Rieglers Achterbahn: "Dass es der LASK wird, hat mich überrascht"
Foto © GEPA

Rieglers Achterbahn: "Dass es der LASK wird, hat mich überrascht"

Österreichs Fußball ist immer für überraschende Wendungen gut. Am Donnerstag verkündete der LASK, dass er Didi Kühbauer aus Wolfsberg zurückholt. WAC-Präsident Dietmar Riegler blickt auf 48 spannende Stunden zurück - und hat noch viele vor sich.

"Ein ereignisreicher Tag", schnauft Dietmar Riegler gegen 17 Uhr am Donnerstag durch.

Es ist eines von vielen Telefonaten, die er führen musste. In den kommenden Tagen werden noch einige weitere folgen. Er muss die letzten Tage nicht nur Journalisten erklären, es gab bereits die ersten Bewerbungen von Trainern. 

Hinter ihm liegen nun rund 48 Stunden Achterbahnfahrt. Noch am Dienstagnachmittag gab es keine Anzeichen für das, was am heutigen Donnerstag im Weggang von Trainer Dietmar Kühbauer gipfelte.

Bereits am kommenden Dienstag soll der neue Übungsleiter von ÖFB-Cupsieger Wolfsberger AC feststehen. Namen kommentiert er nicht. "Ich suche einen ähnlichen Trainer. Die Mannschaft ist in Summe eher ruhig, sie braucht manchmal einen, der sie aufweckt oder immer wieder hineinstichelt", meint er.

Aber: "Einen zweiten Kühbauer wird man nicht finden. Der neue Trainer soll aber zudem emotional sein, ohne es zu übertreiben." 

Vom LASK überrascht

Wie kam es aber dazu, dass der WAC einen neuen Coach benötigt? Und warum hat der LASK den erfahrenen Fußballfunktionär überrascht?

Alles begann mit dem Anruf am Dienstagnachmittag, als der WAC-Präsident im Auto saß. Der Coach rief an und meinte, er müsse sich dringend mit ihm treffen. Riegler ahnte schon, dass ein anderer Klub an dem Cupsieger interessiert sei.

Ich wollte ihm schon zu verstehen geben, dass es jetzt um acht Monate geht und dann vielleicht größere Klubs als der LASK kommen.

Dietmar Riegler

Das erklärte Ziel Kühbauers war immer Deutschland - daran dachte der Präsident nun. Für einen derartigen Ausstieg aus dem Vertrag wurde eine Klausel vereinbart. "Die ist kompliziert, und ich will nicht weiter drüber reden", so Riegler. Auf Nachfrage bestätigt er jedoch, dass es keine einseitige Klausel ist.

Der WAC-Boss versuchte noch, den Trainer vom Verbleib zu überzeugen: "Ich wollte ihm schon zu verstehen geben, dass es jetzt um acht Monate geht und dann vielleicht größere Klubs als der LASK kommen."

Dann nämlich wäre der Vertrag ohnehin ausgelaufen. Dass es sich ausgerechnet um den Klub handelte, der den Burgenländer als Tabellendritten vor die Tür setzte, hat ihn wirklich "überrascht".

Reisende soll man nicht aufhalten

Als Unternehmer kennt der WAC-Boss dieses Szenario gut: "Man will ja nicht mit einem arbeiten, der gehen will." Und das wollte Kühbauer offenbar unbedingt. 

Der Mittwoch war in weiterer Folge von intensiven Verhandlungen mit den Athletikern geprägt. Letztlich einigte man sich mit dem LASK auf eine Ablöse, über die Summe wurde Stillschweigen vereinbart.

Erst am heutigen Donnerstag wurde die Mannschaft informiert, und man hat den Trainer gemeinsam verabschiedet. Sein Eindruck: "Sie waren zuerst enttäuscht. Aber sie sind Profis genug und die Mannschaft intakt. Eine charakterlich wirklich super Truppe, die weiterhin motiviert sein wird."

Glücklich wirkt er dennoch nicht.

Der WAC und Kühbauer, das war eine erfolgreiche Zusammenarbeit
Foto © GEPA
Der WAC und Kühbauer, das war eine erfolgreiche Zusammenarbeit

Ein weinendes Auge

"Diese Saison wäre gemeinsam einiges möglich gewesen", setzt er an, um auszuholen: "Alle ziehen mit. Es ist nicht selbstverständlich, dass das so gut passt. Er verlässt ein gut funktionierendes Unternehmen, mit dem er alle Möglichkeiten gehabt hätte. Wofür es am Ende gereicht hätte, kann man nicht sagen, es gab ja auch keine Doppelbelastung."

Er genoss viel Vertrauen, selbst wenn die Zusammenarbeit "nicht immer einfach war". Man habe das Team gemeinsam zusammengestellt. Als die Mannschaft beisammen war, hat sich Riegler nur mehr sporadisch eingebracht.

Der erste große nationale Titel der Vereinsgeschichte sichert Kühbauer einen wichtigen Platz in den Annalen. Nach der ersten Ära mit der erstmaligen Tabellenführung habe sich der Coach merkbar weiterentwickelt.

Nicht für möglich gehalten

Dass man 2024/25 so lange im Meisterrennen war, hatte niemand für möglich gehalten – im Sommer ließ die Spannung kurz nach.

Nach dem holprigen Start gegen Wallern im Cup und der Auftaktniederlage daheim gegen Altach "musste ich mir die Mannschaft einmal zur Brust nehmen, dass sie nichts auf die leichte Schulter nehmen dürfen und alles reinhauen müssen. Sie haben es top umgesetzt und ein anderes Gesicht gezeigt."

Kein Verein wird immer nur gut sein, das sieht man auch bei den Großen. Irgendeiner ist fast immer unten mit dabei. Es gibt immer ein Wellental.

Dietmar Riegler

Gegen PAOK war man im Grunde zweimal besser - das tat "irrsinnig weh" -, gegen Omonia Nikosia zwar nicht, verpasste die Conference League dennoch erst im Elfmeterschießen.

Der Verbleib im Europacup hätte vielleicht doch den Ausschlag gegeben, so Riegler, nicht zum LASK zu gehen.

Rückfall vermeiden

Der WAC war bereits einmal oben angedockt. Mit dem Start ins neue Format 2018/19 war der WAC vier Jahre in Folge in der Meistergruppe – wurde Dritter, Dritter, Fünfter und Vierter. Darauf folgten zwei Qualifikationsgruppen-Spielzeiten.

Wie will man verhindern, dass der aktuelle Tabellenzweite wieder nach unten rutscht? Gar nicht. Beziehungsweise ist es fast unmöglich, immer nur auf der Erfolgswelle zu surfen: "Kein Verein wird immer nur gut sein, das sieht man auch bei den Großen. Irgendeiner ist fast immer unten mit dabei. Es gibt immer ein Wellental."

Ein Erfolgsfaktor ist der Trainer, ein weiterer die Harmonie zwischen Betreuern und Spielern. Und dann natürlich deren individuelle Klasse, von der der Präsident überzeugt ist: Tormann Nikolas Polster etwa, der im Nationalteamkader steht.

Sein erfahrener Kollege Alessandro Schöpf, der dort ebenfalls ist, war ein Glücksgriff und "super Vorbild". Oder Innenverteidiger Chibuike Nwaiwu, dem allgemein sehr viel zugetraut wird.

Die Konkurrenz wird sich auch weiterhin warm anziehen müssen, ist der Präsident überzeugt
Foto © GEPA
Die Konkurrenz wird sich auch weiterhin warm anziehen müssen, ist der Präsident überzeugt

Und jetzt?

Es kommen zudem viele talentierte Kicker nach, davon ist er überzeugt.

"Momentan haben wir auf vielen Positionen mehrere Topspieler", meint er, warnt aber auch: "Es wird nicht immer so sein, dass man die richtige Mischung hat. Manchmal funktioniert es gut, manchmal nicht. Für viele sind wir als Ausbildungsverein nicht die Endstation."

Er selbst müsse nun erst einmal verarbeiten, was da in den letzten 48 Stunden passiert ist. Einen Ausblick, wie es nun weitergeht, hat er demzufolge nicht. Zuerst muss man die ganzen Anfragen bewältigen.

"Für mich muss klar werden, welche von den Bewerbungen ich mir ansehe", sagt er abschließend. Der Ex-Trainer jedenfalls hat "einen großen Anteil daran, wo der WAC heute steht."

Ob er den Schritt des Trainers bei aller Dankbarkeit aber auch so positiv beurteilt wie Spielertransfers, sei dann einmal dahingestellt.


Kommentare