"Der 3-Stufen-Plan wurde in Österreich noch nicht vollumfänglich verpflichtend eingeführt. Man ist dabei, die internationalen Erfahrungen von Verbänden und Ligen, die das bereits getan haben, zu evaluieren."
90minuten.at: Wie geht es bei diesem Thema weiter?
Thomas Hollerer: Wir sind stolz darauf, dass der Fußball jeden Tag einen wichtigen Beitrag zur Gesundheit, zur Integration und zum Zusammenhalt liefert. Leider kommt es bei Großveranstaltungen aber auch zu Vorfällen, von denen jeder einer zu viel ist. In Bezug auf den Fußball sind sich der ÖFB und die Bundesliga mit den Klubs ihrer Vorbildwirkung bewusst und unternehmen sämtliche Schritte, diese Verantwortung wahrzunehmen.
In erster Linie ist Präventivarbeit zu leisten, um Bewusstseinsbildung zu schaffen (zum Beispiel bei Homophobie: Workshops und Ombudsmann) und als letztes Mittel sind auch Repressionen möglich. So werden bei jedem Spiel der höchsten Spielklasse Spielbeobachter eingesetzt, die dokumentieren, ob es zu sanktionswürdigendem Verhalten durch Fans kommt. Wenn dies der Fall ist, werden beispielsweise deren Inhalt, Kontext und Intensität im Nachgang individuell thematisiert und je nach Beurteilung geeignete Maßnahmen ergriffen. Dies können sozialpräventive Maßnahmen sowie zielgerichtete Auflagen sein, die vergleichbare Vorfälle in der Zukunft bestmöglich verhindern sollen. In letzter Konsequenz können auch Sanktionen gegen Klubs und Stadionverbote gegen Einzelpersonen ausgesprochen werden.
90minuten.at: Haben Sie den Eindruck, dass der 3-Stufenplan in den vergangenen Jahren bei rassistisch, homophob oder anderen diskriminierenden Vorkommnissen immer zum Einsatz gekommen ist oder hätte dieser – im Nachhinein betrachtet – öfters zum Einsatz kommen sollen?
Thomas Hollerer: Der 3-Stufen-Plan wurde in Österreich noch nicht vollumfänglich verpflichtend eingeführt. Man ist dabei, die internationalen Erfahrungen von Verbänden und Ligen, die das bereits getan haben, zu evaluieren. Grundsätzlich ist jeder derartige Vorfall – im Fußball und darüber hinaus – einer zu viel. Wir bekennen uns uneingeschränkt zu den Werten Toleranz, Vielfalt und Offenheit. Grundsätzlich ist es für uns wichtig, gemeinsam mit allen am Fußball Beteiligten auf einer breiten Basis zu agieren und so nachhaltig Veränderungen herbeizuführen und nicht auf kurzfristigen Aktionismus zu setzen.
90minuten.at:Inwiefern werden die Schiedsrichter darauf sensibilisiert, dass Sie den Mut haben sollen, bei rassistischen Vorkommnissen die Partie zu unterbrechen bzw. den 3-Stufenplan in Gang zu setzen?
Thomas Hollerer: Im Zuge der aktuellen Geschehnisse in Deutschland ist man im Sinne einer Sensibilisierung an die Schiedsrichter herangetreten, bei Wahrnehmung von schwerwiegenden Vorfällen in Verbindung mit Rassismus den 3-Stufen-Plan zum Einsatz bringen zu können.