Matthias Luttenberger: "Der E-Sport wird in Österreich noch immer belächelt"

Ende März kündigte die Bundesliga den ersten offiziellen E-Sport-Bewerb eines Sportverbandes in Österreich an. Die eBundesliga. Einer, der im E-Sport national und auch international bereits seit einigen Jahren erfolgreich ist, ist der Paldauer Matthias Luttenberger. Im Gespräch mit 90minuten.at äußerte sich der 29-Jährige unter anderem zu den Plänen der Bundesliga und auch zur heimischen E-Sport-Szene. Das Gespräch führte Stefan Berndl.

Matthias Luttenberger ist Österreichs bester E-Sportler im Spiel „Pro Evolution Soccer“. Ein Spiel, das einerseits als Konkurrent, andererseits aber im Schatten von „FIFA“ agiert. Lutti1, wie sich der Paldauer im Spiel nennt, hat bereits Erfahrung mit beiden Titeln gemacht. In den letzten Jahren wurde er viermal nationaler PES-Meister, kürte sich 2015 zum Vizeweltmeister. Heuer will sich der 29-Jährige damit aber nicht zufriedengeben. Wenn das Endspiel der PES-League Anfang Juni über die Bühne geht, wird der Titelgewinn angestrebt. Der Sieger erhält 200.000 Dollar. Ein Betrag, der so hoch ist, wie noch nie zuvor.

Mitbekommen tut das aber kaum einer. Die E-Sport-Szene fristet in Österreich ein relatives Schattendasein. Weshalb Luttenberger selbst aktiv wurde und versuchte mit Medien Kontakt aufzunehmen, um der Thematik mehr Platz einzuräumen. (Hinweis: Das Gespräch wurde geführt, wenige Tage bevor die Bundesliga nähere Details zur eBundesliga bekannt gegeben hatte).

 

90minuten.at: International gesehen ist die E-Sport-Szene in den letzten Jahren deutlich gewachsen, nur in Österreich war davon wenig zu merken. Woran liegt das Ihrer Meinung nach?

Matthias Luttenberger: Das ist eine spannende Frage. Da gibt es wahrscheinlich nichts konkretes, wo der Hund genau begraben ist. Es ist generell so, dass das E-Sport-Thema in Österreich noch immer sehr belächelt wird. Und man merkt, dass die Entwicklung in Europa komplett konträr zu Österreich ist. Da ist Deutschland etwa ein großer Vorreiter. Wir haben zwar einen E-Sport-Verband in Österreich, den ESVÖ, aber da kommt sehr wenig raus. Wir haben einmal im Jahr die Game City, die im Wiener Rathaus stattfindet, aber trotzdem ist das alles nichts Außergewöhnliches was da geboten wird. Erstens wird nur sehr wenig dafür gemacht, dass das Thema bekannt wird, und auch, dass Spieler darauf aufmerksam gemacht werden, dass es solche Turniere gibt und wie man daran teilnehmen kann. Das ist sicher auch ein großer Kritikpunkt an den E-Sport-Verbänden, dass da sehr wenig Werbung gemacht wird. Die halten sich sehr zurück.

 

90minuten.at: Das ist mir auch bei der Recherche aufgefallen: Dass der österreichische Verband alles andere als präsent ist. Ob es jetzt auf der eigenen Homepage, oder in den sozialen Netzwerken ist.

Luttenberger: Das ist das Problem. Selbst, wenn man aktiv auf die Suche danach geht, findet man nicht wirklich viel. Die letzten News auf der Homepage sind von der Game City im letzten Jahr, die im Oktober stattfand. Seitdem hat sich auf der Seite nichts getan, da gibt es null Meldungen. Dafür, dass er der große E-Sport-Verband in Österreich ist, ist da anscheinend gar keine Präsenz da.

90minuten.at: Nun soll ab Oktober die eBundesliga (nähere Infos gibt es hier) über die Bühne gehen, mit allen Klubs aus der höchsten Spielklasse. Was halten Sie von diesem Plan?

Luttenberger: Das ist natürlich eine super Sache. Die deutsche, virtuelle Bundesliga gibt es ja schon, in einer etwas anderen Form. Leider gibt es noch wenige Infos, aber es ist eine gute Möglichkeit für den heimischen E-Sport. Weil die Bundesliga das ganze hoffentlich gut vermarktet. Da gibt es doch sehr viele Möglichkeiten, was man machen könnte. Es ist sicherlich etwas kurzfristig, wir haben jetzt doch schon April. Gerade, weil das Thema E-Sport in Österreich sehr schwer greifbar ist. Da werden sich die Vereine schwertun, sich damit zu befassen, weil sie mit der Thematik keine Berührungspunkte haben. Da ist eben die große Frage, was die Vereine daraus machen und vor allem, was die Bundesliga genau vorgibt.

 

90minuten.at: Da schließt sich auch gleich meine nächste Frage an, bezüglich Kurzfristigkeit. Das ganze Projekt soll bereits in sechs Monaten starten. Kann das Ihrer Erfahrung nach zu Problemen führen? 

Luttenberger: Wenn das Ganze von der Bundesliga vorgegeben wird, müssen die Vereine erst einmal handeln. Sucht man aber in Österreich nach E-Sportlern, wird man kaum Websiten oder Anlaufstellen finden. In Deutschland, bei Wolfsburg oder Schalke, stecken etwa Agenturen dahinter, die den E-Sport als ihr Hauptprodukt angenommen haben und die Vereine beraten. Sie übernehmen also die ganze E-Sport-Abteilung. Und solche Agenturen gibt es derzeit in Österreich noch nicht.

 

90minuten.at: Da könnte es also vor allem zu strukturellen Problemen kommen?

Luttenberger: Ja, mit der Ausgangssituation in Österreich schon. Das Thema ist für viele nicht greifbar. Auch für die Vereine nicht. Das sind so banale Fragen, ob E-Sportler überhaupt trainieren, wie sie sich auf Turniere vorbereiten und mehr. Schalke 04 ist in diesem Bereich doch ein Aushängeschild. Nicht nur, weil sie sehr früh dabei waren, sondern weil sie das ganzheitlich sehen. Sie schaffen es, das gut zu vermarkten. Man will junge Leute erreichen, man will Reichweite bekommen und Leute erreichen, die vorher vielleicht nichts mit dem Verein am Hut hatten.

 

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