Im Spiel gegen den SK Rapid am Sonntag wäre der Abwehrchef von Blau-Weiß Linz, Manuel Maranda, fast mit einem Tor zum Matchwinner geworden. Letztendlich hatte der VAR etwas dagegen. Der 27-Jährige ist aber sowieso - auch ohne seinen ersten Saisontreffer - nicht aus der Mannschaft des Tabellensechsten wegzudenken.
Maranda ist eine Konstante wie kaum ein anderer Bundesliga-Spieler: Seit der zweiten Runde der vergangenen Spielzeit hat der Innenverteidiger 64 Spiele am Stück absolviert, allesamt über die volle Distanz. Neben ihm haben nur drei seiner Kollegen keine Spielminute der Saison 2024/25 verpasst. Hat man das als Spieler im Hinterkopf? "In der Winterpause habe ich eine Statistik gesehen. Wie viele es genau sind, wusste ich aber nicht", erklärt Maranda im Gespräch mit 90minuten.
Diese Spieler haben 2024/25 noch keine Bundesliga-Minute verpasst:
Spieler | Verein | Position | Gespielte Minuten |
---|---|---|---|
Samuel Şahin-Radlinger | Austria Wien | Torwart | 2.520 |
Adam Stejskal | WSG Tirol | Torwart | 2.520 |
Raphael Sallinger | TSV Hartberg | Torwart | 2.520 |
Manuel Maranda | Blau-Weiß Linz | Innenverteidiger | 2.520 |
"Eine Bedingung dafür, Profi zu sein"
Dass die Voraussetzungen bei Blau-Weiß anders sind, als in Wien-Hütteldorf, Salzburg oder Graz, spricht Maranda direkt offen an: "Ich muss dazusagen, dass wir nur in wenigen Wochen eine Doppelbelastung hatten. Wenn man jede Woche zweimal spielt, wird es noch schwieriger, keine Partie zu verpassen."
Drei englische Wochen hat Blau-Weiß Linz in dieser Saison absolviert, der Vergleich zu anderen Vereinen - zum Beispiel dem SK Rapid - fällt deutlich aus:
Verein | Saisonspiele | Tage zwischen Spielen im Schnitt |
---|---|---|
Blau-Weiß Linz | 35 | 6,1 |
SK Rapid | 51 | 4,1 |
Schmälern soll das die Leistung des Linzer Vizekapitäns keinesfalls. Maranda selbst sieht das Thema gelassen: "Von einem Spiel erholt man sich schon, das ist einfach eine Bedingung dafür, Profi zu sein. Nach fünf oder sechs Tagen sollte man wieder fit für 90 Minuten sein."
Auch die Gesundheit, die ein Stück weit mit dem Faktor Glück verbunden ist, muss mitspielen: "Wenn ich von mir ausgehe, bin ich einfach froh, dass ich nicht nur in dieser Saison, sondern generell in meiner Karriere nie gröbere Probleme hatte."
"Als Kapitän ist es einfacher, keine Gelbe Karte zu bekommen"
Nicht nur der körperliche Zustand muss passen, um dem eigenen Team immer zur Verfügung zu stehen. Gerade im defensiven Bereich gerät man schnell in heikle Situationen, Gelbe Karten sind oft nicht vermeidbar. Für Maranda schon, seit dem Bundesliga-Aufstieg hat er erst insgesamt fünf gesammelt, zwei in dieser Saison.
Wie ist das möglich? "Indem man nicht übervorsichtig ist, aber schon mit Kopf in den Zweikampf geht und nicht einfach drauf los."
Es kann sein, dass hin und wieder ein Gegner vorbeigekommen ist, weil ich das Foul vermieden habe.
Wie die erwähnte Bilanz zeigt, hat er einen Zugang gefunden, der für ihn funktioniert: "Auch wenn der Puls hoch ist und man unter Druck steht, ist es wichtig, unnötige Fouls zu vermeiden. Das ist mir immer gut gelungen, weil ich bewusst attackiere. Es kann sein, dass vielleicht hin und wieder ein Gegner vorbeigekommen ist, weil ich das Foul vermieden habe. Ich nehme schon Risiko, aber kann es gut einschätzen. Im Großen und Ganzen bin ich damit aber immer gut gefahren."
Mit einem Augenzwinkern fällt Maranda dann noch ein weiterer Grund ein: "Als Kapitän ist es wahrscheinlich einfacher, keine Gelbe Karte zu bekommen, wenn man mit dem Schiedsrichter redet."
Intensives Training, auch als Innenverteidiger
Teil einer weiteren erfolgreichen Saison der Stahlstädter ist die Arbeit auf dem Trainingsplatz unter Gerald Scheiblehner und seinem Team. Auch Manuel Maranda sieht hier ein wichtiges Element: "Bei uns wird sehr viel Wert auf Intensität gelegt. In einer normalen Trainingswoche ohne Doppelbelastung haben wir eine richtig anstrengende Einheit, die eigentlich die Intensität eines Spiels simuliert. Danach bekommen wir die Zeit zum Regenerieren, um am Wochenende fit zu sein."
Vor allem unsere erste Linie und die Außenverteidiger müssen viel mehr laufen als ich in der Mitte.
Die Belastung unterscheidet sich auch hier, innerhalb der Mannschaft verteilt sie sich je nach Position: "Vor allem unsere erste Linie und die Außenverteidiger müssen viel mehr laufen als ich in der Mitte", meint der Innenverteidiger.
"Ich muss ständig aufmerksam sein und die Übersicht behalten, die körperliche Belastung ist aber meistens geringer. Beides ist anstrengend, aber anders. Das Training ist trotzdem für jeden gleich und ich glaube, dass ich deswegen für meine Position sehr gut vorbereitet bin."
Abgesehen vom Mannschaftstraining und der Arbeit im Kraftraum haben die Spieler in Linz viele Freiheiten. Maranda setzt auf bewährte Mobilisierungsübungen, eine Faszienrolle und vor allem Disziplin: "Nach Spielen werden wir sehr gut betreut. Ich nutze das, da ist auch nicht viel Besonderes dabei. Aber ich mache es konsequent und eigentlich an jedem Tag und nicht nur hin und wieder. Für mich ist das ein wichtiger Schlüssel, um fit zu bleiben."
Langfristige Verlängerung in Linz
Nach seiner Ausbildung bei der Admira und Stationen in Innsbruck, bei Carl Zeiss Jena in Deutschland und dem SKN St. Pölten wäre im Sommer wieder ein Vereinswechsel möglich gewesen. Ende März einigten sich Verein und Spieler dann aber doch auf eine Vertragsverlängerung, die Laufzeit von vier Jahren war ein Wunsch Marandas.
Ich habe mir vorgenommen nur wegzugehen, wenn es nicht nur finanziell, sondern auch sportlich Sinn macht.
"Ich habe mir vorgenommen nur wegzugehen, wenn es nicht nur finanziell, sondern auch sportlich Sinn macht. Meine Verlängerung schließt das für die Zukunft nicht aus, im Fußball kann immer etwas passieren. Wenn ich für die nächsten vier Jahren hier bleibe - und davon gehe ich aus - bin ich damit sehr glücklich", erklärt er gegenüber 90minuten.
"Ich bin jetzt vier Jahre hier und immer noch extrem glücklich. Ich habe viele Leute kennengelernt, die schon lange im Verein sind - sie sind für mich ein Grund, warum ich gerne da bin."
Duell mit Rapid um Platz 5
In den vier Liga-Duellen mit dem SK Rapid hat Blau-Weiß Linz klar die Überhand behalten, drei Siege und ein Remis sind eine beachtliche Bilanz.
Warum es so gekommen ist, kann der Linzer Abwehrchef nicht sagen. "Vielleicht liegt es daran, dass wir wissen, worum es geht. In entscheidenden Spielen waren wir oft gut: Letztes Jahr, heuer gegen Hartberg im letzten Spiel vor der Meistergruppe. Ich weiß keinen genauen Grund, der dafür spricht, dass wir uns gegen Rapid leichter tun. Wir haben nur dann eine Chance, wenn wir in solchen Spielen mehr kämpfen, mehr laufen und uns mehr hineinhauen als der Gegner. Und das haben wir einfach gut gemacht."
Noch beträgt der Rückstand auf den fünften Platz in der Tabelle einen Punkt, die Teilnahme am Europacup-Playoff ist also in Reichweite. Der Plan ist deshalb klar: "Wenn man im oberen Playoff spielt, will man nicht Sechster werden. Wir haben uns schon vorgenommen, nicht einfach mitzuspielen."