
Zukić: "Didi Kühbauer gehört in eine Top-5-Liga"
WAC-Rekordmann und sofort ein Glücksgriff: Dejan Zukić ist einer der besten Spieler der Bundesliga. Dabei wäre es fast nicht dazu gekommen. Der Serbe spricht über seine Zeit in Österreich, sein Verhältnis zu Kühbauer und seinen geplatzten Transfer.
Dejan Zukić wechselte im Sommer für eine vereinsinterne Rekordablöse von 900.000 Euro von Vojvodina zum Wolfsberger AC.
Der offensive Mittelfeldspieler aus Bački Jarak, einer kleinen Ortschaft im Norden Serbiens (ca. 6000 Einwohner), hat sich fortan als einer der besten Spieler der ADMIRAL Bundesliga etabliert.
Der Serbe ist Top-Scorer der "Wölfe", gemeinsam mit Thierno Ballo ist Zukić auch bester Torschütze des Klubs (beide 12 Tore).
Und siehe da, neben den individuellen Statistiken ist auch der Teamerfolg gegeben. Vor allem dank starker Mithilfe von Zukić steht der WAC erstmals im Finale des UNIQA ÖFB-Cups. Tatsächlich kämpfen die Lavanttaler auch um die Meisterschaft.
90minuten nutzte vor dem Cup-Finale gegen den TSV Hartberg (Donnerstag, ab 17:00 Uhr im LIVE-Ticker) die Gelegenheit, um mit dem Shootingstar über seine Zeit beim WAC, seine besondere Beziehung zu Didi Kühbauer sowie seinen geplatzten Wechsel nach Russland zu sprechen.
90minuten: Du befindest dich in deiner ersten Saison für den WAC. Bereits in dieser zählst du zu den besten Spielern der Bundesliga. Hast du mit dieser Entwicklung gerechnet?
Dejan Zukić: Als ich zum WAC kam, sagten mir viele, dass die österreichische Liga schwieriger sei als die serbische und ich mindestens zwei bis drei Monate brauchen würde, um mich anzupassen. Die größte Fähigkeit eines Spielers ist es, sich an eine neue Umgebung, die Bedingungen des Trainers und die Dynamik des Teams anzupassen. Ich glaube, das ist mir auf bestmögliche Weise gelungen. Ich gehöre nicht zu denen, die erwarten, dass alles sofort funktioniert. Aber ich habe an mich, an das Team und den Trainer geglaubt. Ich wollte einfach 100 Prozent geben – alles andere hat sich von selbst ergeben.
90minuten: Was macht die österreichische Bundesliga besser als die Serbische? Wo erkennst du Unterschiede?
Zukić: Vor allem die Intensität. In puncto individueller Qualität sehe ich keinen großen Unterschied. Aber in Österreich wird über 90 Minuten hinweg intensiver, schneller und zielgerichteter gespielt als in Serbien.
90minuten: Welche persönlichen Ziele hast du dir beim Wechsel zum WAC gesetzt? Und welche Ziele hatte der Klub?
Zukić: Mein vorrangiges Ziel war es, mich schnell einzugewöhnen und dem Team bestmöglich zu helfen. Das ist mir gelungen – ich habe alles gegeben. Als Team wollten wir unter die Top Sechs. Doch mit den guten Leistungen wuchsen auch unsere Ambitionen. Plötzlich stehen wir im Pokalfinale und sind auf Höhe mit den ersten Drei. Jetzt wollen wir den bestmöglichen Tabellenplatz erreichen – und den Cup gewinnen.

90minuten: Was bedeutet für dich der bestmögliche Platz – ist das die Meisterschaft?
Zukić: Es liegt in unserer Hand – und ich strebe immer nach dem Größten. Warum nicht der Titel? Wenn wir es versuchen, ist alles möglich. Aber der Pokalsieg ist unser primäres Ziel, und auch ein Platz unter den Top Drei in der Liga ist realistisch.
90minuten: Wie fühlt es sich an, in Österreich im Finale zu stehen?
Zukić: Ich kenne das Gefühl – 2020 habe ich mit Vojvodina den Pokal gewonnen, letztes Jahr stand ich im Finale gegen Roter Stern Belgrad. Das Finale gegen Hartberg wird für mich wie jedes andere Spiel sein. Ich bereite mich immer gleich vor, egal wer der Gegner ist. Natürlich ist die Trophäe ein Ansporn – besonders, weil es für den WAC das erste Endspiel überhaupt ist. Ich wünsche mir, dabei zu sein, wenn wir Vereinsgeschichte schreiben.
90minuten: Kannst du mit dieser Erfahrung im Team vorangehen?
Zukić: Ja, zum Beispiel in der Kabine. Aber entscheidend ist, dass jeder auf dem Platz 100 Prozent gibt. Und ein Quäntchen Glück gehört auch dazu. Wenn wir das Spiel wie jedes andere angehen und unser Maximum geben, steht dem Titelgewinn nichts im Weg.
90minuten: Wie schätzt du Gegner TSV Hartberg ein?
Zukić: Wir analysieren sie im Detail. Vor einem Monat haben wir auswärts 3:0 gewonnen – aber darauf dürfen wir uns nicht ausruhen. Hartberg wird sicherlich noch stärker zurückkommen. Ich glaube aber an die Qualität unserer Mannschaft und bin überzeugt, dass wir den Pokal holen.
90minuten: Habt ihr den Pokalsieg schon gefeiert – zumindest im Kopf?
Zukić: Nein, nein. Niemals denke ich im Voraus über sowas nach. Das würde ich auch innerhalb der Mannschaft so nicht erlauben. Erst wenn das Spiel gewonnen ist, wird geplant. Es ist niemals zu spät, eine Feier zu planen. Wie heißt es so schön: Der Mensch denkt, Gott lenkt.
Ich hatte eigentlich zuerst bei ZSKA Moskau unterschrieben, die Verhandlungen zogen sich über zwei Monate. Jedoch platzte der Transfer im letzten Moment, sodass nach fünf Tagen der Anruf vom WAC kam.
90minuten: Du hast in Serbien vor hitzigen Kulissen gegen Roter Stern oder Partizan gespielt. Nun steht das nicht absehbare Finale mit dem WAC gegen Hartberg an – statt 4.000 Zuschauern wie in Wolfsberg erwarten euch in Klagenfurt etwa 15.000 Fans. Was macht das mit dir?
Zukić: Es ist schön, dass wir auf so eine große Unterstützung zählen können. Ich weiß nicht, wie andere Spieler damit umgehen, aber wenn ich das Feld betrete – sei es beispielsweise bei Auswärtsspielen gegen Sturm oder Rapid – dann blende ich die Atmosphäre aus. Ich fokussiere mich nur auf das Spielfeld und nicht auf die Fangesänge. Es ist natürlich schön, wenn man beim Aufwärmen diese Atmosphäre aufsaugen kann. Aber ich für meinen Teil denke in diesen Momenten, dass es meine Fans wären statt der gegnerischen. Dieser Umstand macht es mir leichter, den Fokus besser aufrecht zu halten.
90minuten: Blicken wir nochmal zurück auf deine Anfangszeit in Österreich. Wie kam dein Transfer zum WAC zustande?
Zukić: Ich hatte eigentlich zuerst bei ZSKA Moskau unterschrieben, die Verhandlungen zogen sich über zwei Monate. Jedoch platzte der Transfer im letzten Moment, sodass nach fünf Tagen der Anruf vom WAC kam. Gemeinsam mit meinem Manager habe ich den Deal mit der Vereinsführung, dem Trainer und dem Sportdirektor abgeschlossen. Alles lief wirklich fair, alles wurde wie vereinbart eingehalten.
90minuten: Warum platzte der Transfer nach Moskau?
Zukić: Das ist eine heikle Angelegenheit – Details möchte ich nicht nennen.
90minuten: Warum hast du dich dann für den WAC entschieden?
Zukić: Ich wusste, dass Deki Joveljic (Anm. Dejan Joveljic) hier gespielt hat. Ich habe mich umgehört und gehört, dass der WAC ein guter Schritt nach vorne sein könnte. Hier biete sich die Chance auf eine großartige Entwicklung. Auch wenn sie letztes Jahr nur Siebter waren, hatte ich das Gefühl, dass ich etwas bewegen kann. Es war für mich undenkbar, dass wir am Ende in den unteren Tabellenrängen landen. So bin ich einfach nicht – mein Charakter lässt das nicht zu. Natürlich gab es viele, die meine Entscheidung kritisch gesehen haben – mein Umfeld, Leute, die mir nahestehen. Da hieß es: 'Warum gerade dorthin? Die wurden nur Siebter in der österreichischen Liga…'. Aber für mich war die Sache klar. Ich wusste, was ich kann, und dass ich bereit bin, diesen Schritt zu gehen. Mir war auch bewusst: Hier bin ich im Blickfeld vieler europäischer Klubs – und es liegt an mir, meine Leistung zu zeigen. Mein Spiel zu spielen. Zu zeigen, was ich draufhabe, ohne Angst, ohne Zurückhaltung. Ich habe die Entscheidung im Kopf für mich getroffen, und innerhalb von fünf Tagen war sie final.
90minuten: Wie ist die Zusammenarbeit mit Trainer Didi Kühbauer?
Zukić: Didi und ich haben die gleiche Mentalität – wir haben den Willen zu siegen, wir haben die gleiche Leidenschaft. Wenn wir uns anschauen, dann wissen beide von uns, was wir in diesem Moment wollen. Weil er wusste, was für ein Typ ich bin, wollte er mich holen. Sowie er sich als Trainer verhält, emotional und impulsiv, so ist er auch außerhalb des Rasens. Man ist nicht nur ein guter Trainer an der Seitenlinie, da gehört mehr dazu. Du musst den Spieler auch außerhalb des Platzes kennen. Du musst wissen, wie du mit den Spielern in der Umkleidekabine umgehst. Du musst jeden Spieler im übertragenen Sinne verstehen. Und das zeichnet Didi aus, der all diese Eigenschaften besitzt. In meinen Augen befindet sich Didi noch in seiner Anfangszeit als Trainer, er besitzt noch viel Potenzial. Didi Kühbauer gehört in eine Top-5-Liga. Das hat er sich verdient!

90minuten: Wie war es, als du dich dem Team angeschlossen hast?
Zukić: Dadurch, dass ich mich mit Ervin Omic, Adis Jasic, Boris Matic oder auch Erik Kojzek auf Serbokroatisch verständigen kann, war das ein Umstand, der es mir leichter machte. Auch mein Physiotherapeut Sasa Rodic ist slowenisch stämmig, mit dem ich mich auch verständigen kann. Daher habe ich mich schnell eingelebt. Dafür bin ich denen sehr dankbar. Am Ende lag es dann an mir, mich als guter Mensch zu beweisen und dass ich für alle Spieler 24 Stunden da bin.
90minuten: Wie ist die Kommunikation mit dem Rest des Teams? Sprichst du schon Deutsch?
Zukić: Kommunikation ist der Schlüssel. Wir sind wie eine Familie. Ich habe ein paar deutsche Begriffe gelernt, konzentriere mich aber noch auf Englisch, wo ich Nachholbedarf habe.
90minuten: Hast du die österreichische Liga zuvor verfolgt? Und kanntest du den WAC?
Zukić: Nicht wirklich. Nur durch Medienberichte über Joveljic bekam ich mit, dass er hier und da getroffen hat. Als der WAC international spielte, war er mir ebenso ein Begriff.
90minuten: Wolfsberg ist deine erste Station außerhalb Serbiens. Fühlst du dich wohl?
Zukić: Ja. Wolfsberg ist ein kleines Städtchen. Beim Klub fühle ich mich sehr familiär. Wir sind alle zusammen, wir sind alle füreinander da. Das hat auch eine positive Auswirkung auf unsere Resultate. Weil wir füreinander da sind, weil wir wie eine Familie sind, wir atmen als Team. Wie man so schön sagt: Wir ziehen alle an einem Strang – und genau deshalb liefern wir solche Ergebnisse ab.
90minuten: Klingt, als wärst du angekommen.
Zukić: Absolut. Ich fühle mich hier wie zuhause.
Ich will nichts überstürzen, noch bin ich hier. Um ehrlich zu sein, denke ich darüber nicht nach, weil die Saison noch nicht vorbei ist.
90minuten: Stichwort Zuhause: Dein Heimatland Serbien ist ja vor allem für seine Kulinarik bekannt. Gibt es ein serbisches Restaurant in Wolfsberg?
Zukić: Leider nicht. Dafür fahre ich oft nach Graz oder Klagenfurt hin, die ungefähr 40 Minuten von Wolfsberg entfernt sind. Dort gibt es Restaurants vom Balkan-Raum. Aber ich bin nicht nur zum Spaß hier. Ich habe mir von Anfang an vorgenommen, dieses Jahr voll zu nutzen, um mich professionell zu beweisen. Ich bin mit voller Konzentration bei der Sache – gemeinsam mit meiner Freundin, die mich dabei unglaublich unterstützt. Es war nicht immer leicht, aber ich habe durchgehalten. Natürlich ist die Reise noch nicht vorbei – ich habe noch nicht alles gezeigt, was ich kann. Es sind noch paar Spiele in der Liga offen, und ich will noch mehr zeigen.
90minuten: Wirst du nächste Saison im WAC-Dress spielen?
Zukić: Ich will nichts überstürzen, noch bin ich hier. Um ehrlich zu sein, denke ich darüber nicht nach, weil die Saison noch nicht vorbei ist. Würde ich mit diesen Gedanken spielen, ob ich nächstes Jahr beim WAC bleibe oder nicht, dann könnte ich aktuell nicht mein Maximum auf dem Feld geben. Ich bin konzentriert, ich gebe alles und wenn die Saison vorbei ist, dann kann man darüber diskutieren.

90minuten: Ein Traum eines jeden Spielers ist es, mal für das Nationalteam zu spielen. Du spielst eine herausragende Saison. Wann klappt es mit dem Debüt für Serbien?
Zukić: Ich hoffe bald. Ich war bereits nominiert und saß auf der Bank. Ich arbeite weiter hart und tue alles, was ich kann – der Rest liegt am Trainer.
90minuten: Wie war es, mit den serbischen Superstars unterwegs zu sein?
Zukić: Fantastisch. Das sind die Art von Menschen, bei denen man sich von Beginn weg wohl fühlt. Sobald man Hilfe benötigt, sind sie für einen da. Es bleibt mir nichts mehr zu sagen als Danke!
90minuten: Hast du etwas aus der kurzen Zeit im Nationalteam mitgenommen?
Zukić: Ich war nur sieben Tage dabei. Erste Eindrücke durfte ich aber gewinnen, wie Serbien als Team funktioniert, wie die Mannschaft zusammen trainiert. Aus dieser kurzen Zeit habe ich dennoch wichtige Werte mitgenommen. Ich hoffe, dass es das nächste Mal länger sein wird.
90minuten: Abschlussfrage: Wo schmeckt das Essen besser – in Serbien oder Österreich?
Zukić: Ganz klar: In Serbien!
90minuten: Vielen Dank für das Gespräch!