2010 schloss sich ein Kreis. Christian Mayrleb, der als achtjähriger Bub Anfang der 80er beim SK VÖEST in Linz als Torhüter anfing, beendete mit 38 Jahren beim LASK seine Karriere.
Dazwischen liegen 494 Bundesliga-Partien mit 186 Toren, dutzende internationale Partien, drei in der Premier League und 29 Länderspiele.
Heute ist Christian Mayrleb bereits Großvater und betrat wieder die große Fußballbühne; als Assistent seines langjährigen Freundes Manfred Schmid beim TSV Hartberg
Zeit, eine Legende des heimischen Fußballs vorzustellen, in seinen eigenen Worten:
1998 - Der zweite Legionär
Christian Mayrleb kommt 1994 von Ried zur Admira in die Bundesliga. In der 2. Liga hatte er mit insgesamt 37 Goals in 78 Partien eine Duftmarke gesetzt. 1996 holt ihn der FC Tirol. Mit diesem spielte er Europacup. Und aus ihm wurde nach Alex Manninger der zweite Premier-League-Legionär aus Österreich. Aus dem Spitznamen Moarlie wurde "MacMoarlie".
Christian Mayrleb: Wir haben mit dem FC Tirol in der 2. Runde gegen Celtic Glasgow gespielt. Ich habe daheim beide Treffer zum 2:1-Sieg erzielt. Auswärts haben wir 3:6 verloren, ich habe wieder getroffen. Celtic wollte mich holen, der Transfer hat sich aber zerschlagen. Durch den UEFA Cup sind Sheffield Wednesday und Leeds United auf mich aufmerksam geworden.
Nach dem ersten Probetraining hat mir Sheffield einen 1,5-Jahres-Vertrag angeboten, mit einer Option auf drei Jahre. Für mich war das nicht leicht, weil meine älteste Tochter schon in Tirol in die Schule gegangen ist und ich zwei Monate alleine im Hotel war. Meine Frau und die Kinder sind zu Besuch gekommen, und es gefiel ihnen nicht. Drei Jahre wollte ich nicht so leben. Man konnte schon einiges mehr als in Österreich verdienen, aber Geld alleine ist nicht alles.
Es stand eine Traube aufgebrachter Fans rund um den Bus, ich bin über das Fahrerfenster eingestiegen und wir sind unter Polizeischutz weggebracht worden.
2000 - Skandal gegen Bregenz
Christian Mayrleb kehrt rasch nach Österreich zurück, heuert bei der Austria an. Am 26. August 2000 gibt es ein Spiel gegen Schwarz-Weiß Bregenz. Die Partie ist hektisch und in der 60. Minute geht es rund. Jiri Rosicky verletzt sich, der Bregenzer Jan Ove Pedersen kickt den Ball ins Aus. Das Spielgerät kommt zu Ernst Dospel, der den Ball aufgrund des Fairplay-Gedankens retour Richtung Vorarlberger befördert. Mayrleb bekommt nicht mit, dass dies eine Fairplay-Aktion war und schoss ein Tor. Austria-Mäzen Frank Stronach bestand auf eine Wiederholung.
Mayrleb: Darauf werde ich öfter angesprochen. Für mich war es wirklich nicht ersichtlich, dass ich den Ball nicht spielen durfte. Auch meine Mitspieler wie der Michi Wagner, die in meiner Nähe waren, wussten nicht, was passiert war und warum jetzt alle durchdrehen. Es gab dieses Wiederholungsspiel in Bregenz, das war richtig wild, mit vielen Karten. Das erste Spiel hatten wir 4:1 gewonnen, nun 2:1 verloren. Es stand eine Traube aufgebrachter Fans rund um den Bus, ich bin über das Fahrerfenster eingestiegen und wir sind unter Polizeischutz weggebracht worden.

2002 - Ein neuer Verein, für ihn das erste Mal
Zwei Jahre später verlässt Christian Mayrleb die Veilchen und heuert in Pasching an. Spediteur und Mäzen Franz Grad verpflichtet gemeinsam mit Namensgeber Superfund eine lange Liste an Stars: Edi Glieder, Wolfgang Mair, Roland Kirchler, Michael Baur – und eben Christian Mayrleb. Es ist eine erfolgreiche Zeit, 2004/05 wird er mit 21 Treffern Torschützenkönig.
Mayrleb: Es steckten Investoren dahinter, eben Franz Grad. Es hat viele Kicker geholt, die zu dieser Zeit kostenlos zu haben waren, und das ergab eine tolle Mannschaft, unter anderem eine Reihe an Spielern, die 2000 bis 2002 mit dem FC Tirol drei Mal Meister geworden sind. Wir waren immer in der oberen Tabellenhälfte, wir hatten sehr viel Qualität in der Mannschaft, das ist mir zugutegekommen.
Du kannst diese Zeit mit der heute gar nicht vergleichen. Jetzt spielen sehr viele im Ausland, damals so gut wie niemand.
2005 - Ende einer Nationalteamkarriere
1998 debütierte Christian Mayrleb im ÖFB-Trikot. Es sollten insgesamt 29 Spiele werden, die meisten absolviert er bis 2001. 2002 kickt er noch eine halbe Stunde gegen Kamerun, 2004 und 2005 kommen noch Spiele dazu, sein letztes von sechs Teamtoren schießt er beim legendären 3:3 gegen Nordirland, das Teamchef Hans Krankl als "irregulär" bezeichnet. Insgesamt war diese Zeit nicht die beste des Nationalteams.
Mayrleb: Du kannst diese Zeit mit der heute gar nicht vergleichen. Jetzt spielen sehr viele im Ausland, damals so gut wie niemand. Das erste Mal dabei war ich noch unter Herbert Prohaska. Sein Nachfolger Otto Baric war eine sehr interessante Persönlichkeit, Hans Krankl natürlich auch. Neidig bin ich den heutigen Kickern gar nicht. Die Generation vor uns hatte ja noch weniger. Der Fußball hat sich eben so entwickelt und ich gönne es allen Profis, dass sie ins Ausland gehen – und einiges an Geld zu verdienen. Als Co-Trainer möchte ich heute den Jungen helfen, sich genau so weiterzuentwickeln.
2006 - Ein neuer Verein, schon wieder
Die Ära Red Bull bricht an, mit Christian Mayrleb. Er trifft siebenmal, assistiert viermal. Noch in derselben Saison liefert er eine positive Dopingprobe ab.
Mayrleb: Das war eine tolle Herausforderung, sie haben einen komplett neuen Verein aufgestellt und lauter Topstars geholt, sei es aus Österreich, Deutschland oder anderen Ländern. Allerdings war es schwierig: Es gab nur einen Kunstrasenplatz, auf dem wir trainieren konnten, weswegen wir uns auswärts irrsinnig schwergetan haben, weil dort echter Rasen war. Es gab da noch kein Trainingszentrum.
Gedopt habe ich übrigens nicht. Ich nehme Blutdruckmittel und hatte diese wie immer genommen. Aber nach einer Verletzung meinte der Vereinsarzt, dass ich ein anderes nehmen sollte. Ich habe zigmal nachgefragt, ob es auf der Dopingliste steht. Das hat er verneint. Aber ich habe einen positiven Test abgegeben. Also eigentlich ist es ein Verschleierungsmedikament, also wenn man viel davon nimmt. Ich hatte eine Tablette genommen und wurde freigesprochen.

2010 - Sehr konstanter Torjäger
Nach den Bullen geht es für Christian Mayrleb zurück nach Pasching, nach einem Jahr weiter zum LASK, wo er 2010 im Oktober sein letztes Bundesliga-Spiel bestreitet. Mayrleb absolviert 17 Bundesliga-Saisonen. In zwölf Spielzeiten trifft er zweistellig, auch 2009/10, schon fast 38 Jahre alt.
Mayrleb: Heute gibt es natürlich die Topstars, die immer so 15, 20 Tore machen. Zu der Zeit so zu performen war aber nicht leicht. Meine Tore habe ich gemacht, weil ich einen Instinkt habe, aber es gehört vor allem harte Arbeit dazu, etwa im mentalen Bereich. Ich bin noch geblieben, wenn das Training für alle anderen vorbei war, habe Situationen durchgespielt, wie ich zum Abschluss kommen kann.
Irgendwann bist du aber natürlich froh, wenn du die Wochenenden zuhause bist. Ich habe ja mittlerweile zwei Enkelkinder.
2011 bis heute - Die Karriere nach und vor der Karriere
Christian Mayrleb wechselt in die 2. Landesliga Oberösterreichs, wird noch kickend Betreuer des ATSV Stadl-Paura und führt den Verein sogar in die Regionalliga. Der Aufstieg gelingt ihm mit einer Tordifferenz von 64 Toren. 2017 geht es zum ASKÖ Öedt, wo er wieder auf Franz Grad trifft. Von 2019 bis 2021 ist er Coach bei Donau Linz. Nun ist er Assistent beim TSV Hartberg.
Mayrleb: Ich war ja schon 38 Jahre, als ich beim LASK aufgehört habe und dann kamen viele Anrufe aus dem Unterhaus, ob ich nicht dort spielen will und ins Trainergeschäft reinschnuppern möchte. Ich habe die Ausbildung bis zur UEFA-A-Lizenz absolviert. Bei Stadl-Paura war es ein Wahnsinnsdurchmarsch! Eine tolle Zeit. Daneben habe ich immer gearbeitet, unter anderem als Geschäftsführer bei einem Fitness-Unternehmen und Chefcoach bei Donau Linz.
Später musste ich mich einer Knieoperation unterziehen und habe ein neues Knie bekommen. Irgendwann bist du aber natürlich froh, wenn du die Wochenenden zuhause bist. Ich habe ja mittlerweile zwei Enkelkinder. Dennoch hat mich das Profigeschäft gereizt. Es ging schnell. Cem Sekerlioglu, der bisherige Co des TSV, ist zum SKN St. Pölten gegangen, Manfred Schmid hat mich angerufen und musste mich nicht lange überzeugen.