Foto: © Bildagentur Zolles

Momentum am Montag: Der Stöger-Bonus als Problem?

Die Wiener Austria deutete am Wochenende eindrucksvoll an, zum zweiten Mal in Folge an der Qualifikationsgruppe teilzunehmen. Der Trainer Peter Stöger wird langsam zum Problem für Sportvorstand Peter Stöger.

+ + 90minuten.at Exklusiv + +

 

Aleksandar Jukic' Tor zum 1:1 bei der Heimpartie von Austria Wien gegen den SKN St. Pölten ist unser Momentum am Montag.

Am 13. Juli 2018 wurde die Generali Arena mit einem Spiel gegen Borussia Dortmund feierlich eröffnet. Tabellenplatz Vier wurde es in der Premierensaison in der neuen Heimstätte. Letztes Jahr rutschte man unter den ominösen, just zum Umzug eingeführten, Strich und wenig deutet darauf hin, dass das dieses Jahr grundlegend anders sein soll. Der kleine SKN St. Pölten fuhr am vergangenen Wochenende als Favorit nach Favoriten, ausgerechnet mit Ex-Trainer Robert Ibertsberger, mit dem es in der niederösterreichischen Landeshauptstadt läuft. Ironie der Geschichte? Schließlich entschied sich die Austria 2019 für Christian Ilzer, nicht für Interimscoach Ibertsberger. Ironisch ist daran aber nichts, fragwürdige Personalentscheidungen haben in Wien X Tradition. Das betrifft auch den Trainer Peter Stöger, der von Sportvorstand Peter Stöger eingesetzt wurde und beiden könnte genau das zum Verhängnis werden.

 

Nachwirkungen

Die Veilchen spüren die Nachwirkungen schlechter Planung. Das Stadion war letztlich zu teuer, das schränkt Möglichkeiten an anderen Baustellen ein. Etwa im Kader: Franz Wohlfahrt fuhrwerkte im Kader herum, von Jänner 2015 bis Ende der Saison 2018. Die Flopliste ist lang bekannt, viel schwerer wiegt aber die Erkenntnis: Warum funktionieren Kicker, wenn sie Favoriten verlassen? Etwa ein Petar Filipovic, sogar ein Kevin Friesenbichler? Doch auch danach ging es munter weiter mit Verpflichtungen, die kaum zur Austria passen: Bright Edomwonyi, Alon Turgeman, Caner Cavlan. Das sind Nachwirkungen einer jahrelang, nennen wir sie: wunderlichen Kaderplanung. Den Scherbenhaufen muss nun Peter Stöger zusammen kehren. Zunächst als Sportchef und seit Sommer wohl aus wirtschaftlichen Gründen als Cheftrainer. Das ist auch ein Hemmschuh.

 

Stöger ist kein Wunderwuzzi

Die Vereinsikone, 2012/13 Meistertrainer, hat nie behauptet, ein Wunderwuzzi zu sein. Die Auftritte der Veilchen sind aber, das weiß man selber wohl auch, erbärmlich. „Wenn wir so spielen und nur so punkten, dann wird es für uns nicht relativ lange spannend“, wusste er nach dem Spiel. Und natürlich ist es auffällig, das kein Trainer in Favoriten Erfolg hat. Thorsten Fink schon, das Spiel war kaum zum Ansehen. Thomas Letsch und Christian Ilzer scheiterten – so wie Peter Stöger im Grunde auch. Dass weitaus billigere Kicker fußballerisch mehr auf den Platz zaubern, etwa der Mittwochsgegner im Cup, Hartberg, sei hier nur am Rande erwähnt. Denn die Frage ist, wie lange der Stöger-Bonus hilft und ob dieser überhaupt hilft. Denn die nächsten Runden werden mit Rapid, Sturm, WAC und LASK sicher nicht einfach(er).

 

Hemmt die Weitsicht?

Nun ist es klar, dass der Spielraum finanziell eng ist, die Austria nicht jeden unpassenden Spieler vor die Tür setzen kann. Vermutlich zum Teil auch, weil bei den Violetten auch keiner weiß, welches Spiel „Anspruch und Stil“ vermittelt. Fakt ist: Wer mit der früher großen Austia als Trainer nach acht Spieltagen neun Pünktchen hat, müsste eigentlich schon mehr als angezählt sein. Andernorts hätte vielleicht schon der „Co“ interimistisch übernommen. Vor allem wegen der Dinge, die am Platz passieren, weniger wegen der Ergebnisse. Die werden im Frühjahr ausschlaggebend sein, wenn die Austria hoffen muss, dass irgendwer noch schlechter spielt.

Einerseits mag Weitsicht gut sein, ein Umbruch auf allen Ebenen mit klammen Taschen ist nicht einfach. Andererseits stellt sich die Frage, ob die alternativlos scheinende klägliche Bedeutungslosigkeit unter Stöger nicht doch ein Hemmschuh ist.

90minuten.at-TV: Das neue Everton Stadion