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Ferdinand Feldhofer: "Warum sollen nicht wir der erste Salzburg-Verfolger werden?" [Exklusiv-Interview]

SK Rapid-Trainer Ferdinand Feldhofer spricht im 90minuten.at-Exklusiv-Interview über den Kaderumbruch, welchen Fußball er wie spielen lassen will und weiß, dass Kommunikation enorm wichtig ist - auch für Trainer.

+ + 90minuten.at Exklusiv - Das Interview führte Georg Sander + +

 

Ferdinand Feldhofer wird schon gewusst haben, was beim SK Rapid auf ihn zukommt. Etwa, dass ein Umbruch bevorsteht und die Fans nach der Ära Kühbauer einen anderen Fußball sehen wollen. Der ehemalige Lafnitz- und WAC-Trainer soll das umsetzen, die Erfahrungen bei den letzten Stationen - Stichwort Fluktuation - sollen helfen. Allerdings ist Wien-Hütteldorf sicher nicht das kleine Lafnitz und auch nicht das größere Wolfsberg, sondern viel, viel mehr. Wie Feldhofer es angehen will, erklärt er im Exklusiv-Interview mit 90minuten.at.

 

90minuten.at: Herr Feldhofer, hatten Sie zwischenzeitlich Angst, mit viel weniger Kickern als bei der Anreise aus dem Trainingslager abzureisen?

Ferdinand Feldhofer: Genau genommen ist es gleich, wir haben Leo Querfeld nachnominiert, er ist U19-Nationalteamspieler. Somit war die Anzahl gleich, nur eine etwas andere Position. (Anm.: Querfeld ist Innenverteidiger, Kara bekanntlich Stürmer)

 

90minuten.at: Der Sportchef deutete an, dass noch weitere Abgänge folgen können. Sie haben aber keine Angst?

Feldhofer: (lacht) Nein, denn durch meine vorherigen Stationen kenne ich das schon sehr gut. Für mich ist das alles andere als neu, dementsprechend kann ich ganz gut damit umgehen.

90minuten.at. Zoran Barisic hat ja seine „Schattenelf“, das sah man mit dem Ullmann-Transfer, für den man im Sommer mit Jonas Auer Vorkehrungen traf. Wie weit in die Zukunft reicht diese Zukunftself?

Feldhofer: Es gibt Vorbereitungen, wir haben das gemeinsam aufgearbeitet und abgesprochen. Wir haben einen gemeinsamen Nenner gefunden, nun werden gewisse Personalien abgearbeitet.

 

90minuten.at: Haben Sie ein Vetorecht?

Feldhofer: Ich habe immer gesagt, dass ich mit dem Kader sehr zufrieden bin, es aber kein Wunschkonzert ist. Wir wissen, wie schnelllebig das Geschäft ist. Es ist Fakt, dass im Sommer viele Verträge auslaufen. Somit ergeben sich auch schon jetzt im Winter Situationen, dass man – so es für beide Seiten Sinn macht – reagiert.

 

90minuten.at: Rapid ist von der Corona-Pandemie stark betroffen. Können Sie da auch sagen: Schauen wir, dass wir jetzt wen verkaufen, um bis Sommer etwas aufzubauen?

Feldhofer: Wir denken nicht nur kurz- und mittelfristig, sondern auch über den Sommer hinaus. Wir sind vorbereitet und schlagen auch zu, wenn es passt.

"Als ich übernommen habe, gab es ja auch Diskussionen, ob der Zeitpunkt der richtige ist, dass es so eine schwere Woche ist mit Derby, Europa League und so weiter. Im Nachhinein war es ein Riesenvorteil." - Ferdinand Feldhofer

90minuten.at: Mit „Ur-Rapidler“ Maximilian Hofmann hat man bis 2025 verlängert, er stand in den letzten ein, zwei Jahren aber auch in der Kritik, nun soll er die langfristige Konstante in der Abwehr sein?

Feldhofer: Er ist ein Dino, eine Konstante, bei Rapid, so kann man das sagen. Wir sind sehr glücklich, dass wir uns geeinigt haben und es macht wenig Sinn, über die Vergangenheit vor meiner Zeit zu sprechen. Mich interessiert, wie die Zukunft aussieht!

 

90minuten.at: Rapid hat viele Nachwuchsteamspieler. So wie der moderne Fußball ist, wird man die einbauen wollen, mit langfristigen Verträgen ausstatten und dann im Idealfall teuer verkaufen wollen. Gibt es da einen Schlüssel, wie viele Eigenbauspieler im Kader sein sollen?

Feldhofer: Vorrangig ist für uns, welche Spieler wir in den eigenen Reihen haben, kurz- und längerfristig. Wir schauen auch in den jüngeren Jahrgängen, wer eine Lücke füllen kann. Wenn wir der Meinung sind, dass das nicht der Fall ist, muss man extern jemanden holen.

 

90minuten.at: Sprich: Im Endeffekt denkt man da nur an den Österreicher-Topf.

Feldhofer: Aktuell haben wir fünf Legionäre, haben also das Legionärs-Kontingent noch nicht einmal ausgeschöpft.

 

90minuten.at: Bislang haben Sie den SK Rapid in drei Spielen betreut, noch keines verloren. Genk war ein Coup, in der Liga hätte es schwieriger sein können. Nun folgt der Kampf um die Top6, die ersten drei Ligaspiele sind mit Salzburg und Sturm alles andere als leicht, von hinten kommt Druck, zum Grunddurchgangfinale gibt es mit Klagenfurt einen Gegner, der aktuell auch noch vor Rapid steht. Vor allem mit Hartberg als Cupgegner und dann ist da noch die Conference League... Wie soll man das eigentlich erfolgreich gestalten?

Feldhofer: Das ist doch das Schöne. Ich mag solche Herausforderungen und kann nur von mir sprechen, dass mich das nur noch mehr motiviert. Man kann sich noch mehr beweisen und das liegt mir sehr. Als ich übernommen habe, gab es ja auch Diskussionen, ob der Zeitpunkt der richtige ist, dass es so eine schwere Woche ist mit Derby, Europa League und so weiter. Wir haben das mit Bravour gemeistert. Im Nachhinein war es ein Riesenvorteil, dass ich diese 14 Tage tätig war, weil ich über die Winterpause schon Maßnahmen setzen konnte und nicht erst am 3. Jänner als Neuling. Das half für die Vorbereitung auf das neue Jahr. Jetzt sind wir in einer intensiven Zeit, die Jungs ziehen voll mit, obwohl es aktuell alles andere als einfach ist. Sie haben Spaß, zeigen Leidenschaft und eine hohe Motivation. Das, gemeinsam mit Lernbereitschaft und Entwicklungswille, stimmt mich zuversichtlich. Das ist der beste Weg, solche Aufgaben zu meistern.

 

>> Weiterlesen - Seite 2: So denkt Feldhofer über die Ära Kühbauer und definiert den Erfolg

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