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Frauen-Europhorie: Nun sind die Fans am Zug [Momentum am Montag]

Mit einem letztlich kaum gefährdeten 1:0 am vergangenen Freitag zogen die ÖFB-Frauen zum zweiten Mal nach 2017 ins Viertelfinale der Europameisterschaft ein. Der Funke muss nun wirklich überspringen.

+ + 90minuten.at Exklusiv – Von Georg Sander + +

 

Das Tor von Nicole Billa, das auch egalisiert hätte werden können, besieegelte den Viertelfinaleinzug und ist unser Momentum am Montag.

Herr und Frau Österreicher:in und alle dazwischen sind ja begeisterungsfähig. Darum wird am Donnerstag ein Großteil von Fußballösterreich den ÖFB-Frauen beim Duell gegen Deutschland die Daumen drücken und sich vor den Endgeräten einfinden. Die Millionenmarke an Zusehenden wird wohl geknackt werden, das ist gut und richtig. Im zum Teil behäbigen Verband hat sich das Frauen-Nationalteam und damit auch die vom ÖFB verantwortete Liga in den letzten Jahren zunehmend professionalisiert. Nun sind die Fans gefordert, sich den Kick auch anzusehen. Es lohnt sich!

 

Gutes Umfeld, wenig Fans

Die Herrenfußballklubs, die sich ein Frauenteam zugelegt haben, versuchen viel, um die Fans auch zu den Frauen ins Stadion zu bringen. Das fängt damit an, dass Doppelevents mit der ersten Herrenmannschaft stattfinden, die großen Stadien in St. Pölten oder Graz stehen den Frauen zur Verfügung. Das muss man als Verein, der aufs Geld schaut, auch wollen: Denn der Betrieb der großen Spielstätten kostet freilich den einen oder anderen Euro. Der Zuschauer:innenschnitt in der höchsten Frauenliga betrug vergangene Saison rund 230 Fans pro Spiel. Auch wenn dieser Vergleich kaum zulässig ist, aber das bewegt sich im Bereich der 2. Herren-Liga Kooperationsklubs Juniors OÖ und FC Liefering.

 

Schauen Sie sich das an!

Was die Frauen brauchen, sind Fans. Mehr Fans bringen mehr Aufmerksamkeit, mehr Aufmerksamkeit bringt mehr Sponsoren, mehr Sponsoren heben das sportliche Niveau. Heimische Fußballfans sind leider zudem äußerst launig. Champions League? Die Red Bull Arena ist voll. WSG Tirol? Ein Viertel bis ein Drittel kommt. Nationalteam spielt gut und gegen eine Topnation? Happel ausverkauft. Kickerl in Klagenfurt gegen „irgendwen“? Kaum wer kommt. Ist hierzulande einfach so. Leider fällt der Peak bei den Frauen noch nicht so aus, wie er könnte. Barca gegen Real, die Frauen-Teams, bringen 90.000 Fans und mehr ins Stadion. Warum sollten bei Sturm gegen St. Pölten nicht auch 10.000, 11.000 oder 12.000 Besucher:innen kommen? Kurzum: Wollen Fans noch mehr Sommermärchen bei den Frauen, müssen sie sich auch den Ligaalltag gönnen.

 

An einem Strang ziehen

Zudem ist es wichtig, die Mädchen zum Sport zu bringen. Das ist kompliziert, hat doch nicht jeder Verein ein entsprechendes Angebot. Aber: Ohne Breite keine Spitze und umgekehrt. Wenn die Anzahl kickender Frauen und Mädchen seit Jahren im niedrigen fünfstelligen Bereich herumdümpelt, wird es klarerweise auch schwierig werden, europäisch -auf Klub- und Nationalteamebene – erfolgreich zu sein. Hier sind auch die vielen Amateurvereine gefordert, um von Boden- bis Neusiedler See Angebote für Mädchen und später Frauen zu machen, damit sie möglichst überall dem Kick auf das runde Leder nachgehen können.

Das Nationalteam unter Irene Fuhrmann hat geliefert, 2017 war keine Eintagsfliege und gegen Deutschland ist irgendwie fast Sportart-unabhängig sowieso immer viel möglich. Schnaderbeck, Billa und Co. haben vorgelegt – nun müssen die Fans nachziehen.

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