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Cup-Schlager: Sturm und das 10-Prozent-Problem [Exklusiv]

Jedem Gastverein stehen im ÖFB-Uniqa-Cup bis zu 10 Prozent der aufgelegten Tickets zu. Sturm Graz hat aktuell Probleme, diese Regel für das Spiel gegen die Austria zu erfüllen. An einer Lösung wird gearbeitet. Ein Problem, das künftig auch andere Klubs betreffen könnte.

+ + 90minuten.at PLUS - Von Michael Fiala und Georg Sohler + +

 

Eigentlich ist es ja eine positive Geschichte: Wenn am 2. Februar der SK Sturm im Uniqa ÖFB Cup die Austria aus Wien empfängt, so wird das Stadion mit ziemlicher Sicherheit ausverkauft sein. Endlich, könnte man hier anmerken, denn viel zu lange hat der Cup-Bewerb in Österreich ein stiefmütterliches Dasein hinnehmen müssen. Dass bei der Austria nun der Cup der vorletzte Strohhalm ist, einen nahezu (finanziell) überlebenswichtigen, europäischen Bewerb zu erreichen, trägt wohl auch dazu bei.

So weit, so gut, denn ab hier fängt es an, dass dieser Zuschauerandrang den Titelverteidiger vor Probleme stellt. Die Grazer können die Vorgabe, dem Gastverein zehn Prozent der aufgelegten Karten zur Verfügung zu stellen, aufgrund baulicher Maßnahmen nicht erfüllen. Den Stein ins Rollen brachte eine Vereinsmeldung am Mittwoch, dass man auf den geschützten Verkauf umstellen wird. Der Verein erklärte damals dazu gegenüber 90minuten.at, dass man erfahren habe, dass violette Auswärtsfans aufriefen, sich Karten rund um den Gästesektor zu kaufen. Durchaus verständlich, dass die Grazer neben dem eigenen Familiensektor keine Auswärtsfans sitzen haben wollten – und das ist auch nicht der Kern dieser Geschichte.

 

Nicht erfüllbar

1.375 Plätze zählt der Auswärtssektor in dem 1997 fertig gestellten Stadion in Graz. Dass dieses Stadion längst nicht mehr den (internationalen) Anforderungen entspricht, weiß Sturm Graz nur selbst zu gut. Doch nun bereitet die Merkur Arena auch beim Uniqa ÖFB-Cup Probleme. Bei Topspielen, wie etwa in den letzten drei Begegnungen gegen Rapid oder im vorvorletzten Ligaspiel gegen die Austria kamen jeweils mehr als 15.000 Fans. In Cup (und auch der Bundesliga) reichen knapp 1.400 Tickets nicht aus, was unschwer zu errechnen ist, wenn man zehn Prozent zur Verfügung stellen muss. Wichtig ist hier zu erwähnen: Die zehn Prozent muss der Klub nicht automatisch zur Verfügung stellen, sondern nur, wenn es ein Gastverein anfordert. Es ist auch schnell klar, dass nicht viele Klubs infrage kommen, die das Maximalkontingent auch ausreizen.

In den sozialen Medien gab es in den vergangenen Tagen nun zum Teil heftige Kritik von Austria-Fans.

Wie viele Tickets der SK Sturm gegen die Austria am 2. Februar auflegt, konnten die Steirer gegenüber 90minuten.at nicht genau erklären. Die finale Anzahl ergibt sich aus Sicherheitszonen und auch, ob sichteingeschränkte Plätze vergeben werden. Eines ist aber klar: Bei ausverkauftem Haus und einer aufgelegten Kartenanzahl von über 14.000 Tickets kann der SK Sturm die Vorgabe derzeit eben nicht erfüllen.

 

Weit von zehn Prozent entfernt

Den Grazern ist der Umstand bewusst, wie ein Sprecher auch gegenüber 90minuten.at bestätigt. Die Austria ist indes bemüht, so vielen Veilchen wie möglich den Stadionbesuch zu ermöglichen. „Erfreulich ist, dass die Vorfreude aller Austria-Fans groß ist und der Gästesektor zweieinhalb Wochen vor dem Spiel ausverkauft war“, erklärt Michael Schlagenhaufen, Leiter des Klubservices der Wiener gegenüber 90minuten.at. Genauso wie den Umstand, dass man sich um einen respektvollen und konstruktiven Austausch mit dem SK Sturm bemühe. „Festzuhalten ist, dass wir zeitgerecht - am 13. November 2023 - um das volle Gästekontingent angesucht haben - und das sind laut Regulativ zehn Prozent der aufgelegten Sitz- und Stehplatzkarten. Erhalten haben wir 1.374 Karten für den Gästesektor. Eine Auskunft darüber, wie viele Karten in Summe aufgelegt sind, ist noch ausständig“, bestätigt er die 90minuten.at-Informationen. Mit der genauen Anzahl rechne er in den nächsten Tagen.

Schlagenhaufen ergänzt: „Gemessen an den angegebenen Zuseherzahlen bei gleichwertigen Topspielen pendeln wir uns aktuell aber im Bereich von 8,8 Prozent ein – wir gehen aber davon aus, dass diese Zahl noch leicht nach oben gehen wird“, sagt er weiter. Bei aller Konstruktivität sagt er auch deutlich: „Dass ein Gästesektor baulich oder behördlich womöglich mehr Fans nicht fasst, hebt aus unserer Sicht die 10-Prozent-Regel nicht auf, sonst kann dies künftig mehreren größeren Vereinen zum Nachteil gereichen. Ein Toleranzwert ist uns nicht bekannt.“

 

Bauliche Maßnahmen?

Für den Sprecher des SK Sturm wiederum „übertrumpfen“ die baulichen Einschränkungen das ÖFB-Regulativ und gelte auch für die Bundesliga. Einen Nachweis zu dieser Regelung hat 90minuten.at jedenfalls nicht gefunden.

Um die Sache richtig einzuordnen: Es ist grundsätzlich schön zu beobachten, dass sich mehr und mehr Fans für den heimischen Fußball interessieren. Derartige Fragestellungen, ob wirklich alle angeforderten Karten auch zehn Prozent ergeben, sind begrüßenswert. Und letztlich ist der SK Sturm mit dieser Problematik nicht alleine: Auch andere Vereine könnten hier in Verlegenheit kommen.

Für die Austria gibt es jedenfalls einen möglichen Lösungsansatz: „Kurzfristig wäre schon damit geholfen, wenn wir zumindest jene Veilchen im Stadion unterbringen, die ihre Tickets regulär im freien Verkauf erworben haben, nun eine Storno-Nachricht erhalten und teilweise aber bereits An- und Abreise sowie Hotel-Kosten bezahlt haben.“ Und, ganz wichtig: „Wir liegen keine Welten auseinander.“

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