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Young-Violets-Trainer Emanuel Pogatetz: "Es ist nicht das Ziel aufzusteigen" [Exklusiv-Interview]

Als "Neuzugang" bei der Wiener Austria übernimmt Emanuel Pogatetz die zweite Mannschaft in der Regionalliga. Bei den Young Violets soll der ehemalige Nationalspieler erste Schritte als alleiniger Cheftrainer machen, die Austria will neben Talenten auch Trainer ausbilden. Im 90minuten.at-Exklusiv-Interview spricht er über persönliche Ziele und die Pläne auf dem Platz.

+ + 90minuten.at PLUS - Das Gespräch führte Daniel Sauer + +

 

Seit rund einem Jahr verfolgt die Wiener Austria ein großes Ziel: Talenten der "Veilchen" - von denen zuletzt einigen der Durchbruch gelang - soll bereits in der Jugend ein klarer Weg aufgezeigt werden. Sportvorstand Jürgen Werner träumt von einer einheitlichen Spielidee, die von unten - der Akademie - bis oben - zuerst bei Kooperationspartner Stripfing, dann in der Bundesliga - umgesetzt wird. Um den Plan umsetzen zu können, wurde zuletzt ordentlich umgebaut: Stripfing-Cheftrainer Christian Wegleitner wechselt ins Trainerteam von Michael Wimmer, für ihn übernimmt Max Uhlig. Der war für das wichtige Bindeglied und erste Sprungbrett in der Regionalliga Ost, die Young Violets, zuständig und hat dort seit kurzem einen prominenten Nachfolger: Emanuel Pogatetz - zuletzt phasenweise erfolgreich beim SKN St. Pölten tätig - wagt sich in sein erstes Abenteuer als alleiniger Cheftrainer. Der 61-fache Nationalspieler erklärt im 90minuten.at-Exklusiv-Interview, was er im neuen Job vorhat:

 

90minuten.at: Herr Pogatetz, Sie sind seit rund zwei Wochen Trainer der Young Violets. Mit Ausnahme von Philipp Hosiner (34) ist das Team sehr jung, fast eine U19. Was ist denn der erste Eindruck von der Mannschaft?

Emanuel Pogatetz: Der ist sehr positiv. Es sind viele interessante Spieler dabei, die einiges an Potenzial mitbringen, um den nächsten Schritt zu gehen. Mein Vorgänger, Max Uhlig, hat die Mannschaft in einem sehr guten Zustand übergeben – bisher hatte ich einen sehr angenehmen Einstand.

 

90minuten.at: Bis jetzt hat es erst ein Testspiel gegeben, das ist inzwischen auch schon länger her. Ein weiteres wurde abgesagt, was hat es damit auf sich?

Pogatetz: Das hat mit der Kadersituation zu tun. Unter der Woche hat die U18 ein Spiel gegen Sporting Lissabon bestritten, da waren auch einige Spieler von mir dabei. Einige weitere können derzeit in Stripfing mittrainieren. Wir haben uns deswegen dazu entschieden, am Wochenende ein Testspiel gemeinsam mit der U18 durchzuführen und unser eigenes Testspiel abzusagen – die Personalsituation hätte es nicht anders hergegeben.

"Die Details bleiben intern. Ich würde mir aber wünschen, über einen längeren Zeitraum bei der Austria zu arbeiten." - Pogatetz über seinen Vertrag

90minuten.at: Mit dem schon angesprochenen Kooperationspartner SV Stripfing gibt es neben oder über den Young Violets eine weitere Station für die Talente der Austria. Wer entscheidet, welche Spieler wo landen?

Pogatetz: Das ist ein interner Prozess. Involviert sind neben mir Akademieleiter Manuel Takacs, Sportdirektor Manuel Ortlechner, Max Uhlig und Alexander Grünwald von Stripfing - die sportliche Kompetenz haben wir. Es wird gemeinsam evaluiert und entschieden, welcher Spieler für den nächsten Schritt bereit ist und zum Bedarf von Stripfing passt. Dafür treffen wir uns regelmäßig zu Kaderbesprechungen.

 

90minuten.at: Gibt es eine Priorisierung vom Verein? Soll zum Beispiel ein Spieler, der positiv auffällt, länger bei den Young Violets bleiben, um beim Aufstieg helfen zu können?

Pogatetz: Nein, gar nicht. Die Young Violets sind ganz klar als Entwicklungsteam eingeplant. Es ist nicht das Ziel aufzusteigen, dafür gibt es die Mannschaft in Stripfing. Damit ist die Austria in den ersten drei Ligen vertreten, das ist ein sehr gutes Modell.

 

90minuten.at: Für Sie ist das natürlich eine sehr spezielle Situation – einen Verein zu trainieren, der nicht aufsteigen kann. Als nächstes Ziel haben Sie die Pro-Lizenz genannt, wie sieht der Zeitplan dafür aus?

Pogatetz: Natürlich habe ich auch persönliche Ziele, für mich ist das der Erwerb der höchsten Trainerlizenz in naher Zukunft – sofern das möglich ist. In zwei Jahren sollte ich mich für die Pro-Lizenz bewerben können, bis dahin möchte ich so viel Erfahrung wie möglich sammeln, um meine Chancen in diesem Prozess zu erhöhen.

 

90minuten.at: Was im Rahmen Ihrer Präsentation nicht bekannt gegeben wurde, ist die Vertragslaufzeit bei den Young Violets. Wie ist denn das Engagement ausgelegt?

Pogatetz: Die Details bleiben bei uns intern. Ich würde mir aber schon wünschen, über einen längeren Zeitraum bei der Austria Wien zu arbeiten.

"Es ist kein Geheimnis, dass wir uns sehr gut verstehen. Im Prozess ausschlaggebend waren aber eher die Gespräche mit Manuel Ortlechner." - Pogatetz über Jürgen Werner

90minuten.at: Der Wechsel nach Wien hat sich schon einige Wochen im Voraus abgezeichnet, wie ist es dazu gekommen?

Pogatetz: Nach dem Aus in St. Pölten hatte ich Zeit, um mich zu sammeln und einige Dinge aufzuarbeiten. In diesem Prozess ist die Austria an mich herangetreten und hat erklärt, dass es zu einer Trainerrochade kommen könnte. Zu diesem Zeitpunkt wurde mit mehreren Trainern gesprochen, einer davon war ich. Wir sind schnell zu der Ansicht gekommen, dass es für beide Seiten sehr gut passen könnte.

 

90minuten.at: Viel diskutiert wird in diesem Zusammenhang natürlich auch über Jürgen Werner, den Sie gut kennen. Hat das eine Rolle gespielt?

Pogatetz: Es ist natürlich kein Geheimnis, dass wir uns auf beruflicher und persönlicher Ebene sehr gut verstehen. Er war über 20 Jahre lang mein Berater, als ich noch selbst aktiv war. Im Prozess ausschlaggebend waren aber eher die Gespräche mit Manuel Ortlechner, der in diesem Bereich die Endentscheidung überhat. Ich freue mich, dass sich Manuel letztendlich für mich als Trainer entschieden hat und ich Anfang des Jahres zu arbeiten beginnen konnte.

 

90minuten.at: Eine weitere wichtige Bezugsperson wird in Zukunft Michael Wimmer sein, der bei den Profis aber im Vorbereitungsstress steckt und zuletzt im Trainingslager war. Gab es schon ein erstes Gespräch mit ihm?

Pogatetz: Ich denke, dass ich mit Michael Wimmer eher wenige Überschneidungspunkte habe. Ich bin doch noch eine Stufe unter Stripfing eingeordnet, da gibt es andere Ansprechpartner. Natürlich wird es einen Austausch geben, man läuft sich im Alltag über den Weg. Laufenden Kontakt braucht es aber nicht.

 

90minuten.at: Cheftrainer Wimmer wurde im Herbst auch schon sehr konkret mit dem 1. FC Kaiserslautern in Verbindung gebracht. Wenn es gut läuft, dürfte es für ihn immer wieder Interessenten geben – Wurde intern eine Art Nachfolgeordnung festgelegt?

Pogatetz: Diese Frage wäre bei Manuel Ortlechner besser aufgehoben, im Moment stellt sie sich sowieso nicht, weil Michael Wimmer sehr gute Arbeit leistet. Ich bin jetzt Trainer der Young Violets in der dritten Liga und habe noch einen sehr langen Weg vor mir, bevor wir darüber reden können, dass ich eine Bundesligamannschaft trainieren kann.

"Für mich war es mitentscheidend, dass sich meine Vorstellungen vom Fußball mit denen der Austria decken. Ich finde, es ist ein gutes 'Match' zwischen mir und dem Verein." - Emanuel Pogatetz

90minuten.at: Anders gefragt: Die Austria hat betont, auch Trainer weiterentwickeln zu wollen. Ist ein interner Aufstieg – über die Young Violets und Stripfing in die Bundesliga – vorgezeichnet, oder zumindest denkbar?

Pogatetz: Ich denke schon, dass die Austria sich bemüht, Trainer zu entwickeln. Der Verein hat mit dem Wechsel von Max Uhlig zu Stripfing gezeigt, dass dieser Weg konsequent verfolgt wird. Auch für mich ist es ein sehr gutes Umfeld, um mich als Trainer entwickeln zu können.

 

90minuten.at: In einem Interview haben Sie vor kurzem erklärt, dass Sie dank der eigenen Karriere wissen, was junge Spieler brauchen, um den nächsten Schritt zu schaffen. Was kann man sich darunter vorstellen?

Pogatetz: Ein wichtiger Faktor ist für mich die Professionalität. Darin sehe ich auch einen meiner Aufträge in meiner neuen Position. Die Spieler kommen aus dem Jugendfußball und machen den ersten Schritt zu den Erwachsenen – es geht darum, sich dem Profifußball entsprechend zu fokussieren, zu ernähren und vorzubereiten. Im modernen Fußball wird außerdem die Athletik immer wichtiger, auch in diesem Bereich sollen sich die Spieler weiterentwickeln. Ein weiteres Ziel ist, die Spielidee von Austria Wien zu vermitteln. Damit sollen die Spieler auch mit Blick auf die taktischen Verhaltensweisen gut vorbereitet sein, um den Weg nach Stripfing oder hoffentlich bis zu den Profis ohne große Anpassungsschwierigkeiten gehen zu können.

 

90minuten.at: Die einheitliche Spielidee wurde im Rahmen der sportlichen Neuausrichtung vor einem Jahr stark betont. Wie wurde dieses Thema in den Gesprächen mit der Austria aufgegriffen?

Pogatetz: Es wurde natürlich darüber gesprochen, weil es ein wichtiges und sinnvolles Thema ist. Für mich war es mitentscheidend, dass sich meine Vorstellungen vom Fußball mit denen der Austria decken. Ich finde, es ist ein gutes ‚Match‘ zwischen mir und dem Verein. Ein Auftrag an mich ist, die Spieler in der Spielidee vorzubereiten – da sie mit meinen Vorstellungen konform geht, freue ich mich, die Spieler dahingehend weiterzubringen.

"Ich will, dass meine Mannschaft mit hohem Tempo und viel Intensität agiert. Das sind Punkte, die auch Austria Wien in der Spielidee verankert hat." - Emanuel Pogatetz

90minuten.at: Was wären einige Stichworte zu dieser Spielidee? Intensität war ein Wort, das in Ihrem ersten Statement erwähnt wurde.

Pogatetz: Genau, das ist für mich extrem wichtig. Ich will, dass meine Mannschaft mit hohem Tempo und viel Intensität agiert. Dafür brauche ich Spieler, die athletisch mitziehen können. Zum anderen gibt es Handlungsanweisungen, die gefragt sind: Das Nach-vorne-Verteidigen zum Beispiel. Das sind Punkte, die auch Austria Wien in der Spielidee verankert hat, an denen ich jeden Tag mit den Spielern arbeiten werde.

 

90minuten.at: Bis es in der Meisterschaft weitergeht, dauert es noch ein paar Wochen. Was ist der Plan für die restliche Vorbereitung?

Pogatetz: Mit knapp acht Wochen ist es eine grundsätzlich sehr lange Vorbereitung. Wenn man aber die interne Situation kennt, sieht es anders aus: Erst ab der nächsten Woche sollte ich den ganzen Kader beisammen haben, danach bleiben noch knapp vier Wochen, in denen ich mit der Mannschaft arbeiten kann. In der nächsten Zeit wird es darum gehen, uns noch intensiver kennenzulernen – von einigen Spielern habe ich noch keinen persönlichen Eindruck. Je näher wir zur Meisterschaft kommen, desto mehr werden wir an der Startelf arbeiten und meine persönlichen Ideen auf die Mannschaft übertragen.

 

90minuten.at: Wie kann man sich Ihren Arbeitsalltag derzeit insgesamt vorstellen? Während unserem Gespräch sitzen Sie im Zug, was kommt in der Arbeitswoche auf Sie zu?

Pogatetz: Ich muss mich leicht umstellen, weil wir bei dem Profiteam in St. Pölten Vormittags trainiert haben. Bei den Young Violets ist das nicht möglich, weil die meisten Spieler in die Schule gehen. Tagsüber bereite ich Trainings vor und treffe mich mit unseren verschiedenen Abteilungen. Im Moment fällt viel Organisatorisches an, außerdem muss ich mich bei der Austria einarbeiten. Es gibt viel zu tun, momentan vor allem auch im Büro und in Meetings.

 

Vielen Dank für das Gespräch!

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