Andreas Ivanschitz: "Hatten natürlich ein Auge auf Guido Burgstaller"
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Andreas Ivanschitz: "Hatten natürlich ein Auge auf Guido Burgstaller"

Bei der Vienna hat Sportdirektor Andreas Ivanschitz vor kurzem ein Trainerduo aufgestellt. Auch in der Offensive soll noch nachgelegt werden, seinen eigenen Vertrag verlängert er in Kürze. 90minuten hat mit ihm gesprochen.

Nach drei Saisonen mit vielen besseren und schlechteren Phasen, aber jeweils ohne ernsthafte Chance auf den Bundesliga-Aufstieg, startet die Vienna in wenigen Wochen den nächsten Anlauf.

Im sportlichen Bereich federführend bleibt Andreas Ivanschitz, der am jungen Cheftrainer Mehmet Sütcü festhält, ihm aber Aleksandar Gitsov - zuletzt bei St. Pölten - zur Seite stellt.

Die 2. Liga ist also wieder um ein Trainerduo reicher. Mit 90minuten hat der Sportdirektor der Döblinger über genau diese Entscheidung, die Kaderplanung und seine persönliche Zukunft gesprochen.

90minuten: Einer der ersten Neuzugänge für die kommende Saison ist auf der Trainerbank zu finden. Aleksandar Gitsov wird ein Trainerduo mit Mehmet Sütcü bilden. Man kann schon sagen, dass die beiden Fußball ähnlich denken, oder?

Andreas Ivanschitz: Ich denke, wir haben mit Aleksandar jemanden gefunden, der gut zu uns passt. Wir haben im Frühjahr einige Gespräche geführt, weil wir Verstärkung gebraucht haben, mit der jetzigen Lösung bin ich sehr zufrieden. Er wird sich vor allem auf die Defensive, das Spiel gegen den Ball, Standards und Videoanalyse fokussieren. Diese Bereiche können wir damit besser abdecken. Alex wird das Team super verstärken.

90minuten: Bei einem Trainerduo stellt sich natürlich immer die Frage nach der Aufgabenverteilung. Die haben Sie jetzt schon zum Teil beantwortet - wie teilen die beiden sich die Verantwortung, die ihre Position mitbringt?

Ivanschitz: Wir haben eine flache Hierarchie. Mehmet Sütcü war schon in der letzten Saison sehr auf Teamarbeit bedacht, und gemeinsam mit Alex bilden sie nun ein Trainerteam. Dazu kommt noch Roman Kienast als Co-Trainer, der sich um die Offensive kümmern wird. Memo und Alex sollen die Mannschaft gemeinsam führen - Mehmet bringt viel fußballerische Erfahrung mit und weiß genau, was die Spieler brauchen, während Alex mit seiner Herangehensweise und Expertise das perfekt ergänzt. Mit Patrick Kostner gibt es einen Tormanntrainer und für die Athletik Nikola Zivotic, den wir vor einem Jahr dazu holen konnten. Ich habe vollstes Vertrauen in diese Gruppe.

Mehmet Sütcü bleibt Vienna-Cheftrainer, jetzt aber in einem Duo mit Aleksandar Gitsov
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Mehmet Sütcü bleibt Vienna-Cheftrainer, jetzt aber in einem Duo mit Aleksandar Gitsov

90minuten: Es werden Situationen kommen, in denen jemand eine Entscheidung treffen muss. Ich denke da zum Beispiel an alltägliches wie eine Mannschaftsaufstellung. Wer ist dafür zuständig?

Ivanschitz: Bei uns wird vieles im Team besprochen und gemeinsam vorbereitet. Wichtig ist, dass alle an einem Strang ziehen und jeder seine Stärken einbringt. Wir haben klare Abläufe, und die beiden sind sehr gut darin, ihre Ideen gemeinsam mit dem Trainerteam umzusetzen. Memo konnte letzte Saison Erfahrungen sammeln und hat gerade die Prüfung für die A-Lizenz erfolgreich absolviert. Alex wird im Herbst den Pro-Lizenz-Kurs abschließen. Dann sind wir auch gut aufgestellt, was die Lizenzen betrifft.

90minuten: Die Lizenzen sind natürlich das Thema, das über dieser Trainerfrage bei der Vienna gehangen ist. Könnte sich Mehmet Sütcü theoretisch direkt anschließend an die A-Lizenz für den Pro-Lizenz-Kurs bewerben?

Ivanschitz: Das werden wir uns anschauen. Man muss für eine gewisse Zeit im Job tätig sein, das braucht seine Zeit. Und es ist ja nicht Sinn der Sache, da irgendetwas zu überspringen. Wichtig ist, dass alle unsere Trainer täglich gute Arbeit leisten, die Mannschaft entwickeln und parallel ihre eigenen Schritte machen. Es wird sicher das Ziel sein, dass er so schnell wie möglich in einen Kurs kommt. Wir werden ihn dabei unterstützen.

Wir haben keine Ablöse bezahlt. Es war klar, dass er das mit seinem ehemaligen Verein bespricht und löst.

Ivanschitz über Gitsov

90minuten: Aleksandar Gitsov war zuletzt in St. Pölten tätig, dort hätte er noch einen Vertrag bis 2026 gehabt. Ist für ihn eine Ablöse geflossen?

Ivanschitz: Nein. In Gesprächen mit ihm und seinem Management war immer klar, dass er das mit seinem ehemaligen Verein bespricht und löst, das ist auch so passiert. Damit war er für uns frei, wir haben keine Ablöse bezahlt.

90minuten: Mit Blick auf euren Cheftrainerposten wurde immer wieder darüber spekuliert, ob nicht vielleicht doch ein erfahrener Trainer kommen soll. Jetzt habt ihr zwei, die deutlich unter 40 Jahre alt sind.

Ivanschitz: Es gibt natürlich verschiedene Denkansätze. Ich war mit der Arbeit von Mehmet Sütcü und seinem Team bisher sehr zufrieden. Für mich als Sportdirektor gab es keinen Grund, zwingend etwas zu verändern. Wir haben natürlich mit dem ein oder anderen Kandidaten gesprochen, uns dann - gemeinsam mit dem Präsidium - aber für den aktuellen Weg entschieden. Wir können stolz darauf sein, dass wir auch Trainer aus den eigenen Reihen bis in die Kampfmannschaft bringen können.

90minuten: Und dieser aktuelle Weg ist einmal auf die Saison 2025/26, oder längerfristig ausgelegt? Bei Aleksandar Gitsov wurde keine Vertragslaufzeit kommuniziert.

Ivanschitz: Wir wollen natürlich möglichst lange zusammenarbeiten. Fürs Erste haben wir uns an den aktuellen Verträgen des restlichen Trainerteams orientiert.

90minuten: Eine letzte Frage zum Trainerteam liegt auf der Hand - Ende April habt ihr Chefscout Stefan Manzana Marin, der eine Pro-Lizenz hält, zum Cheftrainer gemacht, Mehmet Sütcü ist vorübergehend in die zweite Reihe gerückt. Hintergedanke war, dass die Vienna die Bundesliga-Lizenz erhalten und damit eine theoretische Aufstiegschance waren wollte. War die Lösung Ihre Idee?

Ivanschitz: Wir haben schon im Dezember oder Jänner darüber gesprochen, weil wir gegen Ende der Rückrunde nicht weit weg von der Tabellenspitze gelegen sind. Im Frühjahr war der Abstand ein Stück größer, wir haben aber wieder eine gute Serie hingelegt - in meiner Position bin ich dafür verantwortlich, dass wir auch auf unwahrscheinliche Szenarien vorbereitet sind. Stefan kennt die Mannschaft gut, auch sportlich war das deswegen für uns ein Mehrwert. Wir haben alle Schritte auch immer bewusst transparent kommuniziert. Am Ende haben wir es leider nicht geschafft und jetzt eine längerfristige Lösung gefunden.

Das Vienna-Trainerteam gegen Ende der Saison 2024/25, angeführt von Stefan Manzana Marin.
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Das Vienna-Trainerteam gegen Ende der Saison 2024/25, angeführt von Stefan Manzana Marin.

90minuten: Ein finanzieller Bonus, der jenen Vereine, die die Lizenz erhalten, zusteht, hat bei den Überlegungen im Frühjahr keine Rolle gespielt?

Ivanschitz: Nein! Es ging nie um Geld, wir haben keinen Bonus erhalten. Soweit ich weiß, wären wir dafür auch nicht infrage gekommen, weil bestimmte Infrastrukturkriterien erfüllt werden müssen.

90minuten: Kommen wir zum Kader für die kommende Saison. Die ein oder andere Verstärkung ist schon angekommen. Wie viel vom geplanten Transferprogramm ist schon abgeschlossen?

Ivanschitz: In erster Linie war es wichtig, uns nach der abgelaufenen Saison kritisch und ehrlich zu hinterfragen. Wir waren alle nicht zufrieden, die Resultate waren am Ende nicht so, wie wir uns das vorgestellt haben. Wir haben Positionsprofile geschärft und müssen vielleicht andere Reize setzen, als bisher. Ein erster Schritt war, zu entscheiden, mit welchen Spielern aus unserem Kader wir weitermachen wollen. Parallel waren wir in unserer Suche nach Verstärkungen schon weit fortgeschritten und konnten die ein oder andere Verpflichtung früh unter Dach und Fach bringen. Das waren die ersten beiden Phasen. Jetzt sind wir in der dritten Phase, in der sich entscheidet, ob uns der ein oder andere Spieler noch verlassen wird. Gleichzeitig wollen wir den Kader punktuell weiter verstärken. Was mir wichtig ist, ist das Zeichen an den Nachwuchs. Als Belohnung für gute Arbeit in der letzten Saison wollen wir einigen jungen Spielern erste Profiverträge geben.

90minuten: Geht es bei den möglichen Abgängen um Ausleihen von Ergänzungsspielern?

Ivanschitz: Wir haben den ein oder anderen Spieler, der sich verändern möchte. Dazu haben wir uns auch schon ausgetauscht. Jetzt warten wir ab, was sich tut. In den nächsten Wochen werden wir wie gesagt auch selbst den Markt sondieren, um zu schauen, wer uns stärker machen kann.

Ich hatte noch keinen direkten Kontakt mit ihm. Wir werden sehen, was die nächsten Wochen bringen.

Ivanschitz über Markus Pink

90minuten: Dann frage ich gleich direkt nach - die Vienna wird seit kurzem mit Markus Pink in Verbindung gebracht. Ist da etwas dran?

Ivanschitz: Aus Respekt vor dem WAC und dem Spieler möchte ich eigentlich nicht zu viel sagen, Markus Pink hat einen laufenden Vertrag. Ich hatte noch keinen direkten Kontakt mit ihm. Markus wird mit uns in Verbindung gebracht, weil er eine Vienna-Vergangenheit hat und ein exzellenter Stürmer ist. Wir werden sehen, was die nächsten Wochen bringen. Fakt ist, dass wir uns in der Offensive weiter verstärken wollen, auch wenn wir bereits jetzt viele gute Jungs im Kader haben.

90minuten: Auch Noah Bischof wurde hin und wieder erwähnt…

Ivanschitz: Noah war in seiner Zeit bei uns ein Key-Player. Ich glaube, die Zeit bei der Vienna hat ihm gutgetan, er hatte Spaß und das macht im Fußball am Ende des Tages sehr viel aus. Wenn er eine Option sucht, hätten wir natürlich Interesse. Das haben wir mit ihm und seinem Management auch offen kommuniziert. Sie wissen Bescheid. Auch hier müssen wir abwarten, was die nächsten Wochen bringen.

90minuten: Der Bedarf nach Verstärkung ist naheliegend, die Vienna hat mit Kelvin Boateng ihren Topscorer an die Wiener Austria verloren. Hat es bei ihm überhaupt eine Chance auf Verlängerung gegeben?

Ivanschitz: Was bei der Analyse unseres Frühjahrs gerne vergessen wird ist, dass wir es mit den Wechselgedanken bei Boateng, der schweren Verletzung von Monschein und dem Abgang von Sanogo nicht immer einfach hatten. Auch Markus Rusek, den wir dazugeholt haben, hat sich gleich verletzt. Da waren einige Themen dabei. Boa zu verlieren war natürlich sehr schade, wir haben wirklich alles versucht und schon im vergangenen Herbst erste Gespräche geführt. Es war dann aber schon mit Anfang des Jahres klar, dass es sehr schwierig werden wird. Für uns war das natürlich bitter, aber im Fußball gehört das einfach dazu.

Natürlich wäre er ein absoluter Gewinn für uns gewesen, man muss seine Entscheidung aber respektieren und den Hut ziehen.

Ivanschitz über Guido Burgstaller

90minuten: Auch mit Guido Burgstaller habt ihr Gespräche geführt.

Ivanschitz: Wir hatten natürlich ein Auge darauf, wie es ihm geht. Am Ende der Saison ist er wieder auf dem Platz gestanden und hat Rapid dabei geholfen, Ziele zu erreichen. Ich habe parallel mit ihm das B-Trainerdiplom gemacht, wir haben uns immer wieder ausgetauscht und auch mit seinem Management gesprochen. Hätte er weitergespielt, wären wir nicht seine einzige Option gewesen, trotzdem haben wir uns mit ihm beschäftigt. Natürlich wäre er ein absoluter Gewinn für uns gewesen, man muss seine Entscheidung aber respektieren und den Hut ziehen. Er ist ein toller Charakter und herausragender Fußballer, für uns war er aber leider keine Option mehr.

90minuten: Bis jetzt hat die Vienna sich ausschließlich mit ablösefreien Transfers verstärkt. Wie viel Budget steht denn für den restlichen Sommer noch zur Verfügung?

Ivanschitz: Da muss ich die Erwartungen, die es von außen gibt, vielleicht ein Stück weit dämpfen. Wir holen Spieler, die auf dem Markt verfügbar sind und Lust auf das Projekt Vienna haben. Wir können derzeit aber keine Ablösen zahlen. Das macht die Suche natürlich komplizierter, aber es gibt trotzdem viele Spieler, die für uns infrage kommen.

90minuten: Neben Boateng habt ihr - wie schon angesprochen - im Winter auch Mohamed Sanogo verloren, in diesem Fall habt ihr selbst eine Ablöse erhalten. Muss das der Vienna in Zukunft noch öfter gelingen, um irgendwann selbst mehr investieren zu können?

Ivanschitz: Definitiv. Ich bin der Überzeugung, dass es Fußballvereinen guttut, Spieler zu entwickeln und weiterzuverkaufen. Bei Sanogo ist uns das hervorragend gelungen, es war die höchste Ablöse, die die Vienna je bekommen hat. Natürlich haben wir Qualität verloren, das muss man im Hinterkopf haben, weil wir ja auch sportliche Ziele erreichen wollen und müssen. Wenn wir den Spieler nicht ersetzen können, bringen wir sie vielleicht in Gefahr. Die Vienna ist erst seit drei Jahren zurück im Profifußball, andere Vereine - zum Beispiel Ried - haben ein ganz anderes Fundament. Wir sind dabei, Aufbauarbeit zu leisten und vernünftig zu wirtschaften. Wir haben treue Sponsoren und ein gutes Budget, darauf gilt es aufzubauen. Langfristig soll es uns natürlich gelingen, Spieler zu entwickeln und für andere Vereine interessant zu machen.

90minuten: Wie viel kann man sich in der kommenden Saison vom eigenen Vienna-Nachwuchs erwarten?

Ivanschitz: Wir wollen der Jugend eine gute Plattform bieten. Ich habe diesen Bereich mit aufgebaut und versucht, Strukturen zu verankern. Ich schaue nach wie vor mit beiden Augen darauf, es ist ein wesentlicher Teil unseres Vereins. Im Idealfall gehen möglichst viele Spieler den Weg über den Nachwuchs, das NLZ, die zweite Mannschaft bis zu den Profis. Das gilt auch für unsere Fußballerinnen, die einen ähnlichen Ansatz verfolgen. Das zeichnet die Vienna auch aus.

Der Vertrag ist noch nicht verlängert, aber es ist eigentlich nur noch Formsache und schon alles besprochen.

Ivanschitz über seinen auslaufenden Vertrag

90minuten: Bei Ihrer Präsentation als Vienna-Sportdirektor wurde ursprünglich eine Vertragslaufzeit bis Juni 2025 genannt. Jetzt stellt sich natürlich die Frage: Wurde Ihr Vertrag heimlich, still und leise verlängert?

Ivanschitz: Gut recherchiert! (lacht) Der Vertrag ist noch nicht verlängert, aber es ist eigentlich nur noch Formsache und schon alles besprochen. Wir haben nur noch keinen guten Zeitpunkt für die finale Unterschrift gefunden.

90minuten: Wie wohl fühlen Sie sich nach den ersten Jahren im Job als Sportdirektor?

Ivanschitz: Als Fußballer ist es natürlich nicht einfach, gleich wieder etwas zu finden, das einem wirklich Spaß macht. Ich habe meine Arbeit hier im Nachwuchs begonnen, das hat mir sehr gutgetan, die Vienna war ein absoluter Glücksfall für mich. Es ist ein ambitionierter Verein, wo noch viel aufgebaut werden kann. Die Arbeit ist intensiv, aber ich habe ein tolles Umfeld, in dem ich meine Inputs und Erfahrungen weitergeben kann, gleichzeitig aber viel lerne. Hoffentlich darf ich hier noch einige sportlich erfolgreiche Jahre erleben und die Werte des Vereins, diesen familiären Charakter, weiter pflegen. Im Idealfall möchte ich natürlich mit dabei sein, wenn die Vienna den Sprung in die Bundesliga schafft.

90minuten: Vor einigen Tagen ist bekannt geworden, dass Ihr Sohn Ilia nächstes Jahr für den FC Liefering spielen wird - es könnte also zum direkten Duell kommen. Wie groß ist die Freude und Vorfreude darauf?

Ivanschitz: Ilia kann jetzt seine ersten Schritte in den Erwachsenenfußball machen. Ich bin sehr froh und stolz, dass er seinen Weg über die letzten Jahre so konsequent gegangen ist. Er ist sehr lernwillig und aufmerksam, Ilia ordnet dem Fußball alles unter und in Salzburg hat er natürlich die perfekten Rahmenbedingungen, um sich weiterzuentwickeln. Ich würde es ihm wünschen, dass er in der kommenden Saison das ein oder andere Mal auf dem Platz steht, wenn es gegen die Vienna passiert, freut es mich natürlich umso mehr. Wir werden sehen, er soll jetzt einmal ankommen und dann wird sich alles andere ergeben.


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