Nach Kreuzbandriss: Wie geht es in der Causa Paul Komposch weiter?
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Nach Kreuzbandriss: Wie geht es in der Causa Paul Komposch weiter?

Für Verteidiger Paul Komposch, sein Management und den TSV Hartberg ist mit dem Kreuzbandriss am Montag der Worst Case eingetreten. Inmitten der Vertragsstreitigkeiten wird der 24-Jährige kommende Woche operiert.

Am Montag, beim Trainingsauftakt des TSV Hartberg, hat die junge Karriere von Paul Komposch einen Knick bekommen. Der seit kurzem 24-Jährige hat sich einen Riss des vorderen Kreuzbandes im rechten Knie zugezogen, eine schlimme Diagnose für jeden Profi. Für Komposch, um den sich über die vergangenen Monate vertragsrechtliche Nebenschauplätze aufgetürmt haben, stellen sich jetzt aber zusätzlich große Fragen nach der eigenen Zukunft.

90minuten hat den TSV Hartberg und Spielerberater Thomas Freismuth um eine erste Einordnung gebeten.

OP in wenigen Tagen

Fest steht, dass Komposch in wenigen Tagen operiert wird, danach steht eine mehrmonatige Reha an, die er in Hartberg antreten wird. Wie lange die Verletzungspause dauern wird, ist noch offen.

Paul geht es den Umständen entsprechend gut. Es waren sehr schwierige Stunden und Tage.

Berater Thomas Freismuth

"Wir müssen leider davon ausgehen, dass er erst nächstes Jahr wieder spielen kann", bestätigt TSV-Obmann Erich Korherr. Man wird sich nach Ersatz umschauen müssen. "Wenn man eine schwerwiegende Verletzung hat, ist es klar, dass man ein bisschen angeschlagen ist. Er hat es mit Fassung getragen und ist stark genug, um gut davon zurückzukommen."

"Paul geht es den Umständen entsprechend gut", bestätigt auch Freismuth. "Es waren sehr schwierige Stunden und Tage. Ändern kann man es leider nicht mehr."

Bei den meisten anderen Spielern könnte der Bericht an dieser Stelle enden, bei Paul Komposch ist die Situation komplizierter.

Vorerst Vertrag in Hartberg

Bei seinem Wechsel von Sturm Graz zum TSV Hartberg hat der Innenverteidiger 2023 einen Zweijahresvertrag unterschrieben, in dem eine vereinsseitige Verlängerungsoption bis 2026 verankert war. Bedingung für eine Aktivierung war der Erhalt der Bundesliga-Lizenz. Hartberg wurde die Lizenz zuerkannt, die Option hatte man aufgrund einer festgelegten Frist bereits kurz davor ziehen müssen - die Frage, über die aktuell noch final entschieden werden muss, ist: Tritt die Verlängerung in Kraft, obwohl der Verein erst nach einer Entscheidung für die Verlängerung mit Sicherheit wissen konnte, dass er das Kriterium erfüllen kann?

Der zuständige Bundesligasenat hat Hartberg bereits recht gegeben, die Spielergewerkschaft VdF und Komposch-Manager Freismuth haben gegen diese Entscheidung Protest eingelegt. Wie es weitergeht, ist noch einigermaßen offen. Vorerst profitiert der Spieler von seiner Anstellung in Hartberg: Er ist versichert, bezieht Gehalt und kann im Vereinsumfeld am Comeback arbeiten. Sollte der Protest erfolgreich sein, dürfte er den Bundesligisten zwar ablösefrei verlassen, müsste die Vereinssuche aber unter erschwerten Bedingungen antreten.

Hartberg mit offenen Armen

Unmittelbar nach der Verletzung hat der Verein - vertreten von Korherr und Präsidentin Brigitte Annerl - dem Spieler volle Unterstützung versprochen. "Unsere Spieler liegen uns am Herzen und wir unterstützen Paul auf jeden Fall und freuen uns, ihn in einigen Monaten wieder auf dem Spielfeld zu sehen. Unser Fokus liegt darauf, die aktuellen Herausforderungen gemeinsam zu bewältigen und gestärkt daraus hervorzugehen", hieß es am Mittwoch in einem Statement.

Wir sprechen fast täglich. Über ihn lasse ich gar nichts kommen. Paul ist ein Vorzeigeprofi.

Hartberg-Obmann Erich Korherr

Auch gegenüber 90minuten bekräftigt Erich Korherr das gute Verhältnis zu Komposch: "Es ist so, wie es immer war. Er ist - wie viele andere Hartberger - ein toller Bursche. Wir sprechen fast täglich. Über ihn lasse ich gar nichts kommen. Paul ist ein Vorzeigeprofi, einen solchen Spieler kann man sich nur wünschen."

Beratungen und Gespräche laufen

"Der Fokus liegt jetzt einmal auf der Genesung und der OP - danach werden wir über seine Zukunft sprechen", erklärt Thomas Freismuth. Die Gespräche mit Hartberg laufen schon seit vergangenem Oktober, klarerweise gibt es auch jetzt Kontakt. Für das Camp des Spielers gibt es jetzt mehrere Szenarien zu besprechen, allerdings erst in einigen Tagen. "Wir werden uns nach der Operation zusammensetzen", so Freismuth.

Wann eine Entscheidung des Protestkomitees der Bundesliga zu erwarten ist, weiß keine der beteiligten Parteien.

Komposch wollte "nächsten Schritt"

Über einen möglichen Transfer des Leistungsträgers wurde schon im Winter spekuliert, Gespräche wurden vor allem mit dem LASK geführt. Damals schob Hartberg einen Riegel vor, um die sportlichen Ziele nicht zu gefährden - ein Cup-Finale als gemeinsames Highlight gibt dieser Entscheidung wohl recht.

Im 90minuten-Interview aus dem vergangenen Februar machte Paul Komposch deutlich: "Ich bin überzeugt, dass ich bereit für den nächsten Schritt bin." Zusätzlich merkte er aber auch an: "Mein Austausch mit Erich (Anm.: Korherr) und Brigitte (Anm.: Annerl) war in diesem Punkt auch immer sehr wertschätzend. Wir sind relativ positiv verblieben, dass wir eine Lösung für den Sommer finden."

Das Interview aus dem Februar zum Nachlesen:

Anfragen von Vereinen hat es über die vergangenen sechs Monate gegeben. Zum aktuellen Zeitpunkt will sich Berater Freismuth aber nicht mehr zu Transferthemen äußern. Auch Spekulationen und Gerüchte über mögliche Vorverträge oder ähnliche Konstruktionen sollen unkommentiert bleiben.

Vielleicht gibt die aktuelle Situation allen Beteiligten Anlass, sich - unabhängig von einer Entscheidung des Bundesliga-Protestkomitees - doch noch einmal an einen Tisch zu setzten, um eine Lösung im Sinn des Spielers zu finden. In der kommenden Woche sollte sich abzeichnen, in welche Richtung sich die Causa Komposch entwickeln wird.


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