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Der Admira-Weg als Gegenthese zur Austria

Admira-Präsident und Bundesliga-Aufsichtsratsvorsitzender Philip Thonhauser im 90minuten.at-Interview über die neue Hoffnung Felix Magath, Investoren im österreichischen Fußball, das leidige Thema Infrastruktur, was er bei diesem Thema anders machen möchte als die Austria und welche Themen er in der Bundesliga auf der ToDo-Liste stehen hat.

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+ + 90minuten.at Exklusiv + + Das Gespräch führte Georg Sander

 

Im Hotel Grand Ferdinand wurde am Montag Felix Magath als Inputgeber für den FC Flyeralarm Admira Wacker präsentiert. Wenige Stunden zuvor war das bei den Würzburger Kickers der Fall. Magath soll den Geldgeber beider Klubs, Flyeralarm, als Teil der 'Global Soccer Unit' beraten. Ein wichtiges Zeichen für den Admira-Präsidenten Philip Thonhauser, aber auch für den Bundesliga-Aufsichtsratvorsitzenden Philip Thonhauser. 90minuten.at hat den Unternehmer im Anschluss an die Pressekonferenz zum Exklusivinterview gebeten, um über die Entwicklungen in den letzten Monaten bei der Admira und der Liga zu sprechen.

 

90minuten.at: Dass ein großer Name wie Felix Magath nun in Österreich präsent ist, dürfte Sie in beiden Fußballfunktionen freuen.

Philip Thonhauser: Das ist eine schöne Sache und auch ein Aushängeschild für die Liga, dass eine Person wie Felix Magath sich überhaupt um die österreichische Bundesliga kümmert. Wir können nun auf einem Fundament aufbauen. Die Arbeit in den letzten Jahren war schwierig, jetzt können wir Projekte angehen, die nach vorne gerichtet sind. Das ist schön, wenn man nicht nur nach hinten blicken muss.

90minuten.at: Flyeralarm-Boss Thorsten Fischer hat bei der Pressekonferenz darauf hingewiesen, dass es vor dem Einsteig von Flyeralarm für die Admira sehr eng war, die Admira kurz vor dem Aus stand. Wie eng war es wirklich?

Thonhauser: Unser Sanierungsplan hat vorgesehen, dass wir einen großen Partner brauchen, ganz klar. Zum Glück ist dieser rechtzeitig gekommen. Es ist kein Geheimnis, wie es der Admira gegangen ist, Flyeralarm war die Rettung.

 

90minuten.at: Investoren sind generell ein großes Thema, Wacker Innsbruck hat jüngst die Statuten geändert. Die Admira hat einen Investor, wie sehen Sie das Thema als Ligavertreter?

Thonhauser: Es gibt ganz klare Spielregeln und es wäre unvernünftig, das im Rahmen dieser Regeln nicht auszunützen. Wir sind ein kleiner, flexibler Verein, der sich in Entscheidungsgrundlagen nicht zu breit aufstellen möchte, damit man auch entscheidungsstark bleiben kann. Somit sind wir für Investoren attraktiv. Diese suchen auch natürlich Mitspracherecht bzw. Beratungsfunktion. Das ist bei uns gegeben und es funktioniert gut.

 

90minuten.at: Die gegenwärtigen Bundesliga-Regularien erachten Sie also als ausreichend?

Thonhauser: Es gibt klare Vorgaben, wie das abzulaufen hat. Wir sind ein Mitgliederverein, die Beteiligung darf nicht mehr als 50 Prozent sein. Da sind wir richtig unterwegs. Ich war am Anfang auch ein bisschen skeptisch, sehe aber, dass es hervorragend funktioniert. Es gibt nichts Besseres, als wenn man einen finanzstarken Partner hat, der dich unterstützt und berät. Natürlich höre ich mir das sehr gerne an, aber schlussendlich ist es immer ein Mehrheitsentscheid im Vorstand.

 

90minuten.at: Seit August sind Sie nun Aufsichtsratsvorsitzender der Bundesliga. Wie lautet ihre persönliche Bilanz in den ersten Monaten?

Thonhauser: Es ist ein neues Team, das dauert, bis man sich zusammen findet. Aber ich glaube, alle Beteiligten sind dabei, es gibt einen unternehmerischen Spirit, der mir sehr gut gefällt. Es sind prosperierende Gespräche und auch Kontroversen. Das ist aber auch normal, gerade in einem großen Gremium mit sieben Personen. Die Arbeit ist konstruktiv und wir sprechen nach außen hin mit einer Stimme. Wichtig ist auch, dass wir mit der Personalie Raphel Landthaler (Anm. der Redaktion: Landthaler wird ab Februar 2. Bundesliga-Vorstand) jemanden haben, der die Liga weiter entwickeln kann. Christian Ebenbauer ist für mich ein unantastbarer Experte. Wir sind gut aufgestellt. Die Bilanz fällt positiv aus.

"Wir sind am grünen Rasen Konkurrenten. Das gehört auch gepflegt und bis zu einem gewissen Grad geschürt. Aber ich kann sagen, dass der Professionalismus im Aufsichtsrat sehr hoch ist und solche Sticheleien keinen Platz haben." - Philip Thonhauser

90minuten.at: Trotzdem gibt es immer wieder Sticheleien, etwa zwischen dem LASK und Rapid oder Rapid und Salzburg/WAC. Wie stehen Sie als Aufsichtsrat dazu? Es wirkt manchmal wie absichtlich platzierte Sätze, damit geredet wird.

Thonhauser: Es ist ein Spannungsfeld, das bis zu einem gewissen Grad nicht abzustellen ist. Wir sind am grünen Rasen Konkurrenten. Das gehört auch gepflegt und bis zu einem gewissen Grad geschürt. Aber ich kann sagen, dass der Professionalismus im Aufsichtsrat sehr hoch ist und solche Sticheleien keinen Platz haben. Es wird kontroversiell diskutiert und es ist ein unterschiedlicher Zugang, ob man ein großer Mitgliederverein ist oder ein prosperierender Investorenverein. Beide Herangehensweisen haben ihre Berechtigung, ich will das gar nicht werten. Es wirkt nach außen hin etwas heftiger, als es das innen ist.

 

90minuten.at: Wie wollen Sie Ihre Rolle in der Funktion nun anlegen? Wird es zu tagesaktuellen Äußerungen kommen, wollen Sie Themen aktiv setzen?

Thonhauser: Die Statuten wurden dahingehend geändert, dass der Präsident so nicht mehr funktioniert. Ich bin ein großer Verfechter des Prinzips der Deckungsgleichheit bei Kompetenz und Verantwortung. Es gibt einen Vorstand, der professionell arbeitet und gut bezahlt wird, im Tagesgeschäft drinnen ist und ein Reinregieren von außen, von Ehrenamtlichen, finde ich eher suboptimal und unprofessionell. Ich bin eher der Meinung, dass jeder seine Aufgabe hat. Ich will das als Aufsichtsrat so handhaben, aber auch Themen setzen, das ist wichtig und passiert auch. Das Sprachrohr nach außen ist der Vorstand, in dieser Rolle sehe ich mich nicht.

 

90minuten.at: Welche Themen möchten Sie 2020 setzen?

Thonhauser: Es geht vor allem um Infastruktur. Wir wollen da weiter investieren und Rahmenbedingungen schaffen, dass die Vereine angehalten sind, in die Infrastruktur zu investieren. Wir wollen das auch regulatorisch forcieren. Wir haben die Professioalisierung im Auge, also den Videoschiedsrichter. Da sind wir ein gutes Stück weiter gekommen, der VAR wird im März 2021 hoffentlich eingeführt werden.

"Es gibt noch einen Gap zwischen Anspruch und Wirklichkeit. Es ist immer ein Spielchen. Das sieht man auch bei Austria: Was kommt zuerst? Erfolg oder Infrastruktur? " - Philip Thonhauser

90minuten.at: Ich möchte bei der Infrastruktur einhaken. Zuletzt ging das Bild aus Mattersburg herum, da ist das Dach des Auswärtssektors eingeknickt. Auch Ihr Klub, die Admira, hat eine Heimstätte, die in die Jahre gekommen ist. Ich sehe da eine Diskrepanz zwischen dem, was Sie als Aufsichtsratsvorsitzender fordern und als Admira-Präsident umsetzen.

Thonhauser: Es gibt noch einen Gap zwischen Anspruch und Wirklichkeit. Das Stadion ist in der Substanz nicht so schlecht, man kann viele Dinge verbessern und das wollen wir auch tun. Schon beim Heimspiel gegen Sturm Graz wird man sehen, dass wir eine komplett neue und moderne Gastronomie haben. Wir haben mit der Bundessportzentrumsorganisation einen starken Partner, der auch Interesse an einer modernen Infrastruktur hat. Wir bekommen zudem neue Büros im Trainingsgebäude. Wir haben einfach nicht das Budget, um mit dem Bagger rein zu fahren und alles neu zu machen. Wir werden das sukzessive erweitern und verschönern. Die Fans werden heuer schon die Verbesserung in der Gastronomie spüren. Wir haben schon auch langfristigere Pläne, das braucht aber Zeit. Es ist immer ein Spielchen. Das sieht man auch bei Austria: Was kommt zuerst? Erfolg oder Infrastruktur? Da muss man achtgeben und behutsam damit umgehen, nicht den zweiten vor dem ersten Schritt machen. Wir wollen zuerst die sportlichen und internen Anforderungen gerecht werden, um attrakiv zu sein. Dann braucht es auch Investoren.

 

90minuten.at: Wo es geht, soll investiert werden, beispielsweise beim Auswärtssektor, der auf der Haupttribüne ist.

Thonhauser: Das wäre interessant. Ich hätte es auch lieber, dass es anders wäre, aber genau das Beispiel Mattersburg zeigt mir, dass wir gut beraten waren, den Sektor auf der Haupttribüne unterzubringen. Wir hatten ja auch Pläne, den Gästefansektor wie er ist zu überdachen. Das ging aber nicht aufgrund der Positionierung des Fernsehturms, da hätte das Dach auf zehn Meter Höhe sein müssen. Das hätte dem Regulativ entsprochen, aber für die Fans wäre es ein Mist gewesen und die Gefahr, dass das nur 'lipstick on a pig' (Anm:: wörtlich übersetzt: Lippenstift auf einem Schwein, Redewendung für „schönreddn) gewesen wäre, wäre groß gewesen.

 

90minuten.at: Insgesamt sollen die Stadien attraktiver werden?

Thonhauser: Nicht nur, es geht auch darum, dass die Vereine eine gewisse Autonomie über ihre Stadien haben, dass man ein Heimstadion hat, bis zu einem gewissen Punkt verfügen und investieren kann. Das ist auch aus Sicht der Investoren wichtig. Wenn ich keine Möglichkeit habe, ein Stadion zu bewirtschaften und zu bespielen, wird es auch schwer, von außen Finanzierungen zu lukrieren. Diesbezüglich haben wir einige Pläne, möchten aber auch Mittel zur Verfügung stellen, dass sich die Vereine weiter entwickeln. Auch das Thema Rasenheizung war am Anfang ein „Wahnsinn“ und „Wird nicht gehen“ und es hat funktioniert.

"Wenn es in den rechtlichen Rahmen des TV-Vertrags passt und alle mitziehen, habe ich damit kein Thema. Man muss den Vertrag ernst nehmen und nicht ausscheren." - Philip Thonhauser über mehr Spiele im Free-TV

90minuten.at: Das Infrastrukturthema ist auch stark mit dem Zuschauerzuspruch verbunden, die Admira leidet seit Jahren und auch sonst tut sich nicht viel. Es ist spannend, dennoch kommen die Fans nicht. Ist das für Sie auch ein Infrastrukturthema?

Thonhauser: Es ist immer ein Wechselspiel. Fans kommen nicht ohne Infrastruktur, ist die Infrastruktur nicht da, kommen die Fans nicht. Es ist ein bisschen ein Katz' und Maus-Spiel. Man braucht gar nicht nostalgisch sein: Eine zeitgemäße Infrastruktur ist das Grundgerüst, auf dem man aufbauen kann. Man darf den Absprung nicht verpassen. Das sieht man gerade beim LASK: Der ist sportlich erfolgreich und – siehe da – die Infrastruktur kommt dazu. Diesen Weg halte ich für den richtigen. Man bereitet sich professionell auf das Thema vor, ist dann zum richtigen Zeitpunkt parat mit einer den Ansprüchen gerecht werdenden Infrastrukturoffensive.

 

90minuten.at: Ein weiteres Thema ist die Sichtbarkeit, es gab zuletzt das Gerücht, dass Sky noch mehr Spiele ins Free-TV sublinzensieren wird. Wie denken Sie darüber? Muss man in einem Reicheweiten-starken Sender präsenter werden?

Thonhauser: Es gibt einen bestehenden Vertrag mit Sky, einen sehr guten. Die Qualität ist wirklich hervorragend. Jeder, der einmal ein Spiel auf Sky gesehen hat, kennt den Unterschied. Man ist immer so verführt das klassische, analoge oder digitale Fernsehsignal als einzige Reichweite zu sehen. Man muss schauen, wo ein heute 20-Jähriger wirklich Fußball konsumiert. Wenn ich mir meinen eigenen Sohn ansehe, der weiß nicht einmal mehr wo man einen Fernseher aufdreht. Man darf nicht am Thema vorbei denken. Was Sky hervorragend macht ist, die Reichtweiten im Online-Bereich zu positionieren. Sky machtz das sehr professionell, ich möchte da gar keine Empfehlungen abgeben. Ich sehe nur, dass das Produkt und die Qualität passen.

 

90minuten.at: Aber ausgewählte Partien im öffentlich-rechltichen Fernsehen zu zeigen wäre denkbar?

Thonhauser: Wenn es in den rechtlichen Rahmen des TV-Vertrags passt und alle mitziehen, habe ich damit kein Thema. Man muss den Vertrag ernst nehmen und nicht ausscheren.

Danke für das Gespräch!

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