein Lodern eines Glutnestes, das seit der Wahl von Milletich im vergangenen Jahr nie gelöscht wurde. Erst vor wenigen Tagen bekräftigte der Burgenländer im Podcast Zweierkette selbstbewusst, dass er sicher kein Brückenbauer sei. Diese harte Gangart dürfte sich nun rächen. Wie die 90minuten.at-Recherchen ergeben haben, kommen die Infos zu den Vorwürfen zum Teil aus dem innersten Bereich des ÖFB selbst. Die Lage ist für den ÖFB äußerst unangenehm: Wenn Sponsoren reihenweise – zur Zeit noch anonym – zu Ungunsten von Milletich den Medien Rede und Antwort stehen, dann ist Gefahr in Verzug.

 

Aspern auf der Kippe

Übrigens: Eigentlich hätte es in der kommenden Woche stattfindenden ÖFB-Präsidiumssitzung um andere, extrem wichtige Themen gehen sollen. So ist das Aspern-Prestigeprojekt noch immer nicht beschlossen, 90minuten.at-Informationen zufolge soll es auch hier massive Probleme geben: Wird etwa die Fußball-Halle eingestampft, wie steht es um andere, wichtige Projektteile? Wird es am Ende, wenn überhaupt, nur ein Aspern-light geben?

Der ÖFB hätte hier ein geeintes Präsidium gut gebrauchen können, um die größte Investition der Verbandsgeschichte durchziehen zu können. Stattdessen muss man sich erst ein Jahr nach der Wahl zum neuen Präsidium mit dem Scherbenhaufen eines verpatzten Wahlprozederes im Jahr 2021 herumschlagen.

Die nächsten Tagen werden jedenfalls spannend: Kommende Woche tagt das ÖFB-Präsidium und die honorigen Herren werden sich dabei vor allem diese Frage stellen müssen: Ist Gerhard Milletich als Präsident des Verbandes noch handlungsfähig?

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