Momentum am Montag: Ein Aufsichtsrat nur für die kleinen Vereine?

Der Aufsichtsratsvorsitzende der Bundesliga, Admira-Präsident Philip Thonhauser, sieht sich im Interview mit 90minuten.at als Interessensvertreter der Kleinvereine. Ein Problem.

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„Wenn einige Großklubs aus der Hauptstadt mit allen Mitteln versuchen, ihre Macht auszubreiten, sehe ich es als meine Verantwortung, für die kleinen Klubs aufzustehen“, dieser Satz von Admira-Boss und Bundesliga-Aufsichtsratsvorsitzendem Philip Thonhauser ist unser Momentum am Montag.

Es war eine veritable Watsche vor allem für Rapid, als im Sommer 2018 die Wiener Großklubs nicht mehr im Aufsichtsrat waren. Rapid als Klub mit dem mit Abstand größten Fanzuspruch in der Bundesliga hatte sich nicht immer solidarisch verhalten und viel zu oft mit erhobener Nase versucht, den anderen Klubs erklären zu wollen, wie es funktioniert.

 

Gedrehter Wind

Nun ist es so, dass gegenwärtig hauptsächlich der LASK ausschert. Die Großwetterlage hat sich gedreht, die Achse Christoph Peschek-Stephan Reiter zwischen Rapid und Red Bull Salzburg funktioniert. Und sogar ein Tauwetter zwischen Rapid und Austria hat stattgefunden. Man erkennt, dass man einander braucht. Beide sollen ein relativ gutes Auslangen miteinander haben; das war in den Jahren davor nicht der Fall. Klar, nach außen hin muss man als Rapid und Austria eine sportliche Rivalität leben, aber das große Ganze kann man nur gemeinsam voranbringen.

 

Aufsichtsratsvorsitzender als Sprachrohr?

Die Macht des Bundesliga-Aufsichtsrates ist nicht zu unterschätzen. Er gibt der Bundesliga-Geschäftstelle die Strategie vor und kann den Bundesligavorstand abberufen; praktisch entscheidet das die Klubkonferenz mit allen 12 Klubs; faktisch gibt es derzeit keinen Grund, Christian Ebenbauer, der im Hintergrund die Fäden zieht und zusammenknüpft, zu entfernen.

Jedem ist bekannt, wer die nationalen Zugpferde der Liga sind. Und klar, man muss auch auf die Interessen der kleinen Klubs schauen. Aber der Vorsitzende des Bundesliga-Aufsichtsrates sollte sich nicht als Sprachrohr der kleinen Vereine sehen. Vor allem: Wozu ein Sprachrohr? Mit Thonhauser, Langes (WSG Tirol) und Siegmund Gruber (LASK) haben die „kleinen“ ohnehin schon eine Mehrheit gegenüber den vier Platzhirschen, die aktuell mit Christian Jauk (Sturm) und Volker Viechtbauer (Salzburg) vertreten sind. Ein entsprechender Antrag, hier den Aufsichtsrat zu erweitern wurde eingebracht – und just von der Admira, LASK und Wattens abgelehnt, vordergründig, weil es das falsche Gremium sei. Und dann kam auch das Argument von Thonhauser, wonach der Antrag den Machtgelüsten von Rapid und Austria geschuldet ist. Klar wollen Rapid und Austria wieder mehr mitreden als in den vergangenen zwei Jahren. Das ist einerseits auch gut so. Und andererseits fährt das Argument von Thonhauser ins Leere, weil warum hätten sonst WAC, Hartberg und Altach den Antrag mitgetragen? (>> Philip Thonhauser: "Ich sehe als meine Verantwortung, für die kleinen Klubs aufzustehen")

 

Wahre Hintergründe

90minuten.at-Recherchen haben ergeben (>> Bundesliga: Coronakrise wird zur Beziehungskrise), dass ausgerechnet im gegenwärtigen Aufsichtsrat Klubs sitzen, die punkto ReStart auf die Bremse steigen, medial federführend durch den LASK (>> Doppeltes Spiel der Linzer?). Dort ist es Vize Jürgen Werner, der das oftmals anspricht. Intern in den Arbeitsgruppen durch Siegmund Gruber. Die wahren Hintergründe dieser Rochade sind daher auch in Machtgelüsten zu sehen, aber dennoch vielmehr dem Umstand geschuldet, dass die Fußballklubs endlich wieder das machen wollen, wozu es sie gibt – und zwar Fußballspielen.

 

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